Wie mit Ungerechtigkeiten umgehen/ zurecht kommen?

vom 02.09.2012, 12:17 Uhr

Sicherlich hat jeder schon einmal mit Ungerechtigkeit zu tun gehabt und hat es entweder auf sich beruhen lassen oder ist dagegen angegangen. Aber selbst, wenn eine solche Ungerechtigkeit sich irgendwann auflöst, ist es ja noch immer so, dass so etwas nachhängt. Ganz abgesehen davon, dass so etwas auch gern mal persönlich an einem nagt, zumindest ergeht es mir so.

Da ich nichts davon halte, so etwas auf sich beruhen zu lassen, muss ja eine Klärung her. Bei kleineren, banalen Dingen mag es etwas anderes sein, aber wenn es darum geht, dass so etwas wirklich zu schlaflosen Nächten führt oder dergleichen, muss etwas geschehen. Vor allem muss man meiner Ansicht nach etwas tun, um so etwas nicht zu nah an sich heranzulassen oder sich davon mehr als nötig davon beeindrucken zu lassen.

Wie jedoch geht man mit solchen Ungerechtigkeiten um? Welche Strategien und Methoden habt Ihr dafür? Was kann man tun, um sich davon nicht fertig machen zu lassen? Wie geht Ihr dabei vor? Wie weit würdet Ihr gehen, um Euch gegen Ungerechtigkeiten vorzugehen? Bei welchen Ungerechtigkeiten geht Ihr vor, welche lasst Ihr auf sich beruhen?

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» *steph* » Beiträge: 18439 » Talkpoints: 38,79 » Auszeichnung für 18000 Beiträge



Es kommt ehrlich gesagt ganz darauf an, um was für eine Ungerechtigkeit es sich handelt. Wenn mich jemand zum Beispiel bewusst anlügt und ich weiß das, kommt es auch darauf an, wie groß die Lüge ist. Wenn sie zu groß ist, stell ich die Person einfach direkt zur Rede und versuche somit, die Ungerechtigkeit direkt aus der Welt zu schaffen. Meist gelingt das ja auch so. Der Begriff Ungerechtigkeit ist ja jetzt ziemlich allgemein und es kommt ja auch ganz speziell darauf an, um was für eine Ungerechtigkeit es sich handelt.

Um sich von einer Ungerechtigkeit nicht fertig machen zu lassen, kann man wohl nur versuchen, sie auf irgendeine Art und Weise aus der Welt Entweder, indem man die Ungerechtigkeit bekämpft (falls das noch möglich ist) oder, indem man sich für die Ungerechtigkeit rächt. Eine größere Ungerechtigkeit hinzunehmen, ist nicht einfach und das würde ich auch nicht machen. Kleinere Ungerechtigkeiten wie kleine Lügen oder Hinterlistigkeiten kann ich aber auch auf mir beruhen lassen.

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» Inceptor » Beiträge: 317 » Talkpoints: 3,53 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Unrecht beziehungsweise Ungerechtigkeit kommt jeden Tag auf der ganzen Welt vor, meist dadurch, dass sich ein Mensch etwas nimmt, wozu er nicht das Recht besitzt. Durch Ungerechtigkeit entsteht der meiste Streit. Gerade größere Auseinandersetzungen vergisst man aber auch nicht so leicht.

Ich werde wütend, wenn ich die Ungerechtigkeit auf der Welt sehe. Schon allein, wenn mich jemand anrempelt oder unfreundlich ist, fühle ich mich ungerecht behandelt. Das ärgert mich zwar, ist aber recht bald auch wieder vergessen. Das Unrecht in der Welt allerdings nicht und es ist ein Thema, mit dem ich mich täglich beschäftige und das ich auch jeden Tag versuche, etwas besser zu machen. Aber leider kann ich nichts gegen Menschen machen, die ungerecht zu anderen Lebewesen sind, weil es gesellschaftlich so akzeptiert wird, wie sich diese Menschen verhalten. Wenn jemand ein Lebewesen misshandelt darf man sich leider nicht einmischen.

Lediglich die Menschen, die sich gegen Ungerechtigkeit einsetzen wollen, denen kann man zeigen, wie man es besser macht und wofür es sich lohnt, zu kämpfen. Es ist wirklich ein tagtäglicher Zwiespalt, denn oftmals wird man auch dafür gehasst, sich für Schwächere einzusetzen, da die ungerechten Menschen dann ein schlechtes Gewissen kriegen.

» crazykris1 » Beiträge: 605 » Talkpoints: 37,24 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Ich muss sagen, dass ich teilweise schon so meine Problem damit habe, mit Ungerechtigkeiten zurecht zu kommen. Ich kenne Menschen, die ärgern sich dann darüber und wollen auch reden, aber wenn sich die Sache dann nicht klären lässt oder aus anderen Gründen nicht zurechtgebogen werden kann, dann sehen sie das auch ein und sagen, dass es nun eben ist, wie es ist. Ich selbst kann das eigentlich nicht so ohne weiteres und brauche meistens einiges an Zeit, bis ich eingesehen habe, dass sich die Sache nicht mehr regeln wird und es bei der Ungerechtfertigkeit bleibt. Es beschäftigt mich meistens noch einige Zeit danach und ich grübele auch noch Wochen später darüber, wie man das Problem hätte anders lösen können.

Einmal war es beispielsweise so, dass man mich bei der Arbeit auf dem Schichtplan verschoben hatte und einen andere Mitarbeiter auch. Da die Stundenzettel schon zu Beginn des Monats angefertigt werden, muss man sich dann eben immer an den jeweiligen Mitarbeiter wenden, wenn man anders gearbeitet hat. In diesem Falle also bekam mein Geld die Mitarbeiterin, die ursprünglich für die Schicht eingetragen war. Ich selbst hatte aber die Schicht danach gehabt, heißt also an meinem Lohn hatte sich nichts geändert, nur die Zeiten waren anders. Anstatt von mir machte nun jemand anders die zweite Schicht.

Letzten Endes also müsste es so aussehen, dass ich das Geld von Frau X bekommen sollte und mein Geld dem Mitarbeiter nach mir geben sollte. Tatsache war jedoch, dass es mein letzter Monat war und ich zog danach weg. An meinem neuen Wohnort erreichte mich dann die Nachricht, dass ich Mitarbeiter Z eben noch Geld geben sollte. Da mein Lohn aber stimmte, sagte ich ihm eben einfach, er solle ich das Geld von Frau X holen, welches meines sein sollte. Ich war ja nicht mehr daheim und hatte keine Chance mich darum zu kümmern. Tatsache war aber, dass Frau X auch gekündigt hatte und scheinbar nicht bereit war, mit einem der ehemaligen Mitarbeiter in Kontakt zu treten.

Man verlangt dann von mir, dass ich Mitarbeiter Z das Geld geben sollte und ich bekam nichts, weil Frau X nicht erreichbar war. Und so war ich dann ohne den Lohn für diese Schicht. Diese Ungerechtigkeit hat mich sehr lange verfolgt und ich habe mich darüber auch ausdrücklich bei der Chefin und bei Mitarbeiter Z beschwert, jedoch ohne Erfolg. Ähnlich erging es mir, als ich einmal bei Ebay Kleinanzeigen betrogen worden bin. Ich habe den Fall dann auch bei der Polizei angezeigt, bekam dann aber von der Staatsanwaltschaft irgendwann mitgeteilt, dass der Betrüger bereits wegen anderen Betrugsfällen angezeigt worden ist und eine ausreichend hohe Strafe abzusitzen hat, weswegen mein Fall eben nicht berücksichtigt werden konnte. Ich sag das Geld nie wieder.

Solche Fälle verfolgen mich meistens sehr lange, denn ich grübele dann immer darüber nach, wie ich das vielleicht hätte vermeiden können und wieso ich nun die benachteiligte Person bin. Im ersten Fall hätte man sich den Lohn auch teilen können oder man hätte sogar Frau X anzeigen können oder so. Im zweiten Fall habe ich einfach nicht verstanden, wieso der Betrüger mir das Geld nicht zurückzahlen musste, obwohl eine Schuld zweifellos nachgewiesen werden konnte. Ich empfinde das natürlich als absolut ungerecht und ich habe dann immer meine Probleme, dass zu verarbeiten.

Meistens endet das bei mir dann so, dass ich das einfach irgendwie mit der Zeit vergesse und dann irgendwann auch daran zurückdenken kann, ohne mich darüber zu ärgern. Aber das dauert mitunter durchaus Monate und Jahre, der Ärger sitzt bei mir immer sehr tief. Klar könnte ich mich damit arrangieren, dass ich das Geld nicht mehr wieder sehe und ich könnte auch sagen, dass es hätte schlimmer kommen können, aber es hätte auch für mich besser laufen können und vielleicht habe ich mich eben nicht genug eingesetzt. Sich damit anzufreuden fällt mir leider immer sehr schwer und das ist natürlich nicht gerade von Vorteil.

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Ich komme mit Ungerechtigkeit auch nicht wirklich gut zurecht, aber bei mir ist es auch unterschiedlich, wie ich reagiere. Wenn es mich nicht direkt betrifft, dann bin ich schon mal eher so, dass ich nichts dagegen mache, aber wenn man mich selber ungerecht behandelt, dann ist es schon so, dass das an mir nagt und dann muss ich das auch klären, um damit abschließen zu können. Das dauert sonst doch sehr viel länger, dass ich eventuell irgendwann nicht mehr daran denke.

» Barbara Ann » Beiträge: 28945 » Talkpoints: 58,57 » Auszeichnung für 28000 Beiträge


Es gibt ja Menschen, die sich ständig und überall ungerecht behandelt fühlen. Sei es, dass sie sich in der Familie zurückgesetzt fühlen und denken, dass andere immer mehr bekommen oder sei es im Alltag, wenn sie glauben, dass jemand besonders auf sie zu gehen müsste oder jemand anderen den Vorzug gewährt. Es gibt sogar Menschen, die sich im Straßenverkehr ungerecht behandelt fühlen, weil gerade sie angehalten werden für eine Verkehrskontrolle, obwohl ja der Wagen vor ihnen viel schneller gefahren ist.

Es kommt immer drauf an. Sicher hat man schon mal selber mit erlebt, dass man ungerecht behandelt wird. Entweder lasse ich es dann darauf beruhen und merke es mir und der- oder diejenige wird es irgendwann am eigenen Leib spüren oder ich spreche den- oder diejenige Person sofort an. Das mache ich aber nur, wenn es mich wirklich sehr belastet. Dann kann es auch schon mal sein, dass ich lauter werde.

In der Regel sollte man sich aber genauestens überlegen, ob es wirklich ungerecht war, wie man behandelt wurde oder man es einfach subjektiv gesehen hat und es gar nicht so schlimm gewesen ist.

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» MissMarple » Beiträge: 6786 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 6000 Beiträge


Ich versuche Ungerechtigkeiten, egal ob sie jetzt bewusst oder unbewusst ausgelöst oder provoziert worden sind, zu vergessen und weiter zu leben. Es klingt vielleicht naiv und sehr dämlich, aber ich persönlich glaube an eine Art Kharma. So habe ich es häufiger schon erlebt, dass ich sehr ungerecht behandelt worden und diskriminiert worden bin, sodass ich große Nachteile hatte. Zu einem späteren Zeitpunkt war ich aber eher ein Glückskind und habe sehr große Vorteile bekommen ohne viel dafür tun zu müssen. Bei mir hält sich das in der Waage.

Mir ist bewusst, dass es dafür keine Forschungen oder dergleichen gibt, sodass man das auch gar nicht beweisen kann. Auch könnte man argumentieren, dass die positiven Sachen auch hätten passieren können ohne die Diskriminierungen zuvor. Aber ich glaube nun mal daran und das hilft mir, dass ich viele Sachen viel positiver sehe und mit dem Leben besser zurecht komme. So trauere und grüble ich den negativen Aspekten meines Lebens nicht unnötig hinterher, sondern schließe sie schnell ab und schaue nach vorne und das ist es, das in meinen Augen zählt, egal wie man das macht oder schafft.

» Capri » Beiträge: 658 » Talkpoints: 8,00 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Ich selber habe mich ein für allemal von der Vorstellung verabschiedet, dass die Welt gerecht oder fair ist oder sein soll. Das ist einfach nur naiv. Viele Leute, die anderer Meinung sind, haben meiner Meinung nach das kindlich-egozentrische Weltbild ihrer Kinder- und Jugendjahre noch nicht abgeschüttelt oder verwechseln "gerecht" mit "für sie selber zum Vorteil". Auf globaler Ebene bin ich nämlich durchaus der Ansicht, dass die Ungerechtigkeit der Welt sehr zugunsten einer kleinen Minderheit in Teilen Europas und Nordamerikas verteilt ist. Zumindest im Augenblick noch.

Aber da jault keiner, dass es so ungerecht sei, dass die Bergbauern in Peru keine kostenlose Zahnzusatzversicherung bekommen oder was auch immer. Und natürlich gibt es auch im Alltag der privilegierten westlichen Welt zahllose Ungerechtigkeiten, von ungleicher Bezahlung bis hin zu dem guten alten Alltags-Sexismus und -Rassismus, die sich auf unangenehme Arten bemerkbar machen. Dagegen kann man entweder individuell oder im Kollektiv vorgehen, z.B. durch Streiks, Petitionen auf Gesetzesänderungen oder einfach nur dadurch, dass man es sich selber nicht bieten lässt und auch seine Umwelt entsprechend beeinflusst.

Aber darauf warten, dass die Welt jemals für alle "gerecht" wird, würde ich nicht. Das würde ja zudem auch heißen, dass bestimmte Bevölkerungsgruppen nicht mehr diskriminiert werden dürfen oder dass dir ein besser qualifizierter Angehöriger einer Minderheit den Job wegschnappt, und dann wären viele Leute von der Gerechtigkeit gar nicht mehr so angetan, weil ihre Privilegien darunter leiden.

» Gerbera » Beiträge: 11315 » Talkpoints: 48,61 » Auszeichnung für 11000 Beiträge


Gerbera hat es schon sehr treffen beschrieben und die Ungerechtigkeit findet man überall, wenn man nicht blind durch die Gegend läuft und basiert immer darauf, dass man selbst einen Vorteil haben möchte den andere nicht haben. Aber bei vielem wird einfach nichts gemacht und so hingenommen und noch nicht einmal als Ungerechtigkeit wahrgenommen.

Oder warum wird hier so viel Bekleidung gekauft aus dem Ausland, wenn diese dort in Kinderarbeit produziert worden ist, oder die Näher dort nur ein paar Kröten verdienen und das zu wenig ist? Darüber schon mal Gedanken gemacht beim Shoppen, wenn man sich die 20. Hose in den Schrank hängt und das 80. Oberteil welches man eh nicht trägt?

Macht sich keiner Gedanken darüber, den man möchte ja diesen bunten Fummel nun haben und würde nichts mehr verkauft werden was nicht aus diesen billig Bereichen kommt, die Leute anständig bezahlt werden dann kostet der tolle Oberteilfummel nicht nur 20 Euro sondern 200 und man fühlt sich dann eingeschränkt in seinen Privilegien, da man dann keine hundert Oberteile mehr im Schrank hat und die große Auswahl. Das würde auch vielen nicht schmecken und gefallen.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge


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