Sich erst nach vielen Jahren mit jemandem versöhnen?

vom 24.04.2016, 17:16 Uhr

Das Verhältnis zwischen meiner Mutter und meiner Oma, also der Mutter meiner Mutter, ist nicht so besonders gut. Allerdings reden die beiden wieder miteinander und sind auch nicht mehr sauer aufeinander, was lange der Fall war.

Meine Oma hatte es nie richtig akzeptieren können, dass meine Mutter ausgewandert ist, so dass das immer in der Luft lag. Nach vielen Jahren haben sie sich aber ausgesprochen und versöhnt, auch wenn das Verhältnis wohl nie mehr richtig gut sein wird.

Habt ihr euch schon nach vielen Jahren oder Jahrzehnten mit jemandem versöhnt? Würdet ihr das nach so einer langen Zeit überhaupt noch machen oder hat sich die Sache dann für euch schon längst erledigt, da ihr dann schon mit der Person abgeschlossen habt?

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge



Gerade wenn es um Familie geht, ist Blut dicker als Wasser. Es waren bei uns zwar nur sieben Jahre, aber ich habe mich mit meiner Mutter versöhnt. Ich habe ihr alles verziehen, was vorgefallen ist, auch wenn es mich immer begleiten wird. Ich denke, dass zumindest was Familiäres betrifft, irgendwann der Punkt kommt, an dem eine Aussprache stattfinden sollte, selbst wenn Jahrzehnte ins Land gegangen sind.

» Wibbeldribbel » Beiträge: 12582 » Talkpoints: 9,16 » Auszeichnung für 12000 Beiträge


Das ist bei mir bis jetzt noch nicht vorgekommen, weswegen ich es auch nicht ausschließen kann, mich quasi auf dem Totenbett mit meiner lange entfremdeten Nichte oder was auch immer noch einmal auszusprechen. Aber bis dahin ist es hoffentlich noch eine Zeitlang hin. Besagte Nichte ist zudem erst drei Wochen alt, da kann man sich nur schwerlich schon zerstreiten. Ich weiß also nicht, wie ich in so einer Situation reagieren würde, da ich sie weder selber erlebt habe noch aus meinem Umfeld jahrzehntelange Fehden kenne. Da streitet man sich entweder und versöhnt sich zeitnah wieder, oder der Kontakt bricht ab und bleibt abgebrochen.

Von meinem Charakter her würde ich jedoch sagen, dass ich eher nicht zu Versöhnungen nach Jahrzehnten tendiere. Ich bin von Natur aus nicht schnell und vor allem nicht dauerhaft eingeschnappt, sondern eher der Typ, der sich zwar auch wegen Nichtigkeiten streitet, aber auch innerhalb von Stunden wieder versöhnt. Man müsste mich also schon extrem kränken, dass ich über Jahrzehnte von der Person nichts mehr wissen will, aber dann sollte der Ofen auch dauerhaft aus sein.

Wenn man mich soweit treibt, dass ich den Kontakt abbreche, hat man bei mir auch ganz schlechte Karten, wenn man nach einer Ewigkeit wieder angekrochen kommt. Mein Dickschädel ist nicht zu unterschätzen, und wer es sich mit mir verdirbt, kann sich gerne andere Freunde oder eine andere Familie suchen, wenn ich nicht gut genug bin.

» Gerbera » Beiträge: 11315 » Talkpoints: 48,61 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Meine Mutter war während meiner Jugendzeit mit einem Mann zusammen, den ich wirklich sehr gemocht habe. Einige Zeit nach deren Trennung haben wir uns aber fürchterlich gestritten. Ich wollte, dass er aufhört, am Gewicht meiner kleinen Schwester rumzunörgeln, weil ich Angst hatte, dass es sie zu sehr beeinflusst. Er hat daraufhin richtig ausgepackt und schier endlos gegen mich und auch meine Mutter, die dabei war, ausgeteilt und Vorwürfe gemacht.

An sich hätte ich mich nach einiger Zeit wieder mit ihm versöhnen können. Es war nicht ungewöhnlich für ihn so auszuteilen, wenn er sich angegriffen fühlt. Von ihm kam aber lediglich ein Brief mit noch mehr Vorwürfen und seltsamen Rechtfertigungsversuchen, die total absurd waren. Das hat mir total die Grundlage entzogen, seine Perspektive zu verstehen. Ich habe nicht darauf geantwortet.

Das ist mittlerweile 12 oder 13 Jahre her. Für ihn bin ich seitdem "gestorben". Selbst in Gesprächen mit meiner Mutter oder meiner Schwester will er nicht wissen, wie es mir geht. An sich finde ich es schade, dass wir uns nie versöhnt haben. Er hat mir wirklich viel bedeutet und war eine Art Vater für mich.

Andererseits habe ich mit den Jahren damit abgeschlossen. Ich habe überhaupt kein Bedürfnis danach, ihn in meinem Leben zu haben. Er hatte tatsächlich einige Fehler, die ich in jungen Jahren nicht so bemerkt habe. Zudem habe ich auch kein Bedürfnis mehr nach irgendeiner Vaterfigur. Ich brauche ihn nicht. Und er mich offensichtlich auch nicht.

Daher werde ich mir nicht die Mühe machen, eine Versöhnung einzuleiten. Das Thema ist gegessen und ich glaube nicht, dass ich es bereuen werde, falls er mal stirbt oder ich auf dem Totenbett liege.

Bei der eigenen Mutter ist das aber sicherlich etwas ganz anderes. Sie hat einen aufwachsen sehen, man will sich von ihr verstanden und geliebt fühlen. Wenn das nicht zutrifft, ist das ein Verlust, der viel schwerer wiegt, als irgendeine zerrüttete Freundschaft oder andere unfamiliäre Beziehung. Man kann auch damit abschließen, aber es ist sicherlich sehr viel schwerer und prägt einen viel stärker.

Und die Verbindung bleibt ja da. Auch nach etlichen Jahrzehnten, ist sie die Mutter und man selbst ihr Kind. Der Ex-Freund meiner Mutter ist letztlich nur irgendjemand, den ich mal gekannt habe, der mich ein Stück begleitet hat.

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Auch wenn ich mit meiner Familie ein eher schwieriges Verhältnis habe, so habe ich es da noch nie erlebt, dass ich mit ihnen länger als ein paar Wochen nicht mehr mit ihnen gesprochen habe. Ich denk mal das liegt für mich auch daran, dass ich eben auch weiß das sie im Zweifelfall, wenn es hart auf hart kommt, hinter mir stehen und mich voll unterstützen würden. Da ist für mich Blut tatsächlich dicker als Wasser oder ich hatte einfach noch keinen so argen Streit, wo es mir das wert gewesen wäre. Familie ist eben Familie und hat so ihre Eigenarten und letztlich auch wenn ich mich mit ihnen nicht so gut verstehe, so würd ich bei meiner Familie keinen solchen Streit suchen. Letztlich geht man als Familie irgendwann eh getrennte Wege - ich mein meine Geschwister werde ich irgendwann nicht mehr so "nahe" sein wie jetzt, da wir alle irgendwann unser eigenes Leben haben.

Bei Freundschaften sieht das für mich allerdings anders aus. Ich habe dazu meistens einen stärkeren Bezug gehabt, da sie mich meistens besser verstehen als es meine Familie tut und zudem begleiten einen Freundschaften im Leben weiter.

Da ich mit meinen Freunden auch meist mehr Zeit verbringe als mit meiner Familie, kann ich schon sagen das sich da für mich schon solche Situationen ergeben haben, in denen ich lange Zeit keinen Kontakt mehr hatte. Meine ehemalige beste Freundin zum Beispiel - ich kannte sie seit meinem 5 Lebensjahr und ich war in den Ferien immer dort und auch nach der Schule etc habe ich immer mit ihr zu tun gehabt. Irgendwann haben wir uns wegen einer Sache zerstritten, die sie halt auch selbst verbockt hat. Sie hat halt Unwahrheiten über ihre eigene Familie erzählt - und ja die betroffenen Personen haben davon Wind bekommen. Sie hatte mir in dem Zusammenhang unterstellt, dass ich es gewesen sei, die es ihnen erzählt hätte. Ich habe davon gewusst, weil sie es mir erzählt hat. Allerdings hab ich es nicht verraten. Das hat sie mir nicht geglaubt. Und später kam auch raus, dass sie das auch anderen Leuten aus ihrer Umgebung erzählt hatte - sprich es kam nicht nur ich infrage.

In Folge der Situation hatten wir uns zwar erst ausgesprochen, wo sie halt meinte sie wüsste nicht wie sie mir das unterstellen konnte und hat sich entschuldigt - für mich war das also erst erledigt. Aber da sie in regelmäßigen Abständen immer wieder damit anfing bzw. mir das wieder unterstellt hat, obwohl ich dachte es sei gegessen (sie hat beispielsweise längere Zeit nicht auf meine Nachrichten reagiert und auf Nachfrage hieß es, dass ihre Mutter es ihr verboten hätte, weil ich sie ja verraten hätte etc.). Sie hat sich also total widersprüchlich verhalten. Und dazu kam es halt, dass ich ihr dann letztlich die Freundschaft gekündigt habe. Bis heute hab ich keinen Kontakt zu ihr mehr. Das ganze ist nun so 6/7 Jahre her. Ich denke in dem Fall tatsächlich, dass ich keinen Kontakt mehr zu ihr suchen werde und auch nicht das Bedürfnis habe das nachzuholen. Im Nachhinein betrachtet man vieles einfach anders.

Bei einer anderen Freundin dagegen hab ich mich aber nach mehreren Jahren Funkstille wieder versöhnt gehabt, da sie auf mich zugekommen ist und sich für alles was damals vorgefallen war entschuldigt hatte. Das konnte ich verzeihen, einfach weil sie es auch ehrlich gemeint hat und sich auch eingesetzt hat, dass wieder zu bereinigen.

Und ich denke das macht den Unterschied aus, warum manche Sachen nach Jahren wieder ins Reine kommen während andere Sachen nie. Es kommt stark drauf an wie die Personen damit umgehen. Man muss es bereinigen wollen.

» *-Mimi0971-* » Beiträge: 25 » Talkpoints: 18,95 »


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