Selbst nicht wissen, ob man jemanden liebt?

Ich habe schon oft gehört, dass manche Menschen nicht wissen, ob sie jemanden wirklich lieben. Gerade in langjährigen Beziehungen soll es oft vorkommen, dass man irgendwann nicht mehr weiß, ob man den Partner überhaupt noch liebt, wenn man sich auseinander lebt oder die Beziehung nicht mehr ganz so gut funktioniert. Man ist sich unsicher und weiß dann eben auch nicht, ob man die Beziehung beenden soll, weil man sich seiner Gefühle nicht sicher ist.

Wart ihr schon einmal in der Situation, dass ihr nicht gewusst habt, ob ihr euren Partner noch liebt oder nicht? Was kann man bei so einer Unsicherheit tun und wie kann man sich seiner Gefühle bewusst werden?

In meiner ersten Beziehung war es so bei mir. Ich war im Nachhinein gesehen nicht wirklich verliebt, aber das weiß ich jetzt mit mehr Erfahrung. Damals wusste ich noch nicht richtig was das alles so ist, wie sich das anfühlt und so weiter. Mittlerweile habe ich das aber nicht mehr und weiß genau wie sich das Gefühl anfühlt und bin mir meiner Beziehung sehr sicher.

Ich kann mir ehrlich gesagt nicht vorstellen, dass dieses Phänomen bei Erwachsenen mit ausreichend Erfahrung überhaupt existiert. Das ist doch eher normal bei Teenagern, die auch noch wegen den ganzen Hormonen total durcheinander sind und nicht sicher sind was sie fühlen und warum es ihnen so geht.

Wahrscheinlich sind die Gefühle bei vielen Menschen auch unterschiedlich ausgeprägt. Einige Menschen haben direkt einen Hormonkick und Schmetterlinge im Bauch, wenn sie verliebt sind. Andere empfinden sowas generell nie im Leben, denken aber dennoch verliebt zu sein. Nicht jeder hat die gleichen Gefühle.

Ich kann mir daher auch vorstellen, dass manche Menschen sich unsicher sind. Wenn man über die Medien dauernd etwas von Wolke 7, rosarote Brille und Schmetterlingen im Bauch hört, denkt man natürlich, dass das bei einem selbst auch so sein muss. Es ist dann vielleicht komisch, wenn das nicht eintritt und man zweifelt dann daran, wirklich verliebt zu sein.

Letztendlich denke ich aber schon, dass jeder einfach herausfinden kann, ob er jemanden liebt oder nicht. Kann man sich ein Leben ohne diese Person vorstellen? Stellt man sich eine gemeinsame Zukunft vor und vermisst die Person, wenn sie nicht anwesend ist? Wer diese Fragen mit ja beantwortet wird bestimmt verliebt sein, denke ich.

Ich bin schlecht mit Schmetterlingen und rosa Wolken, kann mir jedoch durchaus vorstellen, dass es eine Zeitlang dauern kann, bis man bemerkt bzw. sich sicher ist, dass die Gefühle einer anderen Person gegenüber abgekühlt sind bzw. sich in Nichts aufgelöst haben. Genauso, wie man sich (normalerweise) nicht innerhalb von Sekunden oder Tagen in eine Person verliebt, so kann es bestimmt eine Zwischenphase geben, in der man sich nicht mehr sicher ist, ob die Gefühle noch als "Verliebtheit" gelten oder eher "Gewohnheit" oder Routine signalisieren, und natürlich, ob das so schlimm ist. 30 Jahre Schmetterlinge sind schließlich auch irgendwann anstrengend und schlecht für den Blutdruck.

Nicht vorstellen kann ich mir jedoch, dass man monate- oder jahrelang neben einer Person her lebt, ohne sich seiner Gefühle sicher zu sein. Vielleicht hält einen die Gewohnheit, oder man hat Angst vor dem Alleinsein und bleibt deswegen bei einem Partner, der einem nichts mehr bedeutet. Aber längere Zeit nicht zu wissen, ob man einen Menschen liebt, und trotzdem freiwillig bei ihm/ihr zu bleiben, erscheint mir als ein trübseliges Halb-Leben, dem man sich nicht aus schierer Unentschlossenheit aussetzt.

Ich denke ebenfalls, dass es mit der Liebe zu unterschiedlichen Partnern immer anders ist und nicht immer die gleichen Schmetterlinge im Bauch fliegen und man auch nicht immer alles durch die gleiche rosarote Brille sieht. Ich habe jeden meiner Partner geliebt, manche noch heute aber jeden auch auf eine andere Weise und wegen anderer Züge. Bis man zu dieser Erkenntnis kommt, dass es sich dabei um Liebe handelt braucht man einfach mehr als 5 Minuten, manche brauchen dafür einige Wochen oder auch ein ganzes Leben bis sie das erkennen.

Aber Liebe zeigt sich halt bei jedem auch unterschiedlich und ein Patentrezept gibt es dafür nicht. Genauso verhält es sich aber auch, wenn man dann in der Gewohnheit steckt und erst mit der Zeit erkennt, dass von den Gefühlen nicht mehr viel übrig ist, es weniger geworden ist und man sich dessen auch bewusst wird. Selbst wenn es manchen bewusst geworden ist, halten sie aus Gewohnheit an dieser Beziehung fest, denn alles andere würde mit Mehraufwand einher gehen.