Paartherapie als Anfang vom Ende betrachten?
Bei einem befreundeten Pärchen läuft es zur Zeit alles andere als gut. Und zwar haben sie verschiedene Probleme und scheinen da selbst nicht auf einen gemeinsamen Nenner zu kommen. Sie reden wohl einander vorbei und verstehen den anderen nicht richtig.
Ich habe daher vorgeschlagen, dass sie doch zu einer Paartherapie gehen soll und vielleicht eine dritte unbeteiligte Person zur Rate ziehen und so an ihrer Beziehung arbeiten können. Daraufhin meinte meine Bekannte aber, dass sie das eher nicht möchte, denn für sie wäre eine Paartherapie quasi der Anfang vom Ende. Denn so etwas würden doch wirklich nur Paare als letzte Chance wahrnehmen und die Wahrscheinlichkeit das dies klappen könnte, wäre doch eher gering.
Ich sehe das anders und denke, dass eine Paartherapie auch durchaus hilfreich sein kann, bevor der Karren richtig in den Dreck gefahren wurde. Es muss doch nicht immer erst zur Paartherapie kommen, wenn man meint, dass eh schon alles verloren ist. Meint ihr auch, dass eine Paartherapie direkt das Anfang vom Ende bedeutet? Würdet ihr deswegen so eine Therapie ausschlagen? Oder haltet ihr das für Quatsch?
Nelchen, du verkennst den Sinn einer Paartherapie. Dort soll nicht das Paar an seiner Beziehung arbeiten und wieder zusammenfinden. Das mag die Bezeichnung suggerieren, aber das ist nicht der Fall. In einer Paartherapie soll jeder Partner herausfinden, wie er zu seinem Partner und der Beziehung steht. So soll das jeder Partner und eben auch das Paar herausfinden, ob die Beziehung überhaupt noch eine Zukunft hat.
Nur wenn beide Partner nach der Klärung eine Zukunft sehen, kann man schauen, welche Voraussetzungen geändert werden müssen und welche Dinge nötig sind, um wieder zueinander zu finden. Und genau deshalb führt eine Paartherapie in mehr Fällen zu einer Trennung als zu einer Verbesserung der Beziehung. Mit dem Wissen, was eine Paartherapie leisten kann, und dem Bauchgefühl, dass die Beziehung tiefen Schaden genommen hat, ist eine Paartherapie dann eben für manchen der Anfang vom Ende. Und meist hat er nicht Unrecht damit.
In einer Paartherapie bespricht man in der Tat wo man sich aktuell sieht und was man vom Partner erwartet. Das kann durchaus etwas bringen, wenn man vorher nicht miteinander gesprochen hat. Man wird sich den Problemen bewusster, wobei ich auch davon ausgehe, dass man sich danach trotzdem eher trennen wird, weil einem die kompletten Probleme bewusster werden und nicht jeder dann noch arbeiten will an einer kaputten Beziehung.
Ich würde es dennoch versuchen. Immerhin liebt man sich ja und dann sollte man auch versuchen eine gemeinsame Lösung zu finden. Ich würde mich nicht sofort trennen, sondern lieber so einen Versuch starten.
Man kann entweder so weiter machen wie bislang, oder man geht es an. Egal auf welchem Weg das passiert, wenn man alleine nicht mehr weiter kommt und sich auch nicht entscheiden und sagen kann, wo man sich sieht und was man vom Partner will, dann kann das schon Nutzen. Natürlich kann es auch dabei sein, dass jeder erkennt mit dem Partner nicht mehr zusammen zu passen und man geht getrennte Wege.
Denn eine Paartherapie kittet nicht eine Beziehung und soll sie auch nicht, sondern aufzeigen, wie es weiter geht, was man erwartet und wo man sich selbst sieht. Damit kann es auch das Anfang vom Ende sein, dessen muss man sich halt bewusst sein. Aber lieber hat das ganze auch mal ein Ende, anstatt das man sich mehrere Jahre unglücklich mit der Beziehung am Bein durch die Gegend schleift aus reiner Gewohnheit.
Auch wenn es unromantisch ist, mit Liebe alleine hat keine Beziehung etwas zu tun. Nur aus Liebe bleibt man nicht zusammen und auch diese kann schwinden unter dem Alltag, wenn man sich weiter entwickelt und der andere in eine andere Richtung einschlägt. Liebe alleine rettet dann auch nichts, auch wenn das für manche solch eine tolle Vorstellung ist. Wer sich dann nur noch darauf beruft auf seine Liebe zum Partner und hinterher rennt egal was dieser macht, damit macht man sich auch nicht glücklicher sondern nur emotional Abhängig. Emotionale Abhängigkeit ist einfach nur erbärmlich widerlich, gerade in einer Beziehung, gerade wenn es ohnehin nur noch einseitig stattfindet.
Ich habe gerade mal so überlegt, ob ich Leute kenne, die so eine Paartherapie gemacht haben, aber mir ist jetzt nur ein Paar eingefallen. Gebracht hat es eigentlich nicht sonderlich viel, aber getrennt haben sie sich auch nicht und das ganze Prozedere ist schon einige Jahre her.
Deine Bekannte macht aber in meinen Augen einen ganz kardinalen Denkfehler. Die Beziehung hat arge Probleme, wir gehen aber nicht zur Therapie, weil das dann der Beweis für den Anfang vom Ende wäre, ergo rettet ein Nicht-Hingehen die Beziehung. Das ist so, als würde ich nicht zum Arzt gehen, weil ich dann nicht krank sein kann und werde.
Zwischen dem Gang zum Therapeuten und einer Trennung besteht kein zwingender Zusammenhang. Es ist allenfalls, im schlimmsten Fall, ein Eingestehen von Hilflosigkeit der jetzigen Situation gegenüber. Aber wenn einer von beiden ohnehin partout nicht will und möchte, hat das Ganze ohnehin keinen Sinn. Ansonsten würde ich sagen: Hingehen und gucken was passiert. Kann nur anders werden.
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