Wie realistisch sind kostenlose Kita-Plätze in Deutschland?
Ich habe vor kurzem gelesen, dass die SPD in Nordrhein-Westfalen kräftig Wahlkampf macht wegen der Landtagswahl. So heißt es, dass die Kita-Gebühren abgeschafft werden sollen. Das würde die Eltern von etwa 638.000 Kindern finanziell entlasten. Zusätzlich soll das Betreuungsangebot weiter ausgebaut werden. Klick.
Düsseldorf schlägt dagegen vor, eine Art "Kernzeit" für die Kinderbetreuung einzurichten und dafür zu sorgen, dass beispielsweise die Kinderbetreuung zwischen 9 und 16 Uhr kostenlos wäre und wenn die Eltern zusätzliche Betreuungsstunden bräuchten, müssten sie dafür selbst finanziell aufkommen.
Was haltet ihr von diesem Konzept? Findet ihr eine generelle kostenfreie Betreuung in der Kindertagesstätte für sinnvoll, egal wann und wie lange die Eltern arbeiten müssen? Gerade die Eltern, die Nachtschicht arbeiten müssten würden ja dadurch eher benachteiligt werden und hätten eher finanzielle Nachteile. Haltet ihr dieses Wahlversprechen für realistisch und umsetzbar oder ist das nur heiße Luft?
Ich halte das ganze eher für heiße Luft, denn wer wird es am Ende bezahlen? Wenn das Realität werden sollte, müssten die Steuern angehoben werden und NRW bräuchte zusätzliches Geld. Am Ende zahlen alle Bundesbürger für ein einziges Bundesland die Zeche und das ruft natürlich auch die Kläger auf den Plan, wie schon bei der Herdprämie bzw. Landeserziehungsgeld welches vom Bundesgerichtshof als nicht zulässig deklariert wurde. Dennoch gibt es einige Bundesländer, die das nach wie vor praktizieren trotz des BGH Urteils dazu.
Ein U3 Betreuungsplatz ist teurer als ein Ü3 Platz. Auch davon ist nichts genaues gesagt, welches angestrebt ist oder ob das für alle gilt. Im Schnitt legt man für einen U3 Platz 500 Euro im Monat hin, macht bei einem Kind 6000 Euro im Jahr. Nimmst du das mal die Zahl 638.000, dann kommst du auf eine Summe von 3.828.000.000 Euro pro Jahr. Und das nur für ein Bundesland! Sicherlich zahlen Ü3 Plätze weniger, aber nicht alle U3 Plätze kosten "nur" 500 Euro. Auch in NRW gibt es Krippen die pro Monat 700-1000 Euro von den Eltern kassieren, somit kannst du von der oben angegeben Mehrbelastung ausgehen. Die Krippenplätze werden auch teurer, denn die Personalkosten, Mieten, Versicherungen usw. sind ebenfalls am steigen und 3-6% pro Jahr sind ebenfalls keine Seltenheit, die auf die Eltern bislang umgelegt werden.
Ich denke eher, dass es in die Richtung gehen wird, dass die Kosten die von den Eltern nicht über die Steuererklärung abgesetzt werden können dann übernommen werden. Das ist wesentlich weniger, bringt zwar eine Entlastung im ersten Moment für die Eltern, muss dennoch finanziert werden und das wird dann über andere Steuererhöhungen und Abgaben passieren.
Und sind wir mal ehrlich mit einer Betreuungszeit von 9-16 Uhr kannst du auch keine Vollzeitstelle annehmen, sprich Kind frühstens um 9 Uhr bringen, Abgabe dauert im Idealfall 15 Minuten. Danach hast du noch den Weg auf Arbeit, eine Stunde ist Zumutbar. Dann ist es bereits 10:15 Uhr wenn du anfangen kannst du arbeiten und musst auch schon um 14:45 Uhr dich wieder rar machen, damit du die Abholzeit um 16 Uhr schaffst. Somit nur eine Teilzeitstelle die andere Nachteile mit sich bringt, unter anderem die weniger Rentenpunkte die man damit sammelt und noch mehr in die Altersarmut rutscht, weniger Einkommen zur Verfügung hat als mit einer Vollzeitstelle aber durch die weitere Nase Kind ohnehin mehr Ausgaben pro Monat.
Das ganze ist eine Milchmädchenrechnung und nur wieder nett für den Wahlkampf, wie es in anderen Bundesländern auch schon versucht wurde und am Ende nicht umgesetzt wurde wie versprochen, aus finanziellen Gründen. Gerade in der Politik wird mit Lügengeschichten gerne hausiert damit man Stimmen bekommt, denn nur wenige Leute rechnen das überhaupt einmal selbst nach, ob das machbar wäre oder auch nicht. Alleine hier sollte man schon auf den ersten Blick erkennen, wie unsinnig dieser Vorschlag ist wenn man sich die Zahlen anschaut.
Also bei uns ist es so, dass Kindergartenplätze ab 3 Jahren kostenfrei sind. Darunter sind es Krippenplätze, die von den Eltern bezahlt werden müssen. Ansonsten übernimmt die Stadt als zuständige Stelle die Betreuungskosten.
Hier werden auch die Kosten für Früh- und Spätdienst übernommen. Wer also die Notwendigkeit hat, sein Kind morgens um 7.00 Uhr in den Kindergarten zu bringen und um 17.00 Uhr wieder abzuholen, zahlt außer der Verpflegung zum Mittag nichts für die Kinderbetreuung im Kindergarten.
Das Ganze ist also nicht zwingend nur Wahlkampfgetöse, es ist durchaus realisierbar, wenn alle das wollen. Sicherlich muss das Geld anderswo wieder eingespart werden, aber da gibt es sicherlich genügend Möglichkeiten. In jeder Gemeinde.
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