"Vergewaltigt" als Wort in anderen Bereichen benutzen?

vom 24.08.2016, 00:33 Uhr

Wir sind uns natürlich alle einig, dass das Wort "Vergewaltigung" nicht schön ist und wie ich finde, auch nur in diesem Fall genutzt werden sollte. Die Jugend scheint das allerdings ganz anders zu sehen, wie ich gestern im Bus mitbekommen durfte. Da wurde das Wort schon für fast jedes Geschehen oder aus reinem Vergnügen genutzt.

Ein Beispiel von gestern. Von einem der Jungen hat die Mutter wohl beim Essen gesagt, weil der Junge ins Essen stochert, dass er das Essen nicht so "vergewaltigen" soll. Der andere meinte, dass sagt seine Schwester und er auch immer. Sei es, wenn man fester einen Stift in die Hand nimmt und auf dem Blatt Papier rumkritzelt kommt so ein Spruch usw.

Im Freundeskreis kennen wir das allerdings auch noch, dass das Wort zweckentfremdet wurde. Die meisten von uns finden es allerdings nicht gut, weil es für eine Straftat steht und man das Wort irgendwie auf witzige Weise zweckentfremdet, aber es da irgendwie nichts gibt, was man witzig finden kann oder?

Findet ihr es "Okay", wenn man "vergewaltigt" in anderen Bezügen erwähnt, es womöglich mildert in der Bedeutung und für Kindereien benutzt? Was denkt ihr darüber oder wie würdet Ihr reagieren, wenn Euer Sohn oder Eure Tochter das Wort zweckentfremdet?

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» Kätzchen14 » Beiträge: 6121 » Talkpoints: 1,40 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



Vergewaltigen hat schon immer zwei Bedeutungen. Jemanden zum Geschlechtsverkehr zu zwingen, ist nur der möglichen Verwendungen. Jemandem mit Gewalt seine Interessen oder Wünsche aufzuzwingen, ist die andere Einsatzmöglichkeit.

Man kann Sprache vergewaltigen, das Recht vergewaltigen, ganze Völker können politisch oder wirtschaftlich vergewaltigt werden. Dann steht vergewaltigen für unterwerfen, sich Untertan machen oder beherrschen. Folglich kann man bei der Zubereitung im übertragenen Sinne auch das Essen vergewaltigen. Was soll daran problematisch sein?

» cooper75 » Beiträge: 13376 » Talkpoints: 509,41 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


Ich sehe es ähnlich wie cooper75. Es gibt eben mehrere Verwendungsmöglichkeiten und diese können so auch bedenkenlos benutzt werden. Wenn mein Kind nun aber am Tisch wegen ein bisschen Gestochere im Essen von Vergewaltigung des Essens sprechen würde, würde ich das schon etwas befremdlich finden und dies unterbinden. Es gibt einfach bessere Ausdrücke und es klingt am Tisch einfach nicht schön.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Cooper hat das doch schon definiert und daher spare ich es mir. Vergewaltigung hat nichts immer mit einem Geschlechtsakt wider Willen zu tun, auch wenn das bei den meisten immer der erste Gedanke ist der aufkommt wenn man diesen Begriff auch hört. Die Formulierung mit der Vergewaltigung vom Essen finde ich ebenfalls nicht unpassend, was daran befremdlich sein sollte wüsste ich nicht und ist auch keineswegs schlimmer oder schlechter, als wenn man das Kind ermahnt nicht im Essen zu stochern, es nicht abzustechen und sonstige Dinge.

Die Verwendung in diesem Bezug mit der Vergewaltigung spricht sogar eher von sprachlicher Bildung, als wenn dann nur Dorfbegriffe an den Tag gelegt werden. Es hört sich am Tisch vieles nicht schön an, gibt aber immer Dinge die auch ausgesprochen werden müssen an diesem und man es nicht noch schön reden muss im Vorfeld damit im Anschluss die Wirkung noch vollends verfehlt wird.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge



Ich finde das Wort zwar auch nicht schön, kann es aber auch beobachten, dass dieses Wort in anderen Zusammenhängen benutzt wird, und zuweilen bezeichne ich bestimmte Dinge auch als Vergewaltigung, obwohl es nichts mit irgendeinem sexuellen Sachverhalt zu tun hat. Wenn meine Freundin Schuhe kaufen will, dann sage ich auch aus einem Scherz heraus, dass ich dazu vergewaltigt werde Shoppen zu gehen.

Ich muss allerdings sagen, dass in meiner Kindheit der Begriff Vergewaltigung noch recht neu war. Damals gebrauchte man als Begriff dafür noch das Wort „Notzucht“. So wurde es auch offiziell vor Gericht genannt. Man muss sich mal so ein Wort langsam durch den Kopf gehen lassen. Nun ja, das war eine Zeit, da hieß ein Gefängnis auch noch „Zuchthaus“, ein behindertes Kind hieß „Sorgenkind“ und eine forensische Klinik „Irrenhaus“. Das schlimme daran war, dass diese Begriffe offizielle Bezeichnungen waren.

» Freidenker28 » Beiträge: 749 » Talkpoints: 1,02 » Auszeichnung für 500 Beiträge


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