Partner im Koma - neue Beziehung beginnen?
Hey, jetzt bleib doch mal sachlich. Niemand will dir was. Lies doch einfach, was ich geschrieben habe und dann ist doch gut. Es geht um die Situation, welche entsteht, wenn ein Partner nach einigen Jahren aus dem Koma erwacht. Darüber wurde von einigen Leuten hier diskutiert und mehr nicht.
Ich habe angeführt, dass ich eine Sexbeziehung eingehen würde unter gewissen Umständen. Und habe das begründet. Und ich schreibe meiner Freundin nichts vor, noch werden da einseitig irgendwelche Rahmenbedingungen geändert. Meine Partnerin und ich sind uns im Vorfeld darüber einig, was wir tun würden, wenn dieser Fall eintritt, mehr nicht.
Wir sind uns auch in anderen Dingen vollkommen einig. Wenn meine Freundin ab und zu Lust auf einen anderen Mann hat, dann kann sie das ruhig tun. Wir lieben uns doch und Sex hat für uns kein Exklusivrecht. Sie hat dieses Recht übrigens schon ein paar Mal in Anspruch genommen, na und? Willst du uns vorschreiben, wie wir das regeln miteinander?
Nein, warum sollte ich das tun? Wenn du nicht dazu schreibst, dass Sex mit anderen für euch generell OK ist, dann fehlen ziemlich wichtige Informationen. Das ist eine vollkommen andere Ausgangssituation, als wenn in einer bisher exklusiven Beziehung einer allein entscheidet und dann erwartet, dass es für den anderen OK ist, weil es keine Liebe war.
Wobei du die Feinheiten immer noch nicht zu verstehen scheinst. Natürlich ist es vollkommen in Ordnung, wenn deine Partnerin Sex mit anderen hat, sofern es dich nicht stört. Das ist doch allein eure Sache. Ob ein Paar eine geschlossene oder eine einseitig oder beidseitig offene Beziehung führt, entscheiden doch nur die Partner.
Der Haken liegt in deiner Formulierung, die zeigt, dass du den Unterschied nicht verstehen kannst. Welches Recht nimmt deine Partnerin in Anspruch, wenn sie Sex mit einem anderen hat? In einer Beziehung, in der auf Augenhöhe gelebt wird, bist du definitiv nicht in der Position, deiner Partnerin Rechte einzuräumen. Wer Rechte einräumt, der befindet sich zumindest gefühlt in einer überlegenen Position. Genauso muss in einer Partnerschaft, in der der andere als gleichberechtigt angesehen wird, kein Recht in Anspruch nehmen, weil er frei entscheiden kann und der andere eben akzeptiert, dass er über den Partner nicht bestimmen kann.
Natürlich haben mein Partner und ich auch schon über dieses Thema geredet. Dazu kam vor Kurzem ein TV-Bericht, wo man einem Mann gesagt hat, dass seine Frau nicht mehr aus dem Wachkoma käme. Er hat jeden Tag gekämpft, Musik angebracht, sie zu Orten gefahren, die sie kannte usw. Sie wurde wach. Das nenne ich Loyalität bis zum Ende.
Mein Partner und ich führen eine rein monogame Beziehung. Wir mögen kein Sex mit anderen haben und legen darauf auch wert, dass dem weiter so gefrönt wird, wenn wir in einen komatösen Zustand sind. Eine Trennung lassen wir beide gelten, weil das fair ist, auch wenn ich mich in dieser Zeit nicht "wehren" oder irgendwie "äußern"kann. Doch alles andere ist für uns Fremdgehen.
Das darf jeder gerne für sich anders handhaben. Wenn dort andere "Regeln" oder Absprachen zu finden sind, ist das für jeden Okay. Das beurteile ich dann nicht weiter, wenn es jeder dazu mit einigen Regeln auch so abgesprochen hat. Diese Absprache gab es bei uns und wir wollen keine sexuellen Kontakte freigeben, wenn wir in komatösen oder anderen Umständen sind. Dann Trennung oder nichts!
Ich denke es kommt auch auf die Zeit drauf an. Eine Beziehung und die starken Gefühle leben davon, dass man sich gegenseitig etwas gibt. Liegt einer der Partner im Koma und kann nichts geben, dann schwinden mit der Zeit auch die Gefühle bei dem anderen Part, zusätzlich kommen dann auch noch andere Bedürfnisse auf, wie das in den Arm nehmen, Zärtlichkeiten und Sex.
Es ist zwar "nett" gesagt, dass man nach wie vor zu dem Partner steht aber stellt euch mal wirklich vor, ihr habt eine Kartoffel Zuhause liegen, die nichts macht, nur atmet, man nicht weiß was diese von der Umwelt mitbekommt und zusätzlich noch den Pflegeaufwand damit. Es ist nicht leicht, so jemanden alleine Zuhause zu pflegen ohne das irgendetwas von einem selbst kaputt geht und man auch Frust dabei aufbaut, da man einfach rund um die Uhr gebunden ist. Irgendwann fehlt es einem schon, dass man nicht weg kann, keine Zeit für sich hat und auch die fehlenden Zärtlichkeiten und sucht dafür eine Alternative.
Die Alternative muss nicht direkt eine neue Beziehung sein, sondern kann auch auf etwas losem basieren, bezahltem Sex und sonstigen Dingen aber früher oder später kommt das. Von Koma kann man mit wenigen Tagen sprechen bis hin zu vielen Jahren und ich habe sicherlich kein Verlangen danach, Jahrzehnte zu warten ob die Kartoffel wieder aufwacht, wir hinterher wieder heitere Beziehung spielen können und alles ist wie vorher.
Denn nicht selten sind erwachte Komapatienten hinterher auch vollkommen anders, werden von ihren Angehörigen nicht mehr erkannt vom Wesen her oder erinnern sich auch nicht mehr daran. Da bricht es mit den starken Gefühlen die dann nur noch einseitig sind, auch ebenfalls ein und man sollte sich ernsthaft fragen ob man noch bei jemanden bleiben möchte und kann, den man selbst zwar Liebt derjenige einen aber nicht (mehr).
Ansprachen kann man zwar treffen auf der sexuellen Ebene, aber was will man vorher für den Fall der Fälle absprechen wenn es um Emotionen geht? Will man dann auch vorher klären, wenn der eine dann so verändert vom Wesen her ist, dass man sich direkt trennt? Allgemein ein schwieriges Thema, aber was manche hier von sich geben mit "ich Liebe ihn für immer mit starken Gefühlen die sich dadurch nie ändern" halte ich für leere Worte. Denn darüber kann man nichts sagen, wenn man es nicht selbst erlebt hat und dazu noch Umstände eingetreten sind wie z.B. das vergessen vom Partner, Wesensveränderungen usw. Romantische Vorstellungen die auf rosaroten Wolken basieren, aber nichts mit der Realität gemeinsam haben.
Ich glaube, man kann gar nicht für jede Situation im Leben gerüstet sein, die vielleicht eintreffen könnte. Ich bin aber auch eher Ramones Meinung, dass man seinem Partner auch treu bleibt, wenn er eben im Koma liegt und die Gefühle ja nicht gleich deswegen enden. Mein Partner könnte sich auch zum Teufel scheren, wenn ich im Koma gelegen hätte und er mir dann fremdgegangen wäre, um seine Triebe zu befriedigen. Sex ist doch nicht alles und dann verzichtet man eben mal eine Zeit lang darauf.
Ich glaube auch, dass ich es mit meinem Gewissen gar nicht vereinbaren könnte, wenn mein Mann im Koma liegt und ich etwas mit einem anderen beginnen sollte. Da würde ich mich einfach nicht bei gut fühlen und es alleine deswegen schon nicht machen.
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