Sich alles aus Leben von Freunden merken müssen?
Ich versuche mir so gut es geht alles zu merken, was meine Freunde mir so erzählen. Schließlich möchte ich nicht irgendwie ignorant wirken oder so. Ich stelle aber fest, dass es Themenbereiche gibt, da kann ich nur sehr schwer folgen und mir auch nur schwer alles merken, auch wenn ich es natürlich versuche.
So habe ich zum Beispiel eine Freundin, die Ingenieurin ist und seit einigen Jahren arbeitet. Sie hatte mir früher schon erzählt, worüber sie die Bachelorarbeit oder die Masterarbeit geschrieben hat und ich habe mir wirklich versucht das zu merken, aber ich kriege es einfach nicht auf die Reihe, weil ich davon nichts verstehe. Eine andere Freundin hat Germanistik auf Lehramt studiert und hat ihre Thesis über irgendwas von Schiller geschrieben. Was die da noch mal analysieren musste, weiß ich gar nicht mehr, das war zu hoch für mich.
Mir ist das manchmal aber auch ziemlich unangenehm, wenn ich bei solchen fachspezifischen Sachen zum gefühlt zwanzigsten Mal nachfragen muss und es mir immer noch nicht merken kann. Aber glücklicherweise wissen meine Freund auch, dass das nichts mit Ignoranz zu tun hat. Die können sich schließlich auch nicht alles merken, was ich so gemacht und worüber ich im Studium so geschrieben habe. Wie seht ihr das? Muss man sich wirklich alles im Leben von Freunden merken? Ist man automatisch ein schlechter Freund, wenn man das nicht kann?
Müssen tu ich gar nichts, aber oft merke ich mir Sachen einfach, auch von Bekannten. Das kommt darauf an, wie spannend oder markant die Fakten waren. Bei manchen weiß ich noch nach 30 Jahren, was passiert ist. Man kann aber nicht verlangen, dass man sich alles merken muss, was einem je erzählt worden ist.
Ich denke nicht, dass man sich alles merken muss was Freunde jemals gemacht oder auch gesagt haben. Wäre auch reichlich unrealistisch sich alles merken zu können selbst wenn man wollte. Es reicht aus, wenn man einige Eckpunkte kennt und was ist daran so schlimm nochmals nachfragen zu müssen wenn es erneut auf das Thema kommt. Es ist nicht dein Schwerpunkt, damit kann auch niemand erwarten, dass du alles verstehst und noch weniger, dass du dir dazu auch alles merkst. Du weißt wo man nachfragen kann um die Information zu bekommen wenn man sie braucht, und das ist mindestens genauso viel Wert.
In meinen Augen ist man damit kein schlechterer Freund, als wenn man alles auswendig kennt und nichts davon vergisst was jemals gemacht oder gar gesagt worden ist. Das wäre doch viel unangenehmer, wenn man wirklich jeden Mist wüsste den man besoffen auf einer Feier mal von sich gegeben hat und der Freund das alles abspeichert und immer wieder vor kramen kann wenn es denn gerade passt.
Wenn ich ehrlich bin, könnte ich zum Thema meiner Magisterarbeit von vor 6 Jahren auch nicht mehr viel sagen. Und wenn ich es mir schon nicht mehr merken kann, kann ich Freunden oder Bekannten schlecht vorwerfen, dass sie sich die Höhepunkte meiner akademischen Karriere nicht gemerkt haben. Dazu kommt noch, dass ich meine Freunde anders als viele andere Leute nicht einmal in der Woche treffe, sondern vielleicht einmal im Quartal. Wenn es hoch kommt.
Von daher bin ich zwar schon der Meinung, dass man sich grundlegende Eckpfeiler der Biographie eines Freundes oder einer Freundin schon merken sollte. Sprich, ob jemand verheiratet ist, Name der Partnerin, ungefähres Alter eventueller Kinder und ähnliches. Bei Wohnorten und Jobs ändert sich schnell etwas, aber zumindest versuche ich mir immer den letzten Stand zu merken und zumindest im Kopf zu behalten, wer Lehramt studiert hat, und wer Medizin. Aber darüber hinaus sehe ich es eben so, dass die Leute ihr eigenes Leben haben, und ich bestenfalls von außen zuschauen kann, aber nicht über jedes Detail informiert sein muss, damit eine Freundschaft funktioniert.
Ich wüsste nun nicht warum man ständig nach der Bachelorarbeit fragen sollte, aber gut. Generell finde ich nicht, dass man zwingend alles wissen muss von seinen Freunden auch, wenn diese es schon mal gesagt haben. Alles kann man sich einfach nicht merken. Es wäre zwar top, wenn man sich alles merken könnte, aber das kann man einfach nicht und deswegen muss man dann nachfragen.
Ich finde es nicht schlimm, wenn Freunde mich nach Details aus meinen Leben zum wiederholten Mal befragen. Mit manchen Sachen können sie eben nichts anfangen und sich deswegen schlechter merken. Man muss sich einfach nicht alles merken.
Fachspezifische Sachen merke ich mir auch nicht. Nicht aus Desinteresse, sondern aus Mangel an Fachwissen. Die Bachelorarbeiten sind ja doch sehr speziell und damit kann ich einfach nichts anfangen. Bei mir im Freundeskreis schreiben gerade zwei Freundinnen ihre Bachelorarbeit. Die eine in BWL und die andere studiert Politikwissenschaften. Beide Arbeiten haben ordentlich Fachbegriffe im Titel und ich kann es mir beim besten Willen nicht merken. Sie haben mir aber grob und vereinfacht erzählt, was das genau bedeutet.
Ich schreibe nächstes Jahr meine Arbeit und ich bin mir sicher, dass sie damit genauso wenig etwas anfangen können, wie ich mit ihren Arbeiten. Darum geht es aber am Ende auch nicht. Man interessiert sich für das, was die Freunde machen ja trotzdem. Wichtig ist, dass man an sie denkt, wenn sie die Arbeit verteidigen und sich freut, wenn sie die bestanden haben. Und es gibt Wichtigeres. Interessant finde ich, ob es den Personen gut geht, wie es in der Beziehung und auf Arbeit läuft, was die Zukunft macht, ob sie Hilfe bei irgend etwas brauchen usw. Und sowas merke ich mir dann schon.
Es nimmt einem doch auch keiner übel, wenn man mal was vergisst. Eine Freundin von mir wollte im Januar mal wieder in unsere Heimatstadt kommen und ich habe mich letzte Woche erkundigt, wann sie denn hier sein will. Wir treffen uns nämlich immer, wenn sie mal da ist. Da hat sie dann auch geschrieben, dass sie nicht kommen wird, weil was familiäres vorgefallen ist und sie sich aber freut, dass ich dran gedacht habe, dass sie kommen wollte. Sie will dann bescheid sagen, wenn sie wieder mal da ist.
Meine Gedächtniskapazitäten sind begrenzt und selbst wenn ich wollte, könnte ich mir nicht alles merken, was im Leben auch nur einer einzigen anderen Person abgeht. Wie kommst du denn auch auf die Idee, dass gute Freundschaft etwas mit dem Merken diverser Dinge zu tun haben könnte?
Es ist doch völlig natürlich, dass man nicht den selben Wissensstand und die selbe Leidenschaft für Dinge hat wie eine andere Person. Und davon hängt es doch ab, wie gut erzählte Begebenheiten hängen bleiben. Und wenn mir jemand etwas erzählt, das ich nicht verstehe oder das mich schlicht nicht interessiert, merke ich mir das eben nicht. Ist doch ganz normal.
Egal, wie sehr ich eine andere Person mag - es wird immer Dinge in seinem Leben geben, die mich schlicht nicht interessieren. Diese Dinge gehen zum einen Ohr rein und spätestens nach dem Gespräch zum anderen wieder raus - so what?! Freundschaft hat für mich etwas mit dem Genießen des Zusammenseins, Spaß und Zusammenhalt zu tun. Dafür muss ich keine Details aus dem Leben des anderen kennen.
Würde man mich nach Alter und Geburtstag meines besten Freundes fragen, könnte ich dies ohne einen Blick in den Kalender und einen Taschenrechner wirklich nicht beantworten. Ich hab keine Ahnung von seinen Hobbies ist und von seinem Beruf verstehe ich nicht das Geringste. Und diese vermeintliche Ignoranz von Daten und Themen beruht auf Gegenseitigkeit. Es gibt immer wieder Dinge, die wir uns neu erzählen müssen, weil irgendwer wieder was vergessen hat. Trotzdem haben wir fast täglichen Kontakt, helfen uns auch in schweren Situationen gegenseitig, können über alles reden und haben immer Spaß miteinander. Sind wir nun aber eigentlich schlechte Freunde, weil wir uns nicht alles merken was den anderen betrifft?
Manchmal habe ich das Problem, dass ich mir zwar den Inhalt einer Erzählung oder Information von Freunden noch merken kann, ich mir aber nicht mehr sicher bin, von welcher Quelle diese stammen. Meine Freunde kennen das von mir schon und wissen genau, dass ich damit Schwierigkeiten habe. Keiner von ihnen war jemals wütend oder beleidigt. Wir machen unsere Späße darüber und ich lache über meine eigene Schusseligkeit.
Zum Glück, bin ich nicht die einzige, der das passiert. Auch umgekehrt kann es sein, dass meine Freundinnen zugeben müssen, dass ihnen nicht mehr einfällt, was ich ihnen so nebenbei erzählt habe.
Ganz anders sieht die Sache natürlich aus, wenn es sich um wirklich essentielle Inhalte handelt. Ich rede hier von echten Problemen, Krankheitsfällen oder Sorgen. Diese werden ganz anders abgespeichert und auch ernst genommen. Ich will nicht sagen, dass man das Thema einer Bachelorarbeit nicht ernst nehmen darf, aber ich finde nicht, dass man jemanden böse sein kann, wenn dieser nicht alles davon versteht oder sich merkt.
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