Kränkungen und Mobbing im Beruf - Wie schützen?

vom 30.11.2007, 23:02 Uhr

Die Situation von den Kollegen oder vom Chef nicht ernst genommen, missachtet, gekränkt oder intensiv gemobbt zu werden kennt vielleicht der eine oder andere. Damit nicht in Depressionen verfällt oder das ganze zu nah an sich heran lässt und dann das Selbstwertgefühl darunter leidet sollte man richtig darauf reagieren und z. B. nicht alles in sich hineinfressen und einen eigenen „Schutzschild“ dagegen aufbauen, denn auch bei erfolgreichen Maßnahmen gegen Mobbing und andere Gemeinheiten hört es nicht von heute auf morgen auf.

Es gibt natürlich viele Situationen in denen man durch andere Menschen gekränkt werden kann, z.B. wenn die Arbeit die man macht, einfach nicht beachtet oder gar missachtet wird oder ein Lob hierfür ausbleibt. Oder man hat das Gefühl dass die Kollegen einen ignorieren und die eigene Person nicht achten. Das Ignorieren ist schon so schwerwiegend, dass das schon als Mobbing angesehen werden kann, auch wenn dies sehr subjektiv ist.

In erster Linie sollte man natürlich so etwas im Gespräch klären, wenn man sich gekränkt fühlt um die Situation nicht eskalieren zu lassen und mögliche Missverständnisse auszuräumen, denn jeder ist irgendwo Narzisst und kann sich durch Äußerungen oder Verhalten von Mitarbeitern verletzt fühlen obwohl das vielleicht gar nicht so gemeint war. Wenn man natürlich aus Sicht anderer zu wehleidig ist und „nichts verträgt“, denn bestimmte Dinge sind, solange sie nicht ausarten durchaus normal, läuft man natürlich auch schnell Gefahr, sich als Mobbingopfer zu qualifizieren. Daher: Am Schutzschild arbeiten und sich gegen bestimmte Sachen ein dickes Fell zulegen.

Das ist natürlich für den einen leichter, für den anderen schwieriger. Jeder ist anders und jeder reagiert anders. Generell sollte man aber, wenn man sich gekränkt oder angegriffen fühlt erst einmal ruhig durchatmen und nicht emotional reagieren und so Schwäche zeigen. Ein tiefes Durchatmen wirkt beruhigend und schafft so Distanz zu der Situation. Danach sollte man sich die ganze Situation mit etwas Distanz durch den Kopf gehen lassen und versuchen herauszufinden, warum man so oder so reagiert hat: Hat man vielleicht selber einen Fehler gemacht? Warum hat mich das jetzt getroffen? Wodurch fühle ich mich besonders verletzt und was fühlt man genau? Angst, Scham, Schmerz oder bin ich traurig?

Wenn man mit der Selbstanalyse nicht weiter kommt sollte man sich vielleicht in bestimmten Situationen an enge Freunde wenden. Aber hier sollte man daran denken, dass Freunde meistens auf der eigenen Seite sind und automatisch gegen den anderen, der einen verletzt haben könnte und so oft eher aufhetzend wirken oder mit ihren Argumenten der Sache wenig zuträglich sind, vor allem deswegen, weil man in der Regel die Sache eher subjektiv als objektiv schildert und viele sich nicht trauen, auch den Gegenpart anzusprechen aus Angst, jemanden der gereizt ist weiter zu provozieren.

Daher sollte man bei schwerwiegenden Dingen, die das eigene Selbstwertgefühl sehr stark untergraben vielleicht auch die Hilfestellung eines Therapeuten, der eine neutralere und objektivere Position innehat und sich traut diese Probleme anzusprechen, suchen.

Auf keinen Fall, auch wenn man über das Problem nachdenkt und die Schuld teilweise bei sich sieht, sollte man sein Selbstwertgefühl schwächen, das ist meist der Anfang vom Ende und der Beginn des Duckmäusertums. Natürlich sollte man nicht krampfhaft darauf beharren, dass man auf jeden Fall Recht hat sondern das ganze von der Seite sehen, dass selbst wenn man einen Fehler gemacht hat der andere deswegen nicht gleich das Recht hat, einen schlecht zu behandeln und ihn auf diesen Punkt ansprechen, indem man z.B. per Ich Botschaft den eigenen Fehler eingesteht (falls einer gemacht wurde) aber gleichzeitig per Ich Botschaft mitteilt, dass man das Verhalten des anderen nicht so hinnehmen kann: Beispielsweise in der Form „(Ich weiß, dass ich XYZ falsch gemacht habe aber). Ich weiß nicht womit ich diese Bemerkung verdient habe.“. Das sollte man natürlich nicht pro Forma sagen sondern auch meinen und auch Wert darauf legen was der andere dazu sagt und nicht abschotten.

Wer eher schüchtern und weniger direkt ist, kann auch versuchen, gerade im Büro, mit demjenigen mal einen Kaffee trinken zu wollen und das ganze dann zu klären, wenn man weniger stark von den Kollegen beobachtet wird, das nimmt den Druck von den eigenen Schultern und auch von denen der Person, die sich falsch verhalten hat, weil sie meint, jetzt standhaft bleiben zu müssen. Wem die Einleitung fehlt, der kann mit weniger direkten Dingen anfangen wie etwa damit, dass man sich nach persönlichen Dingen erkundigt, wie etwa ob die Einschulung seiner Kinder gut verlaufen ist oder ob es seiner Frau besser geht usw. um das Gespräch aufzulockern, eben persönliche Fragen die sich anbieten um das Eis zu schmelzen um dann den bestehenden Konflikt besser ansprechen zu können und mit weniger Zwang.

Das funktioniert natürlich auch nur dann, wenn die Lage noch nicht zu verfahren ist und man auch wirklich Interesse daran hat und der andere das Gefühl hat, dass man das nicht nur so fragt obwohl man gar nicht daran interessiert ist.

Von unserem Dauerpsychologen auf Arbeit wurde uns dazu ein Buch von Bärbel Wardetzki „Kränkung am Arbeitsplatz. Strategien gegen Missachtung, Gerede und Mobbing“ mitgegeben, erschienen im Kösel Verlag.

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» Subbotnik » Beiträge: 9308 » Talkpoints: -7,05 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Ich finde das Thema total interessant und habe darüber auch mal ein Buch gelesen. Aber nicht das, das du empfohlen hast (aber das klingt auch sehr interessant), ich weiß den Titel und den Autor aber leider nicht mehr.

Leider habe ich selbst schon mit Mobbing und Kränkung am Arbeitsplatz zu kämpfen gehabt. Damals habe ich gearbeitet in einer Firma bzw einer Abteilung, in der neben mir noch 3 Damen gearbeitet haben, die alle recht füllig waren, eigentlich fast dick. Ich hatte damit gar kein Problem. Nach etwa einem halben Jahr hab ich aber gemerkt, dass die 3 offenbar ein Problem damit hatten, dass ich nicht dick war und langsam fing das Mobbing an.

Ich weiß noch, dass eine Kollegin mal für alle Eis geholt hat und mir brachte sie einen Apfel, mit der Begründung, ich müsse ja sicherlich auf meine Figur achten. Oder eines Tages lag morgens eine Anzeige der Wight Watchers auf meinem Schreibtisch, auf Nachfrage hin, was das solle, meinte die eine dann nur, das wäre einfach ein Scherz gewesen. Un so ging das weiter und es wurde immer gestachelt und gestichelt und mir war der Grund dafür einfach vollkommen unklar. Ich war einfach für die 3 das Hassobjekt, weil ich schlank war und sie nicht.

Ich habe dann einfach irgendwann angefangen, das zu ignorieren und es nicht mehr wichtig zu finden. Ich hatte zwar schon oft Probleme damit und war echt wütend, aber es kam dann der Zeitpunkt, an dem ich das alles nur noch ignoriert hab. Und dann hörte es auch auf. Sobald wieder was war, hab ich die Person direkt gefragt, meist vor allen anderen Kollegen, damit auch JA jeder mitbekommt, was sie für ein Mensch ist : "Sag mal, kann das sein, dass du über mich zufällig dies und das erzählt hat?! Ich möchte dich nur darauf hinweisen, dass das Rufmord ist, zweitens nicht wahr ist und du besser in Zukunft deinen Mund halten solltest'

Das hab ich laut gesagt, z.B. in der Kantine, dass es zumindest jeder hören konnte, der bei uns am Tisch sass. Und sie lief dann knallrot an und wurde plötzlich ziemlich kleinlich. So hab ich mich gewehrt und das hat ir gut geholfen und heute würde ich es immer wieder so machen.

» Sippschaft » Beiträge: 7575 » Talkpoints: 1,14 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Als ehemaliges Mobbingopfer bin ich zu der Erkenntnis gelangt, dass es nichts bringt, die Schuld bei sich selber zu suchen oder mit Gesprächen, logischen Argumenten und dem Bemühen, sich so zu verhalten, dass die Mobber keine Angriffsfläche mehr finden, dem ganzen Theater zu entgehen. Wer so gestört oder so tief gesunken ist, KollegInnen oder MitarbeiterInnen aus purem Spaß an der Freude das Berufsleben zur Hölle zu machen, findet erstens immer einen Grund und ist zweitens logischen Argumenten nicht zugänglich, da Mobbing nichts mit Ursache und Wirkung zu tun hat.

Meiner Erfahrung nach hilft hier nur, sofort auf Konfrontation zu gehen. Sprich, man muss leider jeden dummen Spruch und jede grundlose Aggression, Stichelei oder Hetze dokumentieren und der Chefetage damit so lange auf die Nerven gehen, bis etwas passiert. Leider kann es auch sein, dass man selber, obwohl unschuldig und stets um gute Zusammenarbeit bemüht, dabei den Kürzeren zieht und sich einen neuen Job suchen muss, weil selbst der Chef Angst vor der Bösartigkeit der giftigen Schalter-Schlampe hat.

Aber mit gutem Zureden oder dem Versuch, dem Mobber alles recht zu machen, ist leider niemandem gedient. Meiner Erfahrung nach läuft es im Extremfall darauf hinaus, dass man sich einen neuen Job sucht (oder zumindest die Abteilung wechselt) oder dass man im Gegenzug dem Mobber das Leben so zur Hölle macht, dass er oder sie hinschmeißt. Letzteres erfordert einiges an Energie, Kreativität und Raffinesse, aber manche Leute lernen eben nur auf die harte Tour, was sich gehört und was nicht.

» Gerbera » Beiträge: 11332 » Talkpoints: 52,90 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Gerbera spricht mir auch hier aus der Seele. Aber auch wenn das Dokumentieren nichts bringt und die Chefetage nichts macht, muss man weiter machen und den rechtlichen Weg dann beschreiten auch wenn er schwierig wird. Ansonsten geht man darin einfach unter und diese Erfahrung habe ich gemacht.

Gemobbt wurde ich von einem Kollegen von Anfang an und gab nichts darauf und beachtete es nicht. Dann kamen Lügen, Anschuldigungen mit dazu und am Ende ging es soweit, dass meine Sachen beschädigt wurden und körperliche Übergriffe stattfanden. Der Chef hat nichts gemacht, obwohl er davon wusste, alles dokumentiert war und sogar Zeugen benannt werden konnten.

Am Ende bin ich den gerichtlichen Weg gegangen gegen den Mobber und meinen Arbeitgeber, der seiner Fürsorgepflicht nicht nachgekommen ist. Der Mobber wurde gekündigt fristlos, ich bekam eine finanzielle Entschädigung da der Arbeitgeber nichts gemacht hatte. Auf eine erneute Einstellung in den Betrieb habe ich verzichtet, denn ich habe in dieser Zeit auch gekündigt und bin gegangen, habe aber dennoch das ganze rechtlich weiter verfolgt auch um ein Zeichen zu setzen in der Chefetage.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge



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