Engen Freunden Job am eigenen Arbeitsplatz vermitteln?

vom 06.07.2016, 20:27 Uhr

Als ich noch in der Schule bzw. Uni war, hatte ich natürlich auch Nebenjobs, um Geld zu generieren. Manchmal ergab es sich dort, dass eine Stelle frei wurde und ich dies engen Freundinnen erzählte, damit sie sich um diesen Job bewerben können, was auch in zwei Fällen geklappt hatte. Aber nach einiger Zeit hatte sich das immer eher als suboptimal herauskristallisiert.

Zum einen war es plötzlich doch komisch fast täglich zusammen auf dem Job aufeinander zu hängen, zum anderen fand ich es emotional immer problematisch, wenn sich zwischen Chef und Freundin Konflikte einstellten. Man hatte dann immer so ein wenig das Gefühl selbst mit hineingezogen zu werden, weil man diese Person ja angeschleppt hatte.

Aber auch umgekehrt kann es in meinen Augen problematisch werden. So habe ich eine Bekannte, die ihrer arbeitslosen Freundin in ihrer Firma eine Stelle vermitteln konnte. Seitdem herrscht in dieser Freundschaft in meinen Augen eine Schieflage, denn die Frau erwartet mehr oder weniger latent immer eine gewisse Dankbarkeit für diesen Freundschaftsdienst. Seit ich erwachsen bin, finde ich es ohnehin besser ganz Privates vom Beruflichen zu trennen.

Habt ihr schon mit engen Freunden zusammengearbeitet oder ihnen gar einen Job vermittelt? Hättet ihr in dem Fall irgendwelche Bedenken? Oder würde euch eine solche Zusammenarbeit einfach nur sehr gut gefallen, weil man sich schon lange und gut kennt?

» Verbena » Beiträge: 4921 » Talkpoints: 0,32 » Auszeichnung für 4000 Beiträge



Niemals würde ich das nochmal machen. Habe das damals für eine gute Bekannte gemacht, weil ich ihr helfen wollte. Das Unternehmen hatte nur Ärger mit ihr. Habe mich dann schon fremdgeschämt. Man selber macht sich dann auch Vorwürfe gegenüber seinem Arbeitgeber. Aber ich kannte sie vorher nur privat und nicht im Job. Noch komplizierter wird es wenn die Freundin dir unterstellt ist. Einige können leider privat und Job nicht trennen. Dann geht eine härtere Ansprache gegenüber der Person sofort im Bekanntenkreis rum.

» flori0502 » Beiträge: 100 » Talkpoints: 0,74 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Ich würde keinem engen Bekannten oder Freunden einen Job vermitteln oder gar im eigenen Unternehmen beschaffen. Denn ich trenne privates von beruflichen komplett voneinander und nur weil man sich privat gut versteht und viel Zeit miteinander verbringt, muss man das nicht auch noch beruflich machen. Zudem ich auch immer finde, dass man eine Distanz einhalten sollte. So haben alle privaten Angelegenheiten am Arbeitsplatz nichts verloren und dazu gehören eben auch die Freunde.

Mir würde es dabei ähnlich gehen wie dir wohl auch. Ich würde mich verantwortlich dafür fühlen, wenn der angeschleppte neue Mitarbeiter seine Arbeit nicht anständig macht und es dadurch zu Konflikten mit dem Chef oder auch anderen Kollegen kommt. Denn es hätte sich einfach vermeiden lassen, wenn man die Person nicht mitgebracht hätte und so hat es doch immer einen negativen Touch für einen selbst, wenn es hinterher nicht läuft wie erwartet.

Auch das sich die Beziehungen dadurch verschlechtern ist mir durchaus geläufig, dort aber eher von Paaren anstatt von Freunden. So habe ich einige Paare auf Arbeit erlebt, die dort ihre Konflikte ausgetragen haben die nach Hause gehören, versuchten sich vor den Kollegen gegenseitig ins bessere Licht zu rücken und auch das komplette Umfeld mit einbezogen haben. Am Ende sorgte es immer nur für Ärger im kompletten Betrieb und diese Erfahrungen haben mich doch sehr geprägt. Von daher würde ich darauf komplett verzichten und es weiterhin strikt trennen.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge



Also ich habe bereits mit meiner besten Freundin zusammen gearbeitet. Wir haben uns damals auf der Arbeit kennengelernt und verbringen eh sehr viel Zeit miteinander. Bzw. Haben wir das, denn seit ich gewechselt habe, geht das leider nicht mehr so einfach.

Da ich jetzt schon weiß, dass bei uns zum Jahreswechsel jemand eingestellt werden soll, habe ich mit ihr bereits darüber gesprochen. Sie wird es sich dann auch anschauen. Ob sie den Job dann bekommt, entscheidet sich dann. Und da ich mit der Entscheidung an sich nichts zu tun habe, liegt es ja an ihr, was sie aus dem Vorstellungstermin macht. Aber ohne mein Insiderwissen würde sie sich nie dort bewerben.

Von daher sehe ich es auch nicht wirklich als vermitteln eines Jobs an, sondern eher als die Möglichkeit für einen neuen Job. Aber ich würde mich freuen, wenn sie die Stelle bekommt. Ich habe gerne mit ihr zusammen gearbeitet.

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» P-P » Beiträge: 3246 » Talkpoints: 1,58 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Ich stand einmal vor dieser Frage, als bei uns im Betrieb eine Stelle frei wurde, aber ich habe mich dagegen entschieden, meiner Freundin diese Stelle anzubieten. Diese habe ich zwar an einem anderen Arbeitsplatz kennengelernt, also haben wir auch schon zusammen gearbeitet und ich wusste, dass sie fleißig ist. Aber trotzdem wollte ich ihr die Stelle nicht vermitteln.

Wenn etwas an der Arbeitskraft meinem Chef nicht gepasst hätte, dann wäre ich in der Geschichte mit drin gewesen, weil ich sie ja angeschleppt hatte. Umgekehrt wäre ich auch mit verantwortlich gewesen, oder hätte mich zumindest verantwortlich gefühlt, wenn meiner Freundin der Job so gar nicht zugesagt hätte. Das wäre alles eher ein ungutes Gefühl gewesen und so würde ich eben keinen privaten Kontakten einen Job vermitteln wollen.

» Barbara Ann » Beiträge: 28945 » Talkpoints: 58,57 » Auszeichnung für 28000 Beiträge


Also jemanden aus meiner Familie oder gar meine Frau würde ich nicht bei mir auf Arbeit haben wollen. Ich denke das birgt einfach zu viel Konfliktpotential. Was ist denn, wenn mal irgendwas nicht so richtig läuft, dann kriegt man sich noch zu Hause wegen der Arbeit in die Flicken. Genauso kann man denke ich auch die Arbeit des anderen nicht wirklich objektiv beurteilen, wenn das jemand ist der einem sehr nahe steht.

Mich würde auch die wirtschaftliche Abhängigkeit abschrecken. Was passiert denn, wenn es dem Arbeitgeber mal schlecht geht oder die Firma gar insolvent wird. Dann sind womöglich gleich beide Einkommen weg. Das wäre mir dann einfach zu unsicher, wenn es sich schon anders lösen lässt.

Auch das man bei Verfehlungen irgendwie mit drin hängt, ist nicht ganz von der Hand zu weisen. Aber das kann man ja etwas vermeiden. Man muss ja nicht gleich zu seinem Chef hinrennen und ihm erzählen, dass man jetzt den perfekten Bewerber für die Stelle hätte. Es reicht ja, wenn man dem Bekannten oder Freund einfach nur sagt, dass eine Stelle frei ist und sich jetzt eine Bewerbung lohnen könnte.

» Klehmchen » Beiträge: 5487 » Talkpoints: 1.012,67 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


Ich muss sage, dass es bei mir sehr davon abhängt, wie meine Beziehung zu den Leuten ist. Zum einen muss ich die Leute sehr gerne mögen und auch so in der Lage sein, mit ihnen über einen längeren Zeitraum Zeit zu verbringen, ohne, dass ich von ihnen genervt bin. Wenn ich schon nach kurzer Zeit von den Leute genervt bin oder mich irgendwas an ihrer Art extrem stört, dann würde ich dies schon mal nicht machen, einfach, weil ich die Leute dann auf der Arbeit ständig um mich herum haben müsste.

Des Weiteren kommt es auch darauf an, wie gerne ich mit der Person zusammen arbeite. Wenn es eine eher faulere Person ist, mit der ich sowieso nicht so gerne zusammenarbeiten möchte, dann würde ich ihr zum Beispiel keinen Job vermitteln. Auch dann, wenn die allgemeine Arbeitseinstellung zu wünschen lässt, dann würde ich der Person keinen Job vermitteln, einfach, weil ich Angst hätte, dass es dann auf mich zurückfällt und dann auch meine Arbeit in einem schlechteren Licht dastehen würde, als sie es eigentlich tut, weil ich mit der schlechter arbeitenden Person in Zusammenhang gebracht werde.

Zu guter letzt würde ich aber wahrscheinlich keinen Job von jemandem annehmen, der sehr gönnerhaft ist. Wie hier schon einmal beschrieben wurde ist es so, dass ich Angst hätte, dass sie dann möchte, dass ich ihr ständig dankbar bin und es mir vorhält. Ich habe es schon oft erlebt, dass dann ewige Dankbarkeit erwartet wurde und die Person, die die Vermittelnde war, dann oft Arbeit auf die neu angestellte Person abgewälzt hat beziehungsweise immer kleine Gefälligkeiten erwartet hat.

» Hufeisen » Beiträge: 6056 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



Ich habe es zweimal getan, dass ich guten Bekannten einen Job in unserer Firma vermittelt hatte. Und es war zweimal ein großer Fehler. Waren wir vorher gut befreundet, so wurden wir später Konkurrenten im Job. Ich hatte dadurch erkannt, dass private Dinge nicht mit beruflichen verbunden werden sollten. In einem Fall war es sogar so, dass mein Chef mich dafür verantwortlich machte, was ich da für ein Kuckucksei in sein Nest gelegt hatte.

Eigentlich hätte ich es ja besser wissen müssen. Meine Brüder hatten mal vor Jahrzehnten eine Videothekenkette. Irgendwie waren alle aus unserer Familie damit direkt oder indirekt beschäftigt oder verbunden. Sogar mein Vater. Als dann nach einigen Jahren die Läden pleite gingen, da gab es viel Geschrei und Schuldzuweisungen. Der ganze Familienverband zerbrach dadurch. Auch als die Läden noch gut liefen war es furchtbar. Seinen Bruder als Chef zu haben ist fürchterlich. Man kann eben Privates von Geschäftlichem nicht trennen.

» Freidenker28 » Beiträge: 749 » Talkpoints: 1,02 » Auszeichnung für 500 Beiträge


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