Ist ein Lektorat für die Abschlussarbeit sinnvoll?
Ich bin immer noch am überlegen, ob ich meine Bachelorarbeit einem Lektor überlassen sollte. Die Preise sind aber für Studenten schon relativ deftig. So kostet je nach Leistung ein Lektorat zehn Euro die Seite, was in meinem Fall bestimmt 350 Euro machen würde. Zwar kenne ich einen Lektor über Bekannte, der es günstiger anbieten würde, aber teuer ist es immer noch.
Dabei kenne ich niemanden, der einen professionellen Lektor für seine Abschlussarbeit genutzt hat, lediglich eine Arbeitskollegin hat es für die Masterarbeit gemacht. Die meisten begnügen sich damit, wenn die Eltern oder Freunde darüber lesen. Das habe ich nun auch gemacht und eine Freundin gebeten. Sie hat auch vereinzelt Rechtschreibfehler gefunden und einige Hinweise gegeben, was ich noch besser ausarbeiten könnte.
Die Frage ist natürlich, wie viel Mühe sich jemand gibt, der es umsonst macht und möglicherweise den Text nur überfliegt. Würdet oder habt ihr einen Lektor für eure Abschlussarbeit bezahlt? Oder ist das in euren Augen überflüssig?
Kann es sein, dass du dir selbst Druck machst und der Abschlussarbeit immens viel Wert beimisst? In einem anderen Beitrag hattest du ja geschrieben, dass es sein kann, dass deine Abschlussarbeit den Notenschnitt etwas runterzieht und ob dadurch eben der potentielle Masterplatz gefährdet wäre. Daher vermute ich jetzt mal, dass du dich deswegen so verrückt machst und über einen Lektor nachdenkst.
Das musst du im Endeffekt natürlich selbst wissen. Ich persönlich würde es nicht machen und eher versuchen, mich selbst zu verbessern. Denn spätestens bei der Masterarbeit würdest du wieder vor demselben Problem stehen, nur mit dem Unterschied, dass bei dir kein Lerneffekt eingesetzt hat. Das würde ich persönlich schade finden, aber da ist jeder anders.
Täubchen hat geschrieben:Kann es sein, dass du dir selbst Druck machst und der Abschlussarbeit immens viel Wert beimisst? In einem anderen Beitrag hattest du ja geschrieben, dass es sein kann, dass deine Abschlussarbeit den Notenschnitt etwas runterzieht und ob dadurch eben der potentielle Masterplatz gefährdet wäre.
Das kann natürlich gut sein. Ich wohne aber auch leider in einer sehr beliebten Stadt, in der man ohne dieses Denken auch nicht weit kommt. So hat sich eine Kommilitonin mit einem Schnitt von 1,6 für den Master beworben und wurde abgelehnt. Damit hatte keiner gerechnet, da sie zu den Jahrgangsbesten zählte. Aber hier bewerben sich leider auch unzählige Studenten und im Master ist der Druck sowieso aufgrund des akuten Mangels noch mal höher.
Es geht mich natürlich nichts an, aber: Ist hier "Lektorat" ein Codewort für "Ghostwriter"? Sprich, du lässt schreiben? Mein Studium ist zwar schon ein paar Jahre her, aber damals hingen an jeder Pinnwand mehr oder weniger schlecht verschleierte Angebote für "Überarbeitungen" von Abschluss- und sonstigen Arbeiten, die im Endeffekt darauf hinausgelaufen sind, dass die höheren Söhne und Töchter die Arbeiten, sagen wir mal, gegen Entgelt delegiert haben.
In diesem Fall würde ich das Angebot davon abhängig machen, ob du das Fachwissen und die Erfahrungen im wissenschaftlichen Arbeiten, die dir eine Abschlussarbeit im Idealfall einbringen sollte, spätestens im Berufsleben anwenden musst oder möchtest. Wenn es dir nur um die Abschlussnote geht und weniger darum, etwas zu lernen, wäre es eine Möglichkeit, aber natürlich gibt es auch keine Garantie, dass die Abschlussarbeit dann wirklich eine Eins mit Stern, Eichenlaub und Schwertern zum Ergebnis hat. .
Natürlich gab es auch die ganz biederen Angebote, Rechtschreibung und Grammatik korrigieren zu lassen, aber dafür würde ich keine 10 Euro pro Seite rauswerfen. Meiner Erfahrung nach können das Freunde oder Verwandte genauso gut. Meine beiden Schwester und ich haben uns gegenseitig die Abschlussarbeiten zugeschanzt, und keine von uns hat jemals Probleme mit übersehenen Rechtschreibfehlern oder falsch gesetzten Satzzeichen bekommen. Das schaffen meines Erachtens auch ambitionierte Laien gegen einen kleinen Obolus oder eine Einladung zum Pizza Essen.
Es kommt doch darauf an. Das, was Gerbera als erlaubte Möglichkeit aufführt, ist für mich ein Korrektorat. Das können bei den meisten sicher Freunde oder Verwandte leisten. Ein Lektorat bietet mehr, besonders wenn es sich um ein Fachlektorat handelt.
Dann werden Formulierungen gefälliger, kleinste auch fachliche Fehler oder eine nicht absolut schlüssige Argumentationen oder Schlüsse entlarvt und jede Quelle wird geprüft. Das lohnt sich durchaus. Und natürlich macht der Lektor dort nicht die eigentliche Arbeit des Absolventen. Da, wo es hakt, muss der Schreiber selber ran. Das kann sich durchaus lohnen. Ghostwriter sind dann wieder eine andere Sache.
Gerbera hat geschrieben:Es geht mich natürlich nichts an, aber: Ist hier "Lektorat" ein Codewort für "Ghostwriter"? Sprich, du lässt schreiben?
Nein, gemein ist tatsächlich nur die Überarbeitung von Grammatik, Rechtschreibung und eventuell das Überarbeiten ganzer Passagen, wenn sie schlecht geschrieben sind. Nicht wenige Studenten haben einfach das wissenschaftliche Schreiben nicht drauf und schreiben umgangssprachlich, ohne es zu merken. Oft wird auch falsch zitiert, was ein guter Lektor ja auch merken sollte.
Über Ghostwriting habe ich mich tatsächlich auch schon schlau gemacht, als ich noch nicht mit der Arbeit angefangen hatte und nicht wusste, wie ich 30 Seiten bewältigen sollte (dazu muss man sagen, dass ich Hausarbeiten im Allgemeinen hasse). Das kostet aber einen ganzen Batzen mehr, selbst für eine popelige Bachelorarbeit findet man kaum ein Angebot unter 1.000 Euro. Wie hochwertig so eine Arbeit trotz des stolzen Preises sein kann, wenn der Ghostwriter sie innerhalb von ein bis zwei Wochen verfasst, kann ich nicht sagen.
Nun bin ich aber sowieso fertig und muss sie, wie gesagt, nur noch gegen lesen lassen. Jetzt noch so viel Geld für einen Ghostwriter aufzubringen, macht keinen Sinn mehr, da leben ich wirklich lieber mit dem Risiko, eine schlechtere Note zu bekommen.
Ok, ich nehme alles zurück. Ich kannte nämlich wirklich nur die beiden Alternativen "Kommas suchen" und "keine Zeile selber schreiben", was die Beteiligung von Dritten an Hausarbeiten angeht. Mit dem wissenschaftlichen Schreibstil hatte ich persönlich nie Probleme, und auch die Struktur und Formulierung von sinnvollen Sätzen und Abschnitten ging mir eigentlich recht leicht von der Hand.
Von daher bin ich nach wie vor skeptisch, ob ein professionelles Lektorat wirklich absolut nötig ist und einen Mehrwert bringt verglichen mit der Hilfe durch Freunde oder Kommilitonen, die sich mit dem Thema wenigstens ein kleines bisschen auskennen und selber bekanntermaßen gute Arbeiten schreiben.
Aus Erfahrung mit dem Fachlektorat kann ich sagen, es kommt auf den Studierenden an. Mancher tut sich mit dem erwünschten Stil sehr schwer. Der nächste schludert, wenn es um die Argumentation geht. Und das Highlight, das immer wieder vorkommt: Etwas wurde nicht verstanden und dann irgendwo umformuliert abgeschrieben.
Prinzipiell ist das, was da steht, richtig. Aber du erkennst sofort die ursprüngliche Quelle, teilweise kannst du nachvollziehen, über wie viele verschiedene Arbeiten diese eine Quelle nicht verstanden und mitgeschleppt worden ist. Das ist übrigens auch im Internet so. Da erkennt man auch immer gut, welcher Texter ohne genügend Verständnis einen Text verbrochen hat und wer dann davon und von den weiteren Versionen abgeschrieben hat. Bei Anlagestrategien oder Wirtschaftstheorie ist das geradezu normal.
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