Wie weit können Schulden jemanden verfolgen

vom 17.05.2012, 19:03 Uhr

Warum nicht ins Ausland gehen? Die Schulden lösen sich nicht in Luft auf, aber Pfändungen im Ausland sind aufwendig und teuer und je nach örtlichem Melderecht kaum zu realisieren. Arbeitgeber und Banken werden nicht mehr behelligt, weil die Schufa keine Rolle spielt, bekommt man wieder günstige Verträge für Strom und Ähnliches.

Wichtig ist dann natürlich, so viel vom besseren Einkommen wie irgend möglich, in den Abbau der Schulden daheim zu stecken. Sonst ist es, sollte man jemals zurück kommen, noch teurer als jetzt. Außerdem wäre das den Gläubigern gegenüber extrem unfair.

Allerdings ist das auch kein leichter Weg, weil man sehr eingeschränkt lebt. Und ein unbeschriebenes Blatt zu sein, hat auch extreme Nachteile. Mal als Beispiel Großbritannien. Zuerst muss ein Konto her. Aber ohne Stromrechnung auf den eigenen Namen gibt es keins. Die Stromrechnung dient als Meldenachweis, weil man sich nirgends anmeldet. Eine Mobilfunkrechnung würde helfen, aber ohne Bankkonto kein Vertrag.

Du erkennst das Problem. Ohne einen Arbeitgeber, der eine Bank vermittelt, lebt man sehr lange von Reserven. Selbst mit Hilfe dauert es, denn ein Konto gibt es nur mit Termin und den gibt es in zwei bis vier Wochen. Danach dauert es bis zum Folgetermin, wo es endlich die Karte gibt.

Ohne Rücklagen ist es nicht wirklich machbar. Das nächste Problem ist der Kündigungsschutz. In GB beträgt die Kündigungsfrist nach einem Monat eine Woche. Erst wer länger als zwei Jahre angestellt ist, erhält pro Beschäftigungsjahr eine weitere Woche. Ein Job kann also schnell weg sein und wie der nächste bezahlt wird?

In Irland ist es noch schlimmer. In den Niederlanden ist es etwas besser, da hat man mindestens vier Wochen. Die andere Sache ist, dass das Leben in den drei Ländern auch nicht billig ist. Mehr Lohn bedeutet nicht, dass so viel mehr übrig bleibt. Das muss man wirklich sehr genau ausrechnen.

» cooper75 » Beiträge: 13423 » Talkpoints: 517,99 » Auszeichnung für 13000 Beiträge



cooper hat es schon sehr treffend für England beschrieben und in anderen Ländern sieht das auch nicht besser aus. Denkst du an die arabischen Emirate, dann bekommst du dort zwar einen Arbeitsvertrag jederzeit, aber Kündigungsschutz gibt es dort nicht. Von heute auf morgen kann ein Job gekündigt werden und du stehst auf der Straße. Damit du dort etwas anmelden kannst, musst du deinen Job und einen festen Wohnsitz nachweisen. Einen festen Wohnsitz kannst du aber erst nachweisen, wenn dein Arbeitgeber dort für dich bürgt wenn du nicht die Staatsbürgerschaft hast und macht er das für jeden einfach so? Nein, da kann es dir ebenfalls passieren, dass du von heute auf morgen auf der Straße sitzt und nichts mehr hast.

Schulden werden dich dabei immer verfolgen, egal wohin du gehst und auch wenn die Pfändung teuer ist und aufwendig, je nach Land, lassen sich das Gläubiger auch nicht nehmen. Diese Aufwandskosten bekommst du am Ende noch oben drauf gebrummt, wenn es im Urteil so vorgesehen ist und das ist es in den meisten Fällen. Somit gehen die Gläubiger nur in Vorkasse, ansonsten verkaufen sie den Titel an Inkassounternehmen und diese gehen in anderen Ländern teilweise auch nicht zimperlich vor wenn es darum geht die Schulden einzutreiben. Da steht nicht der nette Gerichtsvollzieher vor deiner Tür der nett um Einlass bittet, sondern ganz andere Typen die dir das Gesicht zu Brei hauen wenn du nicht zahlen kannst und einpacken was gerade greifbar ist.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge


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