Regeln in der Hundeerziehung als Dominanz betrachten?

vom 27.01.2017, 10:20 Uhr

Vor kurzem habe ich mitbekommen, dass sehr viele wirklich meinen, dass ein Hundehalter dominant ist, wenn er Regeln für seinen Hund aufstellt. Ich müsste dann wohl die Dominanz in Person sein, da ich doch einige Regeln aufgestellt habe, was meine Hunde betrifft.

Ich finde Regeln sicher wichtig und nur so kann meiner Meinung nach, dass Zusammenleben mit einem Vierbeiner wirklich funktionieren. Auch gibt es sicherlich mehr Probleme, wenn man dem Hund eben keine Grenzen setzt und er sich eben an bestimmte Dinge halten und danach richten muss. Allerdings hat das für mich so gar nichts mit Dominanz zu tun. Einer ging sogar soweit zu sagen, dass ein Hund durch die Regeln unterdrückt würde. Ich kann das absolut nicht nachvollziehen und konnte auch bei dem Hundehalter, um den es ging, keinerlei Anzeichen von dominantem Verhalten erkennen.

Könnt ihr euch erklären, wie man darauf kommt, dass Regeln in der Hundeerziehung reine Dominanz sind? Meint ihr, dass das immer noch schnell verwechselt wird? Wie kommt jemand auf so etwas?

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge



Ich habe rein generell ein Problem mit dem Begriff "Dominanz" in Verbindung mit Hundeerziehung, egal ob es nun heißt man selbst sollte dominanter sein oder ob es als schlecht angesehen wird. Wir sind keine Hunde. Das ist den Hunden auch klar. Man gehört irgendwie "zusammen", aber richtige Rudel bilden Tiere eben mit ihrer eigenen Art, nicht mit artfremden Tieren. Und außerhalb eines Rudels ist es irgendwie nicht so ganz passend, jemanden als "Alpha" oder "dominanter" zu bezeichnen.

Regeln sind für das Zusammenleben wichtig, egal ob das nun mit einem Vierbeiner oder einem anderen Menschen ist. Der Hund muss und will vor allem wissen, was okay ist und was nicht. Die meisten vertrauen ihren Menschen da, dass die schon wissen, was richtig ist, und sie wollen ihren Zweibeinern auch gefallen. Das können sie nicht, wenn sie keine Ahnung haben, was denn zutun ist. Hätte ich eine Mitbewohnerin, hätte die nicht in mein Zimmer zu kommen ohne vorher anzuklopfen.

Deshalb wäre ich ihr gegenüber doch nicht dominant. Mein Hund hat seinen Sofaplatz zu räumen, wenn ich da hinwill, und das weiß er und hat damit kein Problem. Dafür öffne ich ihm Türen, wenn er da durch will und darf. Und wenn er seine Ruhe will, akzeptiere ich das und lasse ihn in Frieden, das ist dann eine "Regel", die ich zu befolgen habe.

» Kalu-chan » Beiträge: 718 » Talkpoints: 11,85 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Das klingt für mich schon danach, als wollte man das Konzept der antiautoritären Kindererziehung jetzt auch schon auf Hunde übertragen. Das kann aber in meinen Augen nicht funktionieren. Egal ob Hund oder Kind, es müssen Regeln her, wenn es darum geht im Alltag gut miteinander auszukommen. Schließlich würde das Verhältnis darunter leiden, wenn jeder macht was er will.

Hunde sind eben Rudeltiere, das ist ganz normal und wenn man ihnen keine Grenzen aufzeigt und Regeln aufstellt, wird der Hund eben annehmen, dass er der Rudelführer ist und seinerseits wiederum Regeln aufstellen, die der Mensch dann zu befolgen hat. Das ist die Natur des Hundes und daher finde ich es unsinnig, wenn man den Hund gar nicht erzieht und im Prinzip machen lässt was man will.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Man kann einen Hund natürlich sehr dominant erziehen und jede Erziehung oder Regelaufstellung ist eine Form von Dominanz. Aber mir ist das Wort auch viel zu negativ besetzt und wird von dem Herrn ziemlich inflationär verwendet. Mein Hund muss auch einige Regeln befolgen, damit ich nicht wahnsinnig werde. Genauso befolge ich aber auch einige Regeln, damit es ihr gutgeht.

Ich finde, volle Dominanz übt man erst aus, wenn es dem Hund mit der Rolle als Untergeordnetem schlecht geht. Somit sind ein paar Regeln für das funktionierende Zusammenleben sozusagen Dominanz light und verdienen dieses negative Wort nicht.

Und natürlich kann sich der Hund mit Regeln nicht frei entfalten. Genauso wenig wie ein Kind. Aber ob dabei glücklichere Hunde und Kinder rauskommen, wage ich zu bezweifeln. Man muss abwägen. Mein Hund darf beispielsweise mit ins Bett, weil wir das beide schön finden. Man darf natürlich nicht alles verbieten, was Spaß macht. Aber alles erlauben ist auch falsch.

Denn ein paar Regeln muss es geben, damit Hund und Kind überleben. Und wo ein paar Regeln sind, fragen sich Hund und Kind immer, ob es noch mehr Regeln gibt. Ohne Struktur kann das schnell in Unsicherheit ausarten, was man denn nun darf und was nicht.

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Warum sollte ich als Mensch versuchen einen Hund zu dominieren? Das ist gleich doppelt hirnrissig, denn erstens sind Mensch und Hund keine gemeinsame Art und zweitens ist Dominanz immer nur in einem bestimmten Moment möglich. Davon kann ich mir für ein reibungsloses Zusammenleben überhaupt nichts kaufen.

Souveräne Führung, die dem Opportunisten Hund Vorteile bringt, sorgt für ein reibungsloses Zusammenleben und zuverlässige Arbeit beim Hund. Denn wenn etwas in seinem Interesse liegt, dann wird der Hund sich zuverlässig und freiwillig an dieser Führung ausrichten. Dafür muss ich ihn nicht einmal versuchsweise dominieren. :D

» cooper75 » Beiträge: 13411 » Talkpoints: 515,76 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


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