Was wussten Anis Amri's Verwandten wirklich?

vom 31.12.2016, 18:28 Uhr

Mittlerweile gibt es ja eigentlich keine Zweifel daran, dass Anis Amri der Terrorist war, der den LKW auf den Berliner Weihnachtsmarkt gefahren ist. Fingerabdrücke, ein Bekennervideo, die Reklamierung der IS, viele Hinweise & Co sagen dies deutlich, aber seine Familie spielt da für mich jedenfalls auch eine Rolle, die wir hier bitte beachten sollten.

Gesagt wurde von der Familie, dass er 2010 nach Europa gegangen sei, weil er gerne Geld für die Familie verdienen wollte. Herausgestellt hat sich, dass er in Tunesien ins Gefängnis hätte gesollt, weil er ein Auto geklaut habe und sich so der Strafe entzogen hat. In einem Videointerview meinte die Mama, das er ab und an Geld senden würde, aber sie kaum Kontakt zu ihm habe.

Nun habe man in Tunesien aber den Neffen festgenommen, weil dieser wohl auch von Anis Amris Plänen gewusst haben will und Anis Amri versucht habe, ihn auf die Seite des IS zu ziehen. Das widersprichst sich ja mit allem, was die Familie so von sich gab. Nicht zu vergessen, dass der Bruder wohl mit Anis Amri stets LKW Fahren geübt hat und die Familie in einer Salafistenhochburg wohnen.

Das sind alles seltsame Widersprüche für mich, die mich an den Aussagen der Familie in allen Hinsichten zweifeln lassen und wie sieht es mit Euch aus? Glaubt ihr wirklich, dass niemand von seinen Verwandten davon gewusst haben möchte und wie findet ihr den Umstand, dass sie in einer Salafistenhochburg wohnen? Stimmt euch das auch fraglich oder was denkt ihr?

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» Kätzchen14 » Beiträge: 6121 » Talkpoints: 1,40 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



Ich glaube nicht, dass man so ein Leben in einer Radikalität leben kann und die Eltern oder Verwandten nichts mitbekommen. Irgendetwas wird man merken und sicherlich wird man sich auch mal sehen, auch wenn es vielleicht nur über das Internet ist. Man merkt seinem Kind doch an, wenn da etwas nicht stimmt. Vielleicht wollen die Eltern nun ihr Kind schützen, nachträglich. Vielleicht haben sie aber auch nur ein schlechtes Gewissen. Letztendlich wissen es nur die Eltern selber und mutmaßen kann man immer viel, aber ich kann mir das auch nicht vorstellen, dass sie nichts wussten.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Die würden sich auch strafbar machen, wenn sie so etwas zugeben würden. Da ihr Sohn allerdings in Deutschland war, könnte es durchaus möglich sein. Als junger Mensch macht man viele Wandlungen durch und die Eltern müssen eben zusehen und abwarten. Allerdings ist es schon auffällig, wie viele Tunesier dem Aufruf des IS gefolgt sind. Da muss man sich wirklich Gedanken machen. Immerhin zählt Tunesien als Erfolgsmodell des Arabischen Frühlings, weil hier der Übergang so gut geklappt hat.

» Juri1877 » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Ich denke auch, dass die Familie irgendwas gewusst hat. Aber es wundert mich nicht, dass sie dies im Nachhinein nicht zugeben. Man muss auch bedenken, dass der Ruf der Familie in solchen Ländern auch eine große Rolle spielt. Würden sie zugeben gewusst zu haben, dass Amri eben derartiges vor hat würden sie einerseits verfolgt werden von Behörden etc. und andererseits eben auch den Ruf/Ehre ihres Sohnes und ihrer Familie 'beschmutzen'.

In Anbetracht des Kulturkreises in dem sie sich befinden ist es also meiner Meinung nach nicht ungewöhnlich, dass sie sich dazu nicht weiter äußern bzw. sich mit den Informationen bedeckt halten oder sich widersprüchlich äußern.

Natürlich ist es auch möglich, dass Amri kaum Kontakt zu ihnen hatte. Er ist ursprünglich von seiner Familie weg um der Strafverfolgung zu entgehen, die in Tunesien natürlich auch einiges anders ist. Ist dann aber in Griechenland dann wegen eines anderen Deliktes verhaftet worden und es wird vermutet, dass er erst im Gefängnis radikalisiert wurde. Er war zudem ja auch jung und weit weg von der Familie und auf sich allein gestellt - junge Menschen sind beeinflussbar.

Natürlich ist das keine Entschuldigung dafür, was er getan hat. Aber es ist nun mal so, dass sich junge Menschen - in der Phase ihrer Orientierung am Leben und an sich selbst - ziemlich leicht beeinflussen lassen, wenn man weiß wie. Und Sekten, radikale Gruppierungen etc. sind gut im Manipulieren und suchen sich ja auch gezielt Jugendliche.

Und radikale Gruppierungen wie der IS isolieren auch ihre Rekruten. Ich glaube kaum, dass die Familie da großen Kontakt zu ihm hatten. Und demnach bestand möglicherweise für die Familie auch nicht so direkt die Möglichkeit ihn davon abzuhalten bzw. überhaupt irgendwie Einfluss auf ihn zu nehmen.

Letztlich wurde aber Amri auch völlig falsch von den Behörden eingeschätzt und außerdem kam es auch soweit deswegen, weil die Datenerfassung zwischen den Behörden nicht sonderlich gut ist. Amri hat ja mit mehreren Identitäten gelebt und es ist keinem aufgefallen. Das finde ich wesentlich bedenklicher.

» *-Mimi0971-* » Beiträge: 25 » Talkpoints: 18,95 »



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