Schon vor Arbeitsvertrag mit Arbeit beginnen?

vom 20.01.2017, 07:01 Uhr

Ich hatte zu meiner Studienzeit einen Job, bei dem ich hinterher betrachtet von meinem Chef ganz schön über den Tisch gezogen worden bin. Es war damals so, dass im Vorstellungsgespräch auch über die Bezahlung gesprochen wurde, die wirklich nicht schlecht war. Leider war die Verwaltung zu langsam und ich sollte sehr sehr schnell eingesetzt werden, sodass mir dann gesagt wurde, ich könnte mit der Arbeit anfangen, der Arbeitsvertrag würde dann nachgelegt werden.

Als dann der Arbeitsvertrag fast am Ende des Monats vorgelegt wurde, wurde ich ziemlich negativ überrascht. Denn ohne Absprache wurde die Zusage wegen der Bezahlung einfach revidiert und ich habe deutlich weniger verdient als abgesprochen. Hätte ich den Arbeitsvertrag vorher bekommen, hätte ich mir das anders überlegt, weil die gute Bezahlung einer der Hauptgründe gewesen ist, dass ich den Job als Student angenommen habe. So musste ich dann leider feststellen, dass ich bei einem anderen Job deutlich besser dran gewesen wäre.

Da ich auch lernfähig bin, würde ich diesen Fehler nicht noch einmal machen und nie wieder anfangen zu arbeiten, wenn mir vorher der Vertrag nicht vorgelegt worden ist. Habt ihr schon einmal mit der Arbeit begonnen ohne den Arbeitsvertrag vorher gesehen zu haben? Würdet ihr das machen? Wie sinnvoll findet ihr das?

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Ganz einfach nein. Solche Dinge gehören vorher gemacht und wenn der Arbeitgeber meint damit trödeln zu können und am Ende einen komplett anderen Vertrag vorlegt, dann steht man da. Wie willst du die vorher besprochenen Dinge nachweisen? Solche Fehler machen schlau und man macht es kein zweites mal.

Ein weiterer Punkt ist auch die Versicherung. Ist kein Arbeitsvertrag unterschrieben und es passiert ein Betriebsunfall oder Wegeunfall, dann ist man nicht versichert. Der Arbeitgeber kann sich dann immer herausreden, dass du nicht angestellt bist und am Ende sitzt du damit komplett alleine da. Lass das mal noch zur Berufsunfähigkeit führen, dann hast du richtig Spaß dabei.

Macht man nicht, sollte sich aber jeder logisch selbst herleiten können. Es dauert nicht lange einen Arbeitsvertrag aufzusetzen und diesen zu unterschreiben. Bei mir war das ganze 10 Minuten nach dem Vorstellungsgespräch fertig, ich habe es gelesen und unterschrieben und saß zwei Stunden später bereits auf dem Fahrzeug, mit einem gültigen Arbeitsvertrag in der Tasche. Ohne hätte ich es nicht gemacht.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge


Wieso sollte ich denn ohne Vertrag arbeiten? Was ist denn wenn mir etwas passiert? Man muss ja auch irgendwie abgesichert sein und letztendlich könnte man in so einem Fall, wenn man einen Arbeitsunfall hat beispielsweise schlecht erklären wie es ohne Vertrag dazu kam. Das ist auch wirklich mehr als naiv, wenn man ohne bestehenden Vertag für jemanden arbeitet. Ich hätte in so einem Fall abgelehnt, immerhin ist so ein Vertag auch schnell aufgesetzt.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Aus seinen Fehlern lernt man ja und bei dir wird es sicherlich so sein, dass du kein zweites Mal mehr eine Arbeit beginnen würdest, ohne den Vertrag vorher gesehen zu haben. Mir ist das bisher nicht passiert, aber ich wüsste auch nicht, ob ich dann wirklich danach fragen würde. Ich lasse mich doch oft recht leicht einschüchtern und ich denke, dass gerade darauf dann gezielt wird. Denn die mündlichen Vereinbarungen kann man dann ja nicht mehr nachweisen.

Aber ich denke, dass man so etwas vielleicht als Leichtgläubigkeit einmal macht und dann beim nächsten Mal gleich auf einen Arbeitsvertrag besteht, dann man dann auch vor Arbeitsbeginn sieht und unterschreibt.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge



Sorae hat geschrieben:Ein weiterer Punkt ist auch die Versicherung. Ist kein Arbeitsvertrag unterschrieben und es passiert ein Betriebsunfall oder Wegeunfall, dann ist man nicht versichert. Der Arbeitgeber kann sich dann immer herausreden, dass du nicht angestellt bist und am Ende sitzt du damit komplett alleine da.

Ein mündlicher Arbeitsvertrag ist genauso gültig wie ein schriftlicher Arbeitsvertrag, nur muss spätestens vier Wochen nach Abschluss schriftlich vorgelegt werden, siehe gesetzliche Nachweispflicht. Es gab auch Augenzeugen, ich wurde sehr schnell eingegliedert, bekam Arbeitsuniform gestellt, auch direkt eigene Schlüssel ausgehändigt, damit ich jederzeit Zugang habe und ich wurde auch direkt bei der Rentenkasse und Krankenkasse angemeldet, wofür ich auch direkt schriftliche Nachweise erhalten habe. Ich wurde auch direkt zum Betriebsarzt geschickt, auf Rechnung des Chefs. Da ich vom Betriebsarzt direkt auch einen Bescheid bekommen habe, zu welchem Zweck ich dort gewesen bin mit dem Befund eben. Ich finde, wenn man die Summe der ganzen Aktionen betrachtet, dann hätte es mein damaliger Chef ziemlich schwer gehabt zu leugnen, dass ich da arbeite. Es gab auch nie einen Grund daran zu zweifeln, dass ich da über den Tisch gezogen werde.

Der schriftliche Arbeitsvertrag konnte nicht so schnell vorgelegt werden, weil die Personalabteilung im Urlaub war. Das war zu dem Zeitpunkt mitten in den Sommerferien und leider zog es sich da wie Kaugummi. Ich habe dem Chef auch ziemlich Druck gemacht, dass ich den Vertrag haben will, aber es hat trotzdem so lange gedauert. Abgesehen von der Höhe des Lohns wurde ich auch nicht übers Ohr gehauen und es lief alles bestens.

@Ramones: Hast du eigentlich auch eine eigene Meinung oder plapperst du grundsätzlich nur alles nach, was die User direkt vor dir schreiben? Ich finde, du hättest dir den Nicknamen "Papagei" verpassen sollen, passt viel besser zu dir als "Ramones". Das ist mir schon bei sehr vielen Kommentaren von dir aufgefallen, dass das im Prinzip nur eine Wiederholung anderer Meinungen ist. Gerade du in deiner rosaroten Bonbon-Welt hast natürlich leicht reden von wegen "Naivität". Ich wette, du musstest noch nie für dich ganz alleine sorgen und hattest immer jemanden, der dich finanziert. Wenn du arbeiten musst, weil du sonst auf der Straße landest, denkst und handelst du ganz anders.

Ich hatte als Student keinen Anspruch auf Bafög, habe keinen Unterhalt erhalten, kein Recht auf H4 oder sonstige Sozialleistungen und ein Stipendium bekam ich auch nicht. Studium war aber teuer. Ich musste also hart arbeiten, um mir das finanzieren zu können, wobei es da diese blöde Grenze gibt, dass du nicht zu viel arbeiten darfst, weil du sonst aus der Krankenversicherung raus fliegst. Ich habe mich also von Job zu Job hangeln müssen und konnte es mir nicht leisten, allzu wählerisch zu sein.

Wenn man nicht studiert, kann man sicher sein, dass die Grundsicherung einen auffängt, wenn man mal keine Arbeit hat, als Student hast du diesen Luxus nicht. Da heißt es nur: "Friss oder Stirb". Ich fand das mit dem Lohn schon ziemlich unfair, weil ich da knapp 30 Prozent weniger verdient habe als zugesagt und ich bin da auch ziemlich schnell weg als ich eine Alternative gefunden habe. Ich finde man hat immer leicht reden, wenn man von anderen versorgt wird und sich aushalten lässt und nie selbst für sich sorgen musste.

Inzwischen habe ich genug Rücklagen und ich weiß, im Falle einer Arbeitslosigkeit bin ich entsprechend abgesichert. Ich muss nicht den erstbesten Job annehmen, damit ich die Miete zahlen kann und nicht hungern muss oder sogar auf der Straße lande. Diese Option hatte ich damals nicht und ich finde es ziemlich leicht jemanden für bestimmte Verhaltensweisen zu verurteilen, wenn man nie in dessen Schuhen gesteckt hat.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge


Sicherlich kann man einen Arbeitsvertrag auch mündlich machen, aber dennoch bist du in der Nachweispflicht wenn etwas passiert. Der Arbeitgeber kann sich auch entziehen wenn er dir zwar eine Arbeitskleidung zur Verfügung gestellt hat wie auch Schlüssel, diese kannst du auch auf andere Weise erhalten haben, entwendet oder auf einer Plattform gekauft haben. Das ganze ist eine sehr unsichere Sache und auch ein vorläufiger Arbeitsvertrag kann aufgesetzt werden der das zumindest bestätigt an den Eckdaten und das du dort arbeitest, und der eigentliche Arbeitsvertrag nachgereicht wird binnen der Frist.

Damit wäre das auch noch eine Option, aber alleine auf das Wort von jemanden verlassen ist definitiv keine sichere Lösung dazu und kann eben auch missbraucht werden, wie bei dir mit einem niedrigeren Gehalt als mündlich vereinbart. Wie willst du das nachträglich beweisen und geltend machen? Augenzeugen sind auch immer solch eine Sache mit genug Druck wissen die im Zweifel auch nichts mehr davon, wenn du verstehst was ich dazu meine und würde mich darauf absolut nicht verlassen.

Rentenkasse und Krankenkasse sind zwar erste Nachweise, aber auch dort kann man eine Bestätigung schicken und nachträglich behaupten, dass das Arbeitsverhältnis nie zu Stande gekommen ist und das ganze fälschlicherweise passiert ist. Diese Nachmeldungen werden auch nachträglich gemacht, z.B. wird auch jemand angemeldet der anfangen soll und dann am ersten Tag nicht erscheint und wieder abgemeldet nachträglich.

Je nach dem an welchen Arbeitgeber man gelangt, kann sich dieser sehr asozial verhalten besonders seinen eigenen Mitarbeitern gegenüber und sich dann aus seiner Verantwortung ziehen. Möglichkeiten ohne Arbeitsvertrag gibt es einige für die Arbeitgeber und der Arbeitnehmer hat dann das nachsehen, da er nichts beweisen kann und in der Hand hat was vor Gericht auch bestand hat.

Denn Aussage gegen Aussage hilft dir da nicht wirklich viel weiter. Druck gibt es ebenfalls, dass Augenzeugen nichts gesehen haben da ihnen ebenfalls mit Sanktionen gedroht wird wie Jobverlust und auch dort gibt es genug die auf ihren Job angewiesen sind um die Familie zu füttern und dann nichts sagen oder sich auf die Seite vom Arbeitgeber stellen und dich ins offene Messer rennen lassen.

Bein einem Arbeitgeber hatten wir solch einen netten Fall mit einem FSJ. Dieser hatte seine Papiere auch noch nicht zusammen und sollte vorher anfangen da absoluter Notstand an Personal herrschte, was er auch gemacht hat. Dort hatte er dann einen KTW zu Schrott gefahren und auf einmal wusste weder der Arbeitgeber noch die anderen Kollegen die an dem Tag Dienst hatten etwas von seiner Einstellung oder wer das gewesen sein soll.

Dabei wurde es morgens noch durch den Aufenthaltsraum geplärrt, dass ist Herr X er ist unser neuer FSJ der heute anfängt. Keine Anmeldung kein nichts und man wollte den finanziellen Schaden für die Karre von ihm Privat haben, da er sich angeblich ohne Berechtigung das Fahrzeug genommen hat und damit Gassi gefahren ist und dazu vorher noch Dienstbekleidung entwendet haben soll, dass es nicht auffällt.

Machbar wäre beides keine Frage da die Tür immer offen stand und der Schlüssel in jedem Fahrzeug steckt aber wie realistisch ist das bitte, dass jemand auf die Wache kommt, sich umzieht und die Karre mit nimmt in dem letzten Dreckskaff am Rande der Welt. Ich möchte nicht wissen was in seinem Kopf vorgegangen ist als die entsprechende Forderung im Brief stand, aber es wurde richtig gehandelt mit Anwalt und verweigern der Zahlung.

Dennoch war das ein schleppender Prozess und im Endeffekt wurde die Forderung abgewiesen, die Versicherung zahlte aber auch nicht da nicht angemeldet ohne Papiere und der Arbeitgeber blieb auf dem Schaden alleine sitzen. So etwas zahlt niemand freiwillig gerne und man wird nichts unversucht lassen dafür jemand anderen einstehen zu lassen.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge


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