Nachhilfe schon von der ersten Klasse an - wo führt das hin?
Ich kenne einen kleinen Jungen, der kommt schon in der ersten Klasse mit dem Unterrichtsstoff nicht klar. Er ist ansonsten sehr aufgeschlossen und macht keinen dummen Eindruck. Er ist jetzt fast ein Jahr lang in der ersten Klasse und hat schon in Fächern wie Mathematik und Deutsch Nachhilfeunterricht. Die Lehrer meinen, dass er, wenn er im Nachhilfeunterricht fleißig ist, dass auch schaffen wird.
Ich frage mich aber dann schon, wo das hinführt. Muss der arme Junge dann bis zum Schulabschluss ständig Nachhilfeunterricht bekommen um dann wenigstens einen mittelmäßigen Schulabschluss zu bekommen? Findet ihr, dass man einem Kind in der ersten Klasse dann lieber ermöglichen soll die Klasse zu wiederholen? In der Schule des Jungen ist es üblich, dass man in den ersten beiden Jahren auf jeden Fall versetzt wird und nur ein Antrag stellen kann, dass er die Klasse wiederholt und dieser Antrag wird in der Regel abgelehnt, wenn Nachhilfe einen Erfolg verspricht.
Wie seht ihr es, wenn ein Kind schon in der ersten Klasse Nachhilfeunterricht braucht? Findet ihr, dass man das dem Kind ersparen soll und das Kind lieber die Klasse wiederholen sollte?
Ich würde es auch eher vorziehen, mein Kind schon die erste Klasse wiederholen zu lassen. Man setzt doch sehr unter Druck, wenn es neben dem normalen Unterricht noch Nachhilfe bekommt. Auch wenn das erfolgversprechend sein kann. Es ist ja nur eine Starthilfe.
Meiner Meinung nach bedeutet es nicht, dass das Kind dann seine ganze Schullaufbahn hindurch Nachhilfe braucht und immer auf der Kippe steht. Wenn der Anfang glatt läuft, kann es durchaus die Kurve kriegen und dann alleine zurecht kommen.
Aber ich finde es nicht schlimm, wenn man ein Jahr verliert. Egal, in welcher Altersstufe und schon gar nicht zu Grundschulzeiten. Man muss doch so früh nicht schon an den Schulabschluss denken und es ist doch wirklich nicht von Bedeutung, ob ein Kind beim Abschluss 15 oder 16 Jahre alt ist.
Meiner Meinung nach ist es immer Schuld der Eltern, wenn ein Kind in der ersten Klasse schon so große Probleme hat. Dann hätte man das Kind lieber ein Jahr länger im Kindergarten lassen sollen. Da sind viele Eltern leider zu ehrgeizig oder wollen sich vor anderen Eltern nicht blamieren. Das sollte das Kind aber nicht ausbaden müssen, in dem es dann so viele Stunden lernen muss und keine Zeit mehr zum Spielen hat. Das ist für die Entwicklung doch auch nicht gut.
Ich verstehe ehrlich gesagt gar nicht, warum ein Kind überhaupt in den ersten beiden Klassen Nachhilfeunterricht bekommen muss. Ich meine, wenn die Eltern nicht gerade Migranten mit mangelhaften Deutschkenntnissen sind, kann man dem Kind solche einfachen Sachen wie die Grundrechenarten und das kleine Einmaleins doch auch so beibringen und zu Hause etwas mit ihm spielerisch üben. Man kann das Kind zu Hause auch laut Geschichten vorlesen lassen und es beispielsweise von Zeit zu Zeit bei der Aussprache verbessern.
Das liegt einfach am Schulsystem. Ich höre immer wieder von Eltern, die ihr Kind in Klassen schicken, wo in der ersten Klasse dreißig Kinder gemeinsam lernen und ein Teil der Kinder hat besondere Förderbedarfe und für die ganze Gruppe ist dann ein Lehrer zuständig, weil mehr Kräfte einfach eingespart werden oder nicht verfügbar sind. Dass das auch die engagierteste und Kompetenteste Lehrkraft an ihre Grenzen bringt, dürft klar sein.
Klar gab es früher auch Klassen, wo dreißig Kinder zugeteilt waren. Aber früher hat man eben gezielt darauf geachtet, dass die Voraussetzungen der Kinder in einer Klasse möglichst homogen sind. Dann konnte man auch eher im Gleichschritt unterrichten. Und heute, wo so viele Unterschiedliche Kinder eingeschult werden, wo sich die Lernstände in der ersten Klasse teilweise um 4 bis 5 Jahre unterscheiden, muss man so viele verschiedene Aufgaben und Erklärungen erstellen und Lernpakete schnüren, dass die Lehrer vor lauter Arbeit kaum noch wissen, wie sie das bewältigen sollen.
Da müsste man mal was am System ändern, damit man engagierte Lehrer nicht so verschleißt. Das würde damit auch den Kinder zu Gute kommen. Denn eine Klasse mit sehr unterschiedlicher Schülerschaft funktioniert am besten dann, wenn sich die Lehrer auch intensiv um einzelne Schüler kümmern können und wenn eben zu viele Schüler pro Klasse anwesend sind, dann ist das schon rein rechnerisch nicht möglich, intensiver auf jedes Kind einzugehen, Bei 30 Kindern bleibt dann eine knappe Minute pro Kind und Schulstunde, wenn man eine viertel Stunde abzieht, um die allgemeinen Dinge für alle zu klären und danach sich allen einzeln zu widmen.
So wie es momentan ist, trägt das nicht gerade dazu bei, die Bildungschancen sozial gerecht zu verteilen, denn nicht jedes Elternhaus kann sich Nachhilfe für jedes Kind zehn bis zwölf Jahre lang leisten. Und nicht jeder ist in der Lage, das zu Hause aufzufangen, was auf der Schule nicht verstanden wurde. Letztlich bleiben dann die Kinder auf der Strecke, die talentiert sind, aber aus wenig zur Unterstützung befähigten Elternhäusern kommen. Was für eine Verschleuderung von Talent. Und ob sich das unter dem Strich langfristig rechnet, wenn viele Menschen unter ihrem tatsächlichen Potential beruflich tätig werden, das halte ich für sehr fraglich. Jede Investition in die Bildung von Kindern ist immer auch eine Investition in die Wirtschaft von morgen.
Ich finde so etwas immer schwierig zu beurteilen. Sicher ist es nicht schön, wenn ein Kind schon in der ersten Klasse Nachhilfe benötigt und sich das unter Umständen dann durch die gesamte Schulkarriere zieht. Das sollte nicht so sein. Dann fände ich es auch definitiv sinnvoller, das Kind die Klasse wiederholen zu lassen. Aber wenn das nicht geht, weil der Lehrer sagt, dass die Sache mit Nachhilfe in den Griff zu bekommen ist, dann ist das natürlich nicht so leicht. Dann muss man dem Urteil wohl vertrauen.
In dem Alter finde ich es auch sinnvoller dann das Jahr noch mal machen zu lassen. Wobei es auch schwierig ist, wenn das Kind viele Freunde hat, die dann in ein paar Jahren schon auf einer anderen Schule sind und man selber dann mit den Leuten in der neuen Klasse klarkommen muss. Generell finde ich es absolut in Ordnung, wenn man frühzeitig erkannte Probleme angeht.
Immerhin hat man gesehen, wo der Kleine Defizite hat und diese müssen ja auch gar nicht so bleiben. Ich gehe nicht davon aus, dass er immer zurück sein wird. Es kann auch durchaus sein, dass er einfach noch nicht so weit war, aber dann in der Schule dank der Nachhilfe doch lernt klarzukommen. Momentan werden ja Grundlagen geschaffen und da sollte man schon Wert darauf legen, dass diese verstanden werden, Nachhilfe ist da gar nicht so schlecht, wenn es ihm hilft und er dadurch auch Verbesserungen erzielen konnte.
Als wenn Freunde das wichtigste im Leben sind, ist es nicht. Es ist wichtiger, dass das eigene Kind sein Leben hinterher alleine bestreiten kann und auch die Grundlegenden Dinge beherrscht. Im Unterricht bringen einen Freunde auch nichts, dort hat man zu sitzen und zu lernen und Nachmittags gibt es Hausaufgaben und in der Freizeit kann man immer noch andere Kinder aus anderen Stufen treffen und mit denen etwas machen und Freundschaften pflegen. Freunde müssen absolut nicht in der gleichen Klasse sein, dass ist nun einmal gar kein Argument warum man das Kind einfach weiterhin in diese schickt wenn es doch nicht klar kommt.
Auch an den Eltern und der Schule zweifele ich doch stark. Die Schule selbst müsste mit dem Vorschlag um die Ecke kommen mit dem Jahr wiederholen oder auch auf eine andere Schulform das Kind zu schicken, wo es auch besser nach seinen eigenen Bedürfnissen gefördert werden kann. Vielleicht ist es auch vom Alter her noch nicht soweit, dass es für die Schule reif genug ist und sollte dann eher ein Jahr zurück gestellt werden anstatt es krampfhaft mit 6 Jahren einzuschulen. Manche sind halt erst mit 7 soweit, aber das ist auch oftmals der Ehrgeiz der Eltern die ihre Kinder dann zu früh schicken.
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