Selbst Schuld sein, wenn Hund überfahren wird?
Bei uns in der Region ist vor einigen Wochen leider was passiert, das seitdem groß in den Medien präsent ist. Ein 13jähriger Junge ist wohl mit seinem Hund beim Gassi gehen über die Straße gelaufen, wobei er dafür einen Zebrastreifen benutzt hat. Eine Autofahrerin hat aber statt abzubremsen und anzuhalten, sogar noch beschleunigt und ist frontal in den Hund reingefahren und das Tier ist leider verstorben. Die Autofahrerin beging Fahrerflucht und niemand weiß, wer sie ist und ob sie möglicherweise Wiederholungstäterin ist.
Ich habe neulich eine Diskussion zu diesem Thema mitbekommen. Jemand meinte, dass die Eltern bei der Erziehung des Kindes versagt hätten. Denn es wäre doch selbstverständlich, dass man nicht einfach so über die Straße läuft, Zebrastreifen hin oder her. Es wäre normal, wenn man dann trotzdem stehen bleibt und erst bei einem deutlichen Anzeichen, dass die Autofahrer abbremsen und anhalten, die Straße passiert. Es kam so rüber, dass der Junge eben selbst Schuld wäre, dass der Hund überfahren wurde, das finde ich aber schon ziemlich hart und krass, zumal die Person dieser Aussage nicht als Augenzeuge dabei gewesen ist.
Wenn man nicht dabei war, kann man nur spekulieren, was da genau passiert ist. Wie seht ihr das? Ist man selbst Schuld, wenn der eigene Hund beim Gassi gehen überfahren wird? Oder hätte man das bei einem eingefleischten Hundehasser nicht vermeiden können, dass das Tier zu Tode kommt?
Ich nehme an, du meinst den Fall aus Troisdorf von letzter oder vorletzter Woche? Ich kann in dem Fall nach meinem Kenntnisstand durchaus nachvollziehen, wenn man die Meinung vertritt, der Junge sei auch Schuld am Tod des Hundes. Allerdings halte ich die Diskussion für recht überflüssig und Angriffe auf den Jungen für maßlos übertrieben.
Nach meinem Kenntnisstand hatte das Auto am Zebrastreifen gehalten, woraufhin der Junge samt Hund über die Straße ging. Soweit hätte er also alles richtig gemacht. Nun soll es so gewesen sein, dass der Hund einige Meter hinter dem Jungen lief, so dass er sich noch auf der Straße befand, als der Junge bereits die Straße überquert hatte. Er sei dann noch einmal auf die Straße zurück gegangen um den Hund zu holen, als die Fahrerin des Autos Gab gab.
Ich sehe durchaus einen Fehler darin, einen Hund im Straßenverkehr nicht an seiner Seite zu führen. Hätte er den Hund ordnungsgemäß neben sich geführt, wäre die ganze Sache so wohl nicht passiert. Wenn ein Hundehasser einen Hund überfahren will, ist dies schlicht nicht so einfach möglich, wenn der Hund bei Fuß läuft, denn auch der größte Hundehasser wird sich dreimal überlegen, ob er einen Menschen umfährt.
Letzten Endes kann man sein Verhalten als Fehler bezeichnen, ja. Aber Schuld ist in meinen Augen einzig dieses wahnsinnige Subjekt, das das Gaspedal betätigt hat.
Das ist sicherlich schwierig zu sagen, denn niemand war dabei und kann wirklich sagen, was da passiert ist. Normalerweise hat ein Autofahrer an einem Zebrastreifen zu halten, wenn dort Personen sind, die diesen überqueren wollen. Und auch erst wieder anzufahren, wenn die Personen den Zebrastreifen überquert haben. Gerade bei Kindern sollte man vorausschauend agieren und eben damit rechnen, dass ein Kind vielleicht mitten am dem Zebrastreifen nochmal umkehrt und zurück rennt.
Ich denke nicht, dass man dem Jungen nun irgendwelche Schulzuweisungen machen sollte. Ich denke, dass er sicherlich genügend unter dem Verlust seines Hundes leiden wird. Im Internet liest man auch immer wieder, dass die Fahrerin den Hund angeblich absichtlich überfahren hat. Was da nun stimmt und Fakt ist, kann sicher keiner von uns genau sagen.
In den allermeisten Fällen ist natürlich der Hundeführer dafür verantwortlich, wenn der Hund überfahren wird. Schließlich sind in den üblichen Fällen Hunde ohne Leine unterwegs und hören nicht, reißen sich los oder entwischen aus dem Garten. Und dann geraten sie von der Seite unter ein Auto, dessen Fahrer sie zu spät sieht und nicht mehr Bremsen kann.
Das liegt natürlich im Verantwortungsbereich des Menschen, der sich um den Hund kümmert. Aber es rechnet doch niemand damit, dass jemand anhält, den Hund gut erkennt und dann losfahren wird. Natürlich wäre es ungefährlicher gewesen, den Hund an der Leine zu haben. Aber das ist doch eher ein kleiner Fehler, wenn der Autofahrer nur hätte warten müssen.
Dort gab es doch noch 2 oder 3 andere Fälle, bei denen teilweise auch angeleinte Hunde überfahren wurden und immer war das schwarze Auto mit im Spiel. Ich denke nicht, dass es hier einen Unterschied gemacht hätte ob mit oder ohne Leine, wenn man es drauf anlegt einen Hund zu überfahren und das mit voller Absicht, dann wird auch keine Rücksicht auf ein Kind genommen welches daneben steht und den Hund gerade holen möchte oder sich das mit anschauen darf.
Wenn man vom Normalfall ausgeht, dann ist natürlich der Hundehalter dafür verantwortlich. Wenn dieser seinen Hund nicht angeleint hat, dieser ausbüchst aus der Wohnung oder dem Garten oder sich nicht abrufen lässt und einfach über die Straße rennt, dann hat der Halter das zu verantworten mit seiner Mangelnden Aufsichtspflicht und Erziehung. Das hier war aber auch nicht der Normalfall, sondern etwas spezielles und wie gesagt, ich denke nicht das eine Leine hier den Hund gerettet hätte, eher hätte die Leine vielleicht dafür gesorgt, dass auch der Junge überfahren worden wäre.
Der Junge ist dreizehn. Ob man da wirklich von Schuld reden sollte, finde ich fraglich. Selbst wenn er schon vierzehn gewesen wäre, wäre sein Verhalten immer noch anders zu beurteilen, als von einem Erwachsenen. Aber ich behaupte jetzt einfach mal, dass es auch einem Erwachsenen hätte passieren können, dass der Hund sogar an der Leine einen Meter hinter ihm über den Zebrastreifen läuft.
Wer hier nicht aufgepasst hat, war die Autofahrerin. Und stellen wir uns doch einfach mal vor, der dreizehn Jahre alte Junge wäre nicht mit einem Hund, sondern mit einem kleineren Geschwisterkind über den Zebrastreifen gelaufen und das Auto hätte das kleine Kind statt dem Hund umgefahren. Ich denke mal, dass dann kaum jemand sagen würde, der Junge ist schuld an der Situation. Wenn man über den Zebrastreifen fährt, hat man als Autofahrer eben verdammt noch mal aufzupassen, dass der Weg frei ist.
Ich war natürlich nicht am Unfallort oder Tatort anwesend. Aber selbst wenn der Hund recht klein war, dass man ihn übersehen konnte, finde ich es schon sehr fahrlässig, dass man einen Meter hinter einem Schulkind über den Zebrastreifen fährt. Und zumindest drängt sich hier dieser Eindruck auf, wenn man über den Fall liest. Selbst als Erwachsene würde ich hier noch erschrecken, wenn so dicht hinter mir ein Auto durchfährt, obwohl ich als Fußgänger auf dem Zebrastreifen eindeutig Vorfahrt habe. Als Autofahrer muss man doch immer auch damit rechnen, dass der Passant, hinter dem man so dicht durchfährt dann einen Schreck bekommt und vielleicht stolpert und doch verletzt wird.
Laut dem, was man so in der Meldung in der WAZ im Internet liest, soll die Fahrerin das Tier wohl sogar gesehen haben und gehupt haben. Darauf hin soll der Junger noch einmal zurück gegangen sein, um das Tier von der Fahrbahn zu bewegen und in dem Moment soll wohl die Fahrerin doch los gefahren sein. Wenn das so stimmt, wie es hier berichtet wird, kann ich das Verhalten von einem erwachsenen Menschen nicht ansatzweise nachvollziehen. Zum einen sorgt das Hupen vermutlich gerade dafür, das Tier zu verursachen und die Angelegenheit noch länger dauern zu lassen.
Und wenn man sieht, dass der Weg nicht frei ist absichtlich über das Tier zu fahren, so dass das Kind sogar zur Seite springen muss, um sich selbst zu retten, das ist für mich nicht mehr normal. Wenn man so betrunken ist, dass man sich so neben der Spur verhält, sollte man definitiv schon längst nicht mehr Auto fahren, bis der Pegel wieder weg ist. Und wenn das Absicht gewesen sein sollte, frage ich mich, ob man in solchen Fällen nicht besser den Führerschein entziehen sollte, bevor weitere Menschen in Gefahr geraten.
Ich weiß es nicht, wie Polizei und sonstige Fachleute diesen Vorfall im Straßenverkehr sehen, aber ich vermute schon, dass die Fahrerin hier den Fehler gemacht hat und eher nicht der Junge. Und selbst wenn die Fahrerin nicht vor dem Zebrastreifen angehalten hätte, wäre sie zumindest verpflichtet gewesen, an einen Zebrastreifen so langsam heran zu fahren, dass man rechtzeitig bremsen kann, wenn diesen jemand zu Fuß überqueren will. Selbst wenn sie nicht vorher angehalten hätte, wäre der Junge im Recht gewesen, was letztlich aber ihm auch nicht hilft, denn auch die Straßenverkehrsordnung wird ihm seinen Hund nicht zurück bringen und die Trauer wird trotzdem bleiben, ebenso wie der Schreck.
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