Ist der Begriff "Eskimo" eine Beleidigung?

vom 17.05.2014, 20:44 Uhr

Ich glaube eher, dass wir uns zu einer Gesellschaft entwickeln, die krampfhaft versucht, politisch korrekt zu sein und sich daher einige Wörter und der Umgang mit ihnen verändern. Beispielweise hieß der erste "richtige" Dokumentarfilm "Nanuk, der Eskimo". Gut, der Film kommt aus den Zwanzigern, da hat man das offensichtlich noch nicht als Schimpfwort gesehen. Aber, dass "Eskimo" heute eher eine negative Konnotation hat und deswegen durch "Inuit" ersetzt wurde, ist mir schon länger bekannt. Ich finde es etwas überflüssig.

Dasselbe gilt für das N-Wort. Früher war das der gängige Begriff. Jeder etwas ältere Mensch, der noch alte Kinderbücher wie Pipi Langstrumpf hat, wird das Wort kennen. Nennt mich gutgläubig, aber ich glaube nicht, dass man damals versucht hat, Kindern schon latenten Rassismus einzuimpfen.

Und da wäre noch die Sache mit den "Zigeunern". Heute sagt man "Sinti und Roma", um politisch korrekt zu sein. Dabei umfassen Sinti und Roma gar nicht alle Gruppen, weshalb der Begriff in meinen Augen ungenau ist. Die Sinti und Roma, die ich kenne, verwenden selbst den Begriff "Zigeuner" und meinen das überhaupt nicht abwertend.

Damit habe ich mich übrigens einmal in die Nesseln gesetzt, da ich das Wort in der Schulzeit im Unterricht verwendet habe, als es um Minderheiten ging. Dabei war mir wirklich nicht bewusst, dass es ein Schimpfwort sei, eben weil ich das Wort immer von anderen gehört hatte. Da gab es ganz schön Ärger von meiner Lehrerin, aber innerlich konnte ich nur die Augen darüber verdrehen.

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Laut dem Wikipedia Artikel "Eskimo" soll es mittlerweile nicht mehr Stand der Forschung sein, den Begriff Eskimo mit Rohfleischfresser zu übersetzen. Mittlerweile soll es wohl andere Theorien geben, zum Beispiel, dass es Schneeschuhflechter heißen solle. Dennoch ist die alte, verunglimpfende Theorie fest in den Köpfen der Menschen verankert, wie man hier auch gut im Verlauf der Diskussion erkennen kann.

Was jetzt hier die Wahrheit ist, vermag ich auch nicht zu klären. Vielleicht war der Begriff ja wirklich nie beleidigend gemeint? Möglicherweise aber doch? Fakt aber scheint zu sein, dass es reichlich Menschen gibt, die sich von dem Begriff beleidigt fühlen. Und warum sollte man daran dann fest halten? Klar kann man sich einerseits über die political correctness aufregen, die seit einiger Zeit Trend ist. Aber andererseits kann man auch die Betroffenen verstehen, die sich nicht beleidigt fühlen wollen.

Ich finde auch die hier genannten Beispiele mit Wurst-Esser für Deutsche nicht so richtig überzeugend. Schließlich ist das zwar ein Klischee, aber nicht als Beleidigung empfunden, höchstens von Vegetariern und Veganern. Ich würde da mit einem anderen Beispiel ansetzen. Eine Mitschülerin von mir ist damals, als wir so etwa in der neunten Klasse waren für ein paar Wochen in die USA als Austauschschülerin gegangen. Irgendeine Kleinstadt in der amerikanischen Provinz war ihr Ziel. Kaum angekommen, wurde sie von den Jugendlichen dort mit dem Hitlergruß begrüßt.

Eigentlich war das von den Teenagern dort freundlich gemeint, denn in ihrem Halbwissen dachten sie, einen Deutschen begrüße man immer so wie in diversen Filmen zu sehen. Meine Mitschülerin hat sich davon sehr verletzt gefühlt, auch wenn das gar nicht als Beleidigung geplant war und einfach nur als normal empfunden wurde von den anderen Schülern. Was will ich damit sagen? Es ist eben immer die Frage dessen, auf welcher Seite man steht, ob man etwas als beleidigend empfindet oder nicht, auch wenn es so nicht gemeint war.

Dem entsprechend sollte man schon mit Augenmaß prüfen, ob die Verwendung von einem Begriff oder anderen Gepflogenheiten jemanden beleidigen kann, den man nicht beleidigen will. Wenn man das Wort Eskimo im heimischen Wohnzimmer in der Familie nutzt, geht wohl nicht gleich die Welt unter. Wenn man aber öffentlich lesbare Texte schreibt oder mit Kinder spricht,sollte man solche Begriffe lieber nicht nutzen. Auch besser dann nicht, wenn man als Person des öffentlichen Interesses auftritt.

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» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge


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