Hinterherlaufen, wenn eigener Hund weg läuft?
Bei uns im Freundeskreis wurde neulich über das Verhalten eines Hundehalters diskutiert. Wir hatten nämlich von einem Fall gehört, wo eine Frau mit ihrem Hund Gassi gegangen ist, wobei der Hund plötzlich weggelaufen ist. Aus welchem Grund, wissen wir nicht. Es kann also sein, dass den Hund etwas erschreckt hat oder aber, dass er etwas gesehen hat, was seine Aufmerksamkeit erregt hat oder so. Jedenfalls ist die Frau direkt hinterher gelaufen, was sich hinterher als Fehler herausgestellt hat. Denn sie dann in einem örtlichen zugefrorenen Weiher eingebrochen und musste gerettet werden.
Jemand aus der Diskussionsrunde meinte dann, dass die Frau ihren Hund wohl sehr schlecht erzogen hätte. Denn wenn der Hund wirklich richtig erzogen worden wäre, dann hätte man nicht hinterherlaufen müssen, sondern hätte nur den Befehl geben müssen und das Tier wäre gar nicht weggelaufen oder aber schnell zurückgekommen. Ich weiß nicht, was ich davon halten soll, zumal ich wie gesagt keinen Hund besitze und auch nie besessen habe. Ich kenne mich mit der Thematik also zu wenig aus.
Wie seht ihr das? Sollte man als Halter hinterherlaufen, wenn der eigene Hund weg läuft? Spricht das für eine schlechte Erziehung, wenn das Tier dann keinen Gehorsam leistet? Hätte sich die Situation mit dem Einbrechen im Eis möglicherweise verhindern lassen können?
Ich würde mal behaupten, dass ein Weglaufen nicht zwangsläufig auf schlechte Erziehung zurückzuführen sein muss. Natürlich, wenn der Hund weg rennt, weil er was Interessantes sieht und dann nicht mehr hört, ist er offensichtlich schlecht erzogen. Ein im Gehorsam stehender Hund wird auch das leckere Kaninchen vorbei laufen lassen, wenn der Halter das will.
Anders sieht das in meinen Augen aus, wenn der Hund aus irgendeinem Grund in Panik verfällt oder unter Schock steht (nach einem Unfall oder so) und dann einfach nicht mehr zugänglich ist für irgendwelche Kommandos. Ich denke, in einem bestimmten Stadium der Panik hat das dann nichts mehr mit Erziehung zu tun.
Grundsätzlich wird oft gesagt, man solle einem weglaufenden Hund nicht hinterher laufen, sondern sich umdrehen und in eine andere Richtung gehen. Ich würde mal sagen, dass das je nach Situation durchaus sinnvoll ist. Ist beispielsweise der Hund einfach schlecht erzogen und hat keine Lust zu hören, könnte er hektisches Hinterherrennen als Spiel auffassen und sich erst recht weiter entfernen.
Wenn der Hund aber aus Angst kopflos losschießt, würde ich persönlich schon hinterher laufen, allerdings versuchen ruhig zu bleiben, um ihn nicht noch weiter zu verschrecken.
Ich finde auch, dass das sehr von der Situation abhängt. Meine Hündin lässt sich eigentlich gut zurückrufen, selbst wenn sie einen Hasen gesehen hat. Aber wenn sie beispielsweise zu schnell weg und damit aus meiner Rufweite ist, müsste ich natürlich etwas hinterherrennen, damit sie mich überhaupt hört. Wenn es sehr windig ist, kann das auch schon bei wenigen Metern der Fall sein.
Ich habe ihr allerdings auch beigebracht, dass sie auf zweimaliges Klatschen reagiert. Das ist oft besser zu hören als wenn man brüllt, wozu ich sowieso keine Lust habe, weil ich da sofort einen rauen Hals bekomme.
Aber egal, warum ein Hund wegläuft. Ich würde immer hinterherrennen, wenn er nicht reagiert. Wenn er das dann als Spielen interpretiert, kann man das ja dann ausnutzen. Aber dazu muss er einen ja erst mal wieder registrieren. Aber solange man überhaupt keine Aufmerksamkeit vom Hund bekommt, würde ich immer nachlaufen. Man kann ihn ja nicht alleine durch die Gegend laufen lassen.
Dass die Frau im Eis eingebrochen ist, sehe ich aber unabhängig davon, dass ihr Hund weggelaufen ist. Auch wenn man hinter einem weggelaufenen Hund herläuft, sollte man nicht kopflos losstürmen. Man schaut doch trotzdem, wo man hinläuft. Sie wäre wahrscheinlich auch einfach beim ruhigen Spazierengehen eingebrochen. Vielleicht war der Weiher nicht als solcher zu erkennen. Wobei ich nur Weiher kenne, die eindeutige Uferbewachsung aufweisen, die selbst im Winter rund um den Weiher zu sehen ist. Eine Wiese sieht anders aus.
Ich Laufe meinen Hunden weder hinterher, noch rufe ich die ständig. Die Hunde orientieren sich an mir und nicht umgekehrt. Warum sollte der Hund ein selbstbelohnendes Verhalten abbrechen, wenn ich mitkomme oder ihm ständig meine Position nach rufe?
Tendenziell bringt es oft nichts, dem Hund hinterherzulaufen, denn die meisten Hunde sind schneller als ihre Herrchen und Frauchen. Ich habe schon das ein oder andere Mal Nachlauf mit meinem Hund gespielt, aber wenn man mal die Geschwindigkeit davon vergleicht mit seiner Geschwindigkeit, wenn er einem Bällchen hinterherfetzt, ist das ein sehr großer Unterschied.
Wie es mit dem Gehorsam aussieht, kommt immer auf die Gründe und die weitere Reaktion des Hundes an. Erschrecken kann sich auch der besterzogenste Hund, und auch ein sonst braver Hund kann durchaus mal abgelenkt sein und dann eben doch dem Kaninchen hinterherlaufen. In letzterem Fall würde ein gut erzogener Hund meist sicher darauf hören, wenn Herrchen ihn zurückruft, aber auch da sind eben manchmal andere Sachen interessanter. Oder der Hund ist so abgelenkt, dass er es gar nicht mitbekommt.
Hinterherlaufen würde ich höchstens, wenn der Hund wirklich Angst hat und demnach nicht auf Rufe hören würde. In der Situation war ich zum Glück noch nie, dafür aber öfters mit einem Hund unterwegs, der beim Gassigehen des Öfteren keine Lust mehr hat und dann umdrehen wollte. Vielleicht war da auf dem Weg auch ein ganz gruseliger Geist, aber wieso auch immer, Hund lief dann ein paar Meter zurück, blieb stehen und sah bettelnd zu mir.
Wäre ich ihm da hinterhergekommen, wäre der dann sofort nach Hause zurückgerannt. Stattdessen habe ich ihn gerufen und angeleint, der Weg war dann zwar kurz und es ging nur eine Spielstraße entlang, aber sicher ist sicher. Auf dieses Herbeirufen hat er auch gehört, und ich hätte wahrscheinlich auch mit ihm weitergehen können, aber es würde ja keinem von uns Spaß machen, wenn ich ihn dann noch 20 Minuten hinter mir herzerren würde. Abgesehen davon, dass er sich dann wahrscheinlich aus seinem Halsband rausziehen und erst recht zurückrennen würde.
Wenn möglich, sollte man den Hund also eher zurückrufen als Hinterherlaufen, wenn man aber weiß, dass der Hund nicht stehenbleiben wird, würde ich lieber folgen, als ihn komplett aus den Augen zu verlieren.
Das die Frau im Weiher eingebrochen ist, hat doch nicht direkt etwas damit zu tun, dass ihr Hund stiften gegangen ist. Auch wenn der Hund abhaut und man diesem nachgeht, hat man zu schauen wohin man seine Füße setzt und rennt nicht einfach wild und kopflos drauf los. So viel Hirn und Verstand erwarte ich dann schon von jemanden, der sich zur Gattung Mensch zählt und als intelligentes Wesen auftreten möchte.
Ich renne auch nicht meinen Hunden hinterher und belohne damit noch ihr Verhalten indem ich ihnen hinterher renne und sie mir dann den Weg zeigen. Da hört es wohl auf und ein Hund ist nicht so dumm, dass er den Weg nicht mehr zurück finden würde anhand der eigenen Geruchsspur. Auch würde der Hund nicht aufhören abzuhauen wenn ich ihm dumm hinterher renne und ihn anrufe, schon gar nicht wenn dieser in Panik ist und aus Angst stiften gegangen ist.
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