Datenschutz missbrauchen, um zu flirten - wie damit umgehen?

vom 24.01.2017, 13:02 Uhr

Eine Freundin von mir hat mir kürzlich von einem etwas gruseligen Erlebnis erzählt. Sie war beim Arzt und der Angestellte, der den Termin mit ihr abmachte und dafür die Krankenkassenkarte von ihr benutzte, war selber noch junger Medizinstudent. Wenige Tage später kontaktierte er sie über Facebook, da er durch die Krankenkassenkarte ja ihren vollen Namen kannte.

Er räumte direkt ein, dass das eigentlich untersagt sei. Aber er hätte sie wirklich hübsch gefunden und versuchte nun, über Facebook zu flirten und ein Date mit ihr auszumachen. Meine Freundin lehnte ab, weil sie in einer Beziehung war, störte sich aber nicht an der Kontaktaufnahme.

Ich finde es aber ziemlich krass, wie jemand sowas wie Datenschutz umgeht, um mit Patienten privaten Kontakt aufzunehmen. Er hätte sie ja zumindest direkt beim Arzt ansprechen können, wobei man dafür natürlich oft zu schüchtern ist. Das Internet lässt viele wohl bequemer werden. Wie würdet ihr mit so etwas umgehen? Würdet ihr das als Kompliment verstehen oder den Arzt wechseln?

» Cappuccino » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Ich finde das ziemlich harmlos. Er hat ja wirklich nur ihren Namen benutzt, um mit ihr in Kontakt zu treten. Dazu sind sehr viele Menschen fähig, auch wenn sie nicht beim Arzt arbeiten und ihre Krankenkassenkarte in Händen halten. Da sie Studentin ist: wie oft wurde wohl schon ihr ganzer Name in einem vollen Seminarraum genannt?

Wenn sich jemand darüber ärgert, nur wegen seines Namens auf Facebook gefunden zu werden, hätte er dort einen falschen Namen angeben müssen. Zudem kann man in den Einstellungen regeln, welche Gruppe von Menschen einen kontaktieren können. Ich habe das beispielsweise auf "Freunde von Freunden" beschränkt.

Also meinen Namen empfinde ich einfach noch nicht als datenschutzrechtliches Geheimnis. Mit dem stelle ich mich vor, mit dem habe ich mich an der Uni eingeschrieben, der steht als Werbung für unseren Betrieb auf unserem Auto etc. Erst in Kombination mit anderen Daten wird es grenzwertig.

Ich wäre in dem beschriebenen Fall zum Beispiel stinksauer gewesen, wenn er mich nicht anschreibt, weil er mich hübsch findet, sondern weil er in meiner Krankenakte gelesen hat, dass es in meiner Familie keine Erbkrankheiten gibt. Das ist dann Missbrauch des Zugangs zu Daten.

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Wir hatten so einen Fall auch mal. Mein Partner war damals noch bei einem anderen Zahnarzt und war da mal zur Kontrolle. Er sollte da dann auch seine Handynummer angeben, falls etwas wäre und er erreicht werden sollte warum auch immer.

Jedenfalls hat wenige Tage nach dem Zahnarzttermin dann die Arzthelferin auf seiner privaten Handynummer angerufen und hatte ganz offensichtlich romantisches Interesse an ihm. Er hatte aber kein Interesse und hat sie entsprechend abgewürgt. Das finde ich dann schon ziemlich dreist und unverschämt. Den Namen bekommt man ja mehr oder weniger noch mit. Das tun - wie Bienenkönigin schon sagte - sehr viele Menschen je nach Kontext. Auch im Wartezimmer wird man ja mit Namen aufgerufen, das ist für mich also kein Geheimnis. Aber die private Handynummer für solche Zwecke zu benutzen ist für mich schon Missbrauch und das geht gar nicht.

Ich hätte mich an der Stelle meines Partners bei der Chef der Dame beschwert oder aber ihr die Meinung gesagt, dass das so nicht geht. Das hat er aber nicht, ihm war das egal. Ich finde es gibt Grenzen, die nicht überschritten werden sollten und das ist für mich definitiv ein Fall von dreister Grenzüberschreitung. Also wäre mir das passiert und nicht meinem Partner, hätte ich gewaltig Stress gemacht.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Der Name ist nun wirklich kein Problem, denn man wird auch damit beim Arzt aufgerufen und kann es somit auch anderweitig mitbekommen. So wurde ich auch schon von einem anderen Patienten kontaktiert, nachdem er meinen Namen beim aufrufen gehört hat und wollte sich mit mir Treffen. Ist das wirklich besser als wenn es der Arzthelfer ist der die Krankenkasse eingelesen hat? Ich habe dankend abgelehnt und damit war die Sache gegessen.

Problematischer wird es dann, wenn der Angestellte privat vor der Wohnungstür steht und dort anspricht da er sich der Adresse bedient hat, oder auch die Telefonnummer die beim Arzt hinterlegt wird dann missbraucht um diese Privat zu verwenden und in Kontakt zu kommen. Damit hat man ein weit aus größeres Problem wenn sich jemand nicht abspeisen lässt, als wenn man nur mit dem Namen auf Facebook gefunden wird und es damit auch blockieren kann, wenn einem der andere auf die Nerven geht.

Ich würde damit aber auch nicht den Arzt wechseln, sondern ich würde das einfach ansprechen bei diesem, dass das nicht geht. Entsprechend wird der Arzt seinen Angestellten auch darauf hinweisen und wenn das ganze nochmals vorkommt, dass dieser dann auch seine arbeitsrechtlichen Konsequenzen dafür bekommt. Als Medizinstudent sollte man es eigentlich wissen wie das mit der Schweigepflicht aussieht, nicht nur zu medizinischen Daten auch zu den persönlichen Daten und für was diese benutzt werden dürfen und für was nicht. Das private Anmachen gehört definitiv nicht dazu.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge



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