Für falsches Alibi sorgen moralisch verwerflich?
In einem anderen Beitrag habe ich ja schon geschrieben, dass ich noch nie jemandem ein falsches Alibi verschafft habe und es auch nicht tun würde, egal um wen es dabei gehen würde. Ich finde das einfach falsch und würde nicht mal meinen Freund, einen Bruder oder eine Freundin auf diese Weise decken wollen. Wenn die Menschen unschuldig sind, werden das korrekte Ermittlungen so oder so ergeben meiner Meinung nach.
Eine Bekannte von mir sieht das jedoch ganz anders. Sie meint, dass es doch vollkommen in Ordnung wäre, wenn man einem nahen Angehörigen ein falsches Alibi verschafft, wenn man diese Person ganz genau kennt und eben ganz genau weiß, dass diese Person dieses oder jenes niemals tun würde. Man würde nur einen Unschuldigen beschützen, weiter nichts. Ich sehe das jedoch anders, weil man nie wissen kann, wozu ein Mensch wirklich fähig ist, gerade wenn es um Verbrechen geht.
Es gibt auch zig Beispiele, wo Angehörige die Augen vor der Wahrheit verschlossen haben (siehe Missbrauch in der Familie, Fremdgehen etc.) und die Wahrheit bewusst nicht wahrhaben wollten. Ich halte es nicht für ausgeschlossen, dass manche Menschen eben wollen, dass ihre Angehörigen unschuldig sind und sich deswegen zu falschen Alibis hinreißen lassen und das finde ich nicht richtig. Ich lasse mich lieber von Fakten leiten und nicht von Emotionen. Wie seht ihr das? Findet ihr es moralisch verwerflich, wenn man Angehörigen ein falsches Alibi verschafft? Gibt es dafür eigentlich eine Entschuldigung oder Rechtfertigung?
Ich war zum Glück auch noch nie in der Situation, um jemandem ein falsches Alibi zu geben. Ich kann schwer sagen, ob ich das machen würde oder nicht. Generell würde ich auch sagen, dass ich das nicht tun würde, auch wenn ich sicher wäre, dass die Person unschuldig wäre. Aber wenn man mal in so einer Situation ist, lässt man sich vielleicht doch irgendwie überzeugen.
Ich finde es schon schlimm, wenn man da lügen müsste, um einer Person ein falsches Alibi zu verschaffen und ich finde es auch durchaus moralisch verwerflich. Vielleicht schadet man dadurch auch mehr, als dass es einen Nutzen hat. Ich hätte wohl wirklich ein Gewissensproblem, wenn ich da lügen sollte.
Kommt doch ganz darauf an worum es sich handelt, daher kann man das pauschal gar nicht beantworten. Nehmen wir den fiktiven Fall mal an, zwei Menschen bekommen mit, wie jemand gerade Vergewaltigt wird. Anstatt das man denjenigen laut anspricht damit er abhaut, schleicht man sich an und brät ihm einen mit dem nächsten Baumstamm den man sich greift ein paar mal eine über, bis dieser mit einem zermatschten Kopf auf dem Boden liegt.
Damit ist man über die Notwehr weit hinaus geschossen wie auch die Nothilfe, da andere Maßnahmen ebenfalls zum Ziel geführt hätten. Würdet ihr die zweite Person verraten was sie gemacht hat, nachdem ihr das ganze beobachtet habt und wisst was für Strafen darauf stehen? Selbstjustiz kann auch dafür sorgen, dass Alibis verteilt werden wenn man das Strafmaß vom Gesetzesgeber als zu Lasch ansieht und man kann hinterher leicht sagen, dass der Vergewaltiger nicht aufgehört hat nachdem er laut angesprochen wurde und man keine andere Lösung hatte. Wer beweist einem das Gegenteil wenn die Aussagen stimmig sind und der Täter dazu nichts mehr sagen kann, da er nach dem Angriff unter dem Rasen liegt?
Was moralisch vertretbar ist und was nicht, muss man immer einzeln betrachten und auch sehen. Ich kann es gut verstehen, wenn jemand ein falsches Alibi gibt was den Fall betrifft, da ich das Strafmaß dafür ebenfalls als zu gering ansehe was man dafür bekommt und das einfach widerliche Taten sind die nicht zu rechtfertigen sind. Aber dann die andere Person noch verraten und sie selbst in den Bau schicken ggf. wegen Totschlag, weil dieser helfen wollte, in Wut gehandelt hat und dann zur falschen Methode gegriffen hat in dieser Situation? Das wäre für meine Auffassung her dann moralisch nicht zu vertreten mit dem Hintergrund und ich würde mich wohl auch zu einer falschen Aussage hinreißen lassen.
Ermittlungen ergeben nicht immer, dass jemand unschuldig ist und es sitzen auch Leute im Knast ein die unschuldig sind und nichts gemacht haben und auch darauf vertraut haben, dass die Ermittlungen das schon zeigen werden. Darunter auch ein Ehepaar, welches 8 Jahre im Knast war für einen Mord den sie nicht begangen haben und erst dann der Fall neu aufgerollt wurde und ihre Unschuld bewiesen wurde. Werden diese wieder Glücklich? Ihnen wurden 8 Jahre ihres Lebens gestohlen, die finanzielle Entschädigung macht das nicht wieder wett und man hat den Imageverlust, Gesichtsverlust und muss damit anschließend zurecht kommen muss und zwar alleine. Da hilft auch niemand anderes mit dazu und Freunde, Familie usw. haben sich in dieser Zeit ebenfalls abgewendet. Damit bist du bestraft bis an dein Lebensende und eine Falschaussage mit einem falschen Alibi hätten ggf. dafür gesorgt, dass es gar nicht erst soweit kommt.
Es ist nicht nur moralisch verwerflich, sondern auch rechtlich gesehen verwerflich und strafbar. Du sprichst ja von einem Alibi für eine Person, von der man weiß, dass er oder sie irgendwas bestimmt niemals tun würde. Also redest du auch noch von einem Verbrechen und wenn du dann jemanden ein falsches Alibi gibst, dann machst du dich selber strafbar und kann durchaus als Falschaussage mit einer Gefängnisstrafe geahndet werden.
Du hast als Verwandter das Recht die Aussage zu verweigern. Aber dann kannst du auch kein Alibi geben. Und wenn du dieses Alibi vor Gericht bestätigst, dann kann das für dich teuer enden.
Ich würde niemandem ein falsches Alibi geben und ich denke, dass ein unschuldiger Mensch auch kein falsches Alibi braucht, sondern einen guten Anwalt. Da hat derjenige mehr von als von einer Lüge, die immer irgendwann heraus kommt. Bei mir würde es auch nicht darauf ankommen, wer das Alibi braucht. Ich kann sowieso schlecht lügen und dann würde ich vor Gericht wahrscheinlich direkt auffallen und für mich ist das moralisch nicht vertretbar,
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