Zumutung für Federvieh durch Vogelgrippe in Quarantäne?
Ein Bekannter darf seit gestern seine Enten und Hühner nicht mehr aus dem Stall lassen. Es ist gerade mal die Vogelgrippe in verschiedenen Teilen Deutschlands unterwegs. So wurde nun auch in unserer Region ein Verbot verhängt, die Tiere in den Auslauf zu lassen. Zumindest wenn dieser nicht so abgesichert ist, dass keine anderen freilebenden Vögel in den Auslauf gelangen können. Da ist ja bei den meisten Gehegen fast unmöglich zu verhindern, so auch bei meinem Bekannten.
Er meint, dass es ja eigentlich eine Zumutung für das Federvieh sei, dass sie nun auf unbestimmte Zeit im Stall eingesperrt bleiben müssten. Seine Hühner und Enten sind normal den ganzen Tag draußen und kennen es nur nachts über im Stall eingesperrt zu sein. Aber gerade geht es ja nicht anders. Mein Bekannter hat Bedenken, dass es sonst ärger mit den Nachbarn geben könnte oder irgendwelchen Schaden anrichtet, wenn er seine Tiere trotzdem raus lässt.
Ist es eine Zumutung für das Federvieh im Stall eingesperrt zu sein? Wie lange kann man seine Tiere maximal im Stall lassen ohne, dass diese dadurch Schaden nehmen? Ist es nicht schon eine Art Tierquälerei?
Meine Hühner tun mir auch sehr leid. Sie dürfen schon seit sechs Wochen nicht mehr raus. Aber das ist ja besser als sie der Gefahr der Ansteckung auszusetzen. Außerdem ist es nicht nur zum Schutz der eigenen Tiere. Denn wenn erst mal die eigenen Tiere angesteckt sind, können sie wiederum Wildvögel anstecken und so erhält man den Kreislauf am Leben.
Als Geflügelhalter muss man darauf vorbereitet sein. Was relativ schwierig ist. Unser Stall ist dafür auch zu klein. Im Normalfall ist es ja gar nicht sinnvoll, einen riesigen Stall zu haben, weil das im Winter dann ja viel zu kalt ist. Wir haben unsere Hühner daher kurzerhand auf den Dachboden gebracht. Es ist alles mit Stroh ausgelegt, wir beleuchten zusätzlich und hoffen, dass sie es nicht gar so blöd finden.
Viele schlachten ihre Tiere aber auch, bevor sie sich und ihnen den Stress der Stallhaltung aussetzen. Wenn man die Tiere eh zum Verzehr hält, spricht nichts dagegen. Wir haben unsere Hühner zum Vergnügen und wegen den Eiern, aber Schlachten war nie vorgesehen.
Ob die Stallhaltung zur Tierquälerei wird, ist abhängig von der Größe, denke ich. Wie gesagt, die meisten Ställe sind zu klein. Selbst die Geflügelzucht mit knapp 10.000 Tieren bei uns in der Nähe hat nicht genug Stallfläche für alle Tiere und musste daher schlachten. Eine Reduzierung des Bestandes ist also durchaus eine Überlegung wert. Wenn sie dicht gedrängt im Stall sitzen, werden sie sich bald gegenseitig die Federn auspicken und ähnliches.
Warum ist direkt alles eine Zumutung? Das ganze ist nicht freiwillig sondern eine Ausnahme und dient dem Schutz seiner eigenen Tiere. Scheint der Bekannte noch nicht begriffen zu haben, dass ist wieder mal das typische "der Kelch geht an mir vorbei und meine armen Tiere mussten nur Leiden im Stall" Getue. Was ist wenn er seine Biester raus lässt und sie sich infizieren? Was hat er dann davon und seine Tiere? Damit werden sie dann ebenfalls getötet und mal ehrlich, lieber habe ich ein paar Wochen weniger Platz und muss drinnen sein, als das mir der Hals umgedreht wird von heute auf morgen da ich Vogelgrippe habe, die ich nur habe, weil mein Besitzer es besser wusste und mich raus geschickt hat.
Man hat als Tierbesitzer eine Verantwortung auf sich genommen und Vogelgrippe ist nun nichts was komplett neu ist. In den letzten Jahren kam das immer mal wieder vor und der Schutz um eine weitere Ausbreitung und Befälle zu meiden, ist einfach das weg sperren. Entsprechend hatte man genug Zeit im inneren genug Platz zu schaffen für den Fall der Fälle und damit kommen Tiere auch klar nach einer Zeit der Umgewöhnung. Sicherlich verstehen sie nicht warum sie nun nicht raus dürfen, aber bei genug Platzangebot stellt das auch kein Problem für sie dar.
Natürlich ist das für die gefiederten Zweibeiner absolut blöd, wenn sie plötzlich auf unbestimmte Zeit nicht mehr raus dürfen und im Stall sitzen müssen. Gerade dann, wenn der Stall auch noch eigentlich zu klein ist. Und ja, wahrscheinlich würde so ein Huhn oder eine Ente ohne Weiteres behaupten, dieser Zustand sei eine Zumutung.
Letztlich ist das aber völlig irrelevant. Entweder man fügt sich der Situation und macht das Beste draus oder man riskiert Gesundheit und Leben der eigenen sowie wildlebender Tiere. Für mich braucht es da keine großen Überlegungen, was zu tun ist.
Vogelgrippe ist ja nun auch kein neues und überraschendes Thema. Ich finde, als Halter von Geflügel sollte man sich dann auch vorher mal Gedanken darum machen, wie die Vögel in solchen Situationen ohne großes Leid leben können. Und wenn mir so viel daran liegt, dass die Tiere nicht komplett im Stall sitzen müssen, dann investiere ich eben in ein dem Stall angeschlossenes, entsprechend gesicherteres Gehege oder sorge dafür, dass es eine Alternative zum zu kleinen Stall gibt.
Ich denke jedes Lebewesen wird es irgendwie nicht gut aufnehmen, wenn es in seinen Gewohnheiten und seiner Lebensweise eingeschränkt wird. Ich hatte mal einen Sittich, der es gewohnt war sich den ganzen Tag über frei in der Wohnung bewegen zu dürfen. Im Käfig war er auch nur zum schlafen. Selbst nachts stand die Käfigtür auf, manchmal saß er dann morgens oben drauf. Und natürlich war er verstört, wenn er dann doch mal weg gesperrt wurde, weil ein Handwerker im Haus war oder der Hund von meiner Tante.
Ich glaube auch, dass jeder Besitzer einer frei laufenden Katze ganz schönen Stress zu Hause bekommt, wenn diese nicht raus darf. Bei uns im Ort wird auch laut nach einer Hundewiese geschrien, damit die Tiere sich austoben können. Warum soll das bei Hühnern denn anders sein.
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