Warum gewollte Inzucht bei der Hundezucht/Tierzucht erlaubt?

vom 13.10.2013, 13:51 Uhr

Neulich habe ich eine Tiersendung im Fernsehen gesehen. Ich weiß nicht mehr wie die Sendung hieß. Aber es ging um Dackelzüchter. Dort wurde gesagt, dass durchaus eine Inzucht bei der Hundezucht erlaubt ist und dass es auch gewollt ist. Selbst im Stammbaum kann man dann auch sehen, dass der Bruder gleichzeitig der Vater ist oder die Schwester die Mutter.

Eigentlich wird doch immer wieder vor Inzucht gewarnt. Das ist ja eigentlich auch bei allen Lebewesen so, dass die Schwester wohl auch nicht die Mutter sein sollte und der Bruder nicht der Vater. Dass Geschwister beispielsweise miteinander verpaart werden ist in der Zucht von manchen Hunden und wie auch gesagt wurde bei anderen Tieren, durchaus normal und vom Zuchtverband auch erlaubt.

Ich habe mich dann gefragt, warum so was erlaubt ist und was es bringt. Eigentlich sagt man ja, dass solch eine Inzucht auch Fehlbildungen und Krankheiten, die erbbedingt sind auslösen kann. Was ist also so gut daran, wenn man in der Tierzucht Inzucht betreibt?

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» MissMarple » Beiträge: 6786 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



Im Tierreich ist Inzucht gar nicht so selten. Der Mensch benutzt sie zur Züchtung, um besonders wünschenswerte Eigenschaften eines Tieres zu erzeugen. Die kranken Tiere "verschwinden" einfach. Bei Inzucht müssen ja nicht unbedingt Krankheiten auftreten. Auch bei Menschen war Inzucht in manchen Zeiten und Kulturen erlaubt und gewünscht, wie etwa im alten Ägypten bei den Pharaonen. Innerhalb des Adels wurden hier auch oft Cousins und Cousinen verheiratet.

» anlupa » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Inzucht bringt Erbkrankheiten zum Vorschein aber erzeugt sie nicht In Inzuchtlinien kommen Krankheiten häufiger vor weil es wahrscheinlicher ist dass beide Elterntiere Träger von Schadgenen sind. Früher, als Hundezüchter Tiere noch ohne Grund töten durften, wurden Inzuchtwürfe gemacht um zu schauen ob eine Zuchtlinie Erbkrankheiten enthält. Auch wurden diese Verbindungen genutzt um gewünschte Eigenschaften schneller zu festigen. In der Landwirtschaft nutzt man Hybridtiere, die aus der Verpaarung zweier Inzuchtlinien hervorgehen. Hier nutzt man den so genannten Heterosis-Effekt, die Nachzuchttiere sind größer und gesünder als ihre Eltern. Der Effekt ist aber zunichte wenn man diese Tiere selbst wieder verpaaren würde. Deshalb werden solche Hybridtiere immer wieder neu aus den Urlinien gezüchtet.

Inzucht muss auch nicht Degeneration bedeuten wenn selektiert wird. Laborbeagle entstammen aus Inzuchtlinien, es werden aber zur Weiterzucht immer Hunde gewählt die groß genug und die gesund sind. Andere Beispiele für gesunde Inzuchtpopulationen sind die Zoo-Dingos, die alle aus einem Paar entstammen oder die Goldhamster, die alle aus einem einzigen tragenden Weibchen stammen. Inzucht hat den Nachteil dass die Vielfalt und die Anpassungsfähigkeit der Tiere eingeschränkt wird. In der Haustierzucht will man aber gar keine Vielfalt sondern Tiere deren Größe, Aussehen und Verhalten möglichst vorhergesagt werden kann. In der Hundezucht spalten sich die Züchter inzwischen in die Leistungshundezüchter die oft noch Inzucht anwenden um die Leistung ihrer Tiere vorhersagen zu können und die Ausstellungszüchter die ihre Welpen an Liebhaber abgeben die wenig Anspruch an die Vorhersagbarkeit von Eigenschaften ihrer tiere haben.

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» Karteileiche » Beiträge: 259 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Die Inzucht bei Hunden ist der einfachste Weg um erwünschte Eigenschaften schnell weiterzugeben und eine Rasse derart zu versaubeutelen, dass sie dem Käufer angenehm ist. Inzucht ist eng verbunden mit Qualzucht.

Es ist schon bemerkenswert, was für ein Rassenwahn im Hundewesen vorliegt. Eine Schande, so empfinde ich es. Meiner Meinung nach müsste der Gesetzgeber da eingreifen. Man müsste diese Hundeschauen verbieten und den Züchtern enge Grenzen aufzeigen, gerade was solche Dinge wie Inzucht betrifft.

Es ist doch eine altbekannte Tatsache, dass Inzucht schädlich ist. Es werden Krankheiten weitergegeben, die ansonsten von der Natur ausgemerzt worden wären. Schuld daran ist doch wirklich nur der Rassenwahn der Leute. Bekanntestes Beispiel ist doch der Deutsche Schäferhund. Einst das robusteste Tier, ist es heute nur noch ein bemitleidenswertes Geschöpf mit kaputten Hüften. Alles der Inzucht zu verdanken.

» Freidenker28 » Beiträge: 749 » Talkpoints: 1,02 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Na so einfach ist es nicht Freidenker. Inzucht hat mit Qualzucht überhaupt nichts zu tun, Qualzucht kann ich vollkommen ohne Inzucht betreiben. Außerdem hat Inzucht Vor- und Nachteile. Denn darüber kann man nicht nur Merkmale festigen, man kann eben auch sehen, ob unerwünschte Merkmale vorhanden sind.

Inzucht macht nun auch nicht mehr Probleme als die Nutzung von Popular Sires, eher ist das Gegenteil der Fall. Denn Inzucht betreibt man begrenzt und geplant. Bei Popular Sires züchtet man unter Umständen die nächste Generation bewusst weit aus der nahen Verwandtschaft heraus und stellt dann fest, dass die daraus entstandene Generation kaum zu verpaaren ist, weil jeder Züchter den gleichen Vater gewählt hat. So ein Pech aber auch!

Ein gutes Beispiel ist ein Jahrgang Riesenschnauzer. Die Rasse hat nun sowieso keinen breiten Genpool. In einem Jahr gab es rund 100 Würfe in Deutschland und satte 60 davon hatten den gleichen Vater. Das ist erheblich kritischer zu sehen als einige wenige Züchter, die sehr eng züchten. Denn mit einem Nachkommen aus deren Zucht kann man immer noch outcross gehen. Wenn die gesamte Population eng verwandt ist, geht das nicht mehr.

» cooper75 » Beiträge: 13411 » Talkpoints: 515,76 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


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