Am Todestag eines Angehörigen sich mit der Familie treffen
Wenn ein naher Verwandter oder auch Freund stirbt, dann ist das immer schlimm. In manchen Familien ist es dann so, dass man sich am Todestag trifft und gemeinsam an den Toten denkt. Dieses Jahresgedächtnis wird in manchen Kirchen dann auch gefeiert.
Wenn bei euch in der Verwandtschaft oder engem Freundeskreis jemand gestorben ist, trefft ihr euch dann jährlich mit all den Leuten, die vielleicht auch auf der Beerdigung dabei waren? Schickt ihr dann Karten oder ist das etwas, was man ohne Worte dann begeht? Wie sieht dieser Tag dann aus? Geht ihr gemeinsam auf den Friedhof und geht dann gemeinsam essen?
Ich war bisher nur beim 6 Wochen Seelenamt eines Familienmitgliedes, dass verstorben ist. Dann kenne ich es auch, dass man nochmal zum Jahresseelenamt geht. Bei uns ist es aber eher so, dass man am Geburtstag des Verstorbenen besonders an ihn denkt. Mein Opa hatte am zweiten Weihnachtstag Geburtstag und da kamen dann auch die Verwandten zu meinen Großeltern. Das ist heute dann teilweise auch noch immer so.
Aber ich kenne es weder aus meiner Familie noch aus der meines Partners, dass man sich jedes Jahr am Todestag eines Verwandten trifft. An sich finde ich es aber schon eine schöne Geste. Allerdings finde ich es auch schöner, wenn man am Geburtstag des Verstorbenen eher an ihn denkt, statt an dem Tag, an dem er eben verstorben ist.
In meinen Augen ist das komplett albern. Was wir dadurch besser wenn man sich am Todestag trifft? Damit springt der verstorbene auch nicht mehr aus seinem Sarg heraus und es entsteht nur eine Pflichtveranstaltung die jedes Jahr dann abgehalten wird ob man will oder nicht. Wenn man das braucht und sich gerne mit jemanden an diesem Tag treffen möchte, dann sollte man sich selbst etwas suchen und nicht alle anderen dafür verdonnern auch mitzumachen, denn ich würde solch einem Aufruf auch keine Folge leisten wenn es von mir erwartet wird und eine Pflichtveranstaltung am Ende abgibt.
Ich sehe es eher so, wenn jemand verstirbt dann hat man damit alleine klar zu kommen. Wie das jeder für sich anstellt ist seine Sache, ob er dann Kaffeekranz macht oder sich Leute zum Todestag einlädt kann jeder gerne machen. Aber ich sehe es nicht als meine Pflicht an als Angehöriger bei so etwas mitzumachen nur weil ein bestimmtes Datum erreicht ist und Opa nun seit 20 Jahren unter der Erde liegt um mich daran zu erinnern. Das Leben geht weiter und immer nur am vergangenen zu klammern, die alten Geschichten von Opa zum hundertsten Mal zu hören macht es auch nicht besser. Da entwickelt sich bei mir eher ein Groll und Hass auf Opa, weil er mich nachträglich mit seinem Ableben noch so gewaltig nervt und ich mir das immer wieder aufs neue anhören darf als Pflichtveranstaltung.
Es gibt Veranstaltungen die jedes Jahr zelebriert werden wie der Tag der Toten und solche Dinge, da geht es aber auch um niemand speziellen mit Geschichten sondern allgemein gehalten. Das ist auf Arbeit nicht anders und auch nur eine lästige Pflichtveranstaltung am Ende 3-6 Stunden ohne Bewegung auf einem Platz zu stehen, freiwillig ist das jedenfalls nicht in der Zeit könnte ich mir besseres vorstellen. Gehört aber dort mit dazu und dafür bekomme ich Geld, daher ist es etwas anderes als wenn ich das noch in meiner Freizeit veranstalten müsste.
Ich kann Soraes Meinung nur bedingt nachvollziehen. Sicherlich wäre es nervtötend, wenn derartige Treffen zu einem Zwang und einer Pflichtveranstaltung ausarten und man eben hingehen muss, weil sonst Theater gemacht wird, obwohl man gar keine Lust dazu hat. Bei uns in der Familie hat das aber nichts mit Zwang zu tun.
So ist mein Großvater schon seit einigen Jahren unter der Erde und meine Oma macht das so, dass sie immer an seinem Geburtstag an ihn denkt und auch zu Kaffee und Kuchen einlädt. Man muss aber nicht auftauchen, wenn man das nicht möchte oder einfach keine Zeit dafür hat. So bin ich einige Jahre zu diesem Anlass nicht erschienen, weil ich nie die Zeit hatte oder es einfach vergessen habe. Ein Strick wurde mir trotzdem nicht draus gedreht und das finde ich auch gut so. So wird das kein Zwang und Opas Tod nervt mich deswegen auch nicht.
Wenn allen Verwandten damit irgendwie geholfen ist, wo liegt dann das Problem? Das muss die Familie natürlich für sich entscheiden, aber mein Ding wäre es auf keinen Fall. Für mich wäre das mit Zwang verbunden, weil ich überhaupt familiäre Dinge mit meiner Familie vermeide. Dann mich an einem Todestag treffen? Das wäre für mich eine wahre Tortur und würde mir tierisch auf den Sack gehen.
Ich bin auch einfach persönlich der Meinung, dass mir das Treffen nicht helfen würde. Der Tod ist ja trotzdem in Kraft getreten und daran ändert sich das Treffen nicht. Die Trauer jedes Jahr irgendwie wieder hochholen will ich auch nicht. Es gibt ja immer mal Verwandte, die mehr leiden und einige weniger. Ich möchte auch an diesem Tag nicht beschallt werden mit guten oder schlechten Erinnerungen. Denn ich will vergessen und mich nur dann erinnern, wenn ich will und nicht wenn ich im Grunde durch den Termin muss.
Trotzdem muss das natürlich jeder für sich entscheiden. Meine Familie kann das gerne machen, tut sie nicht. Ich wäre nicht dabei, aber das wüssten die auch von vorneherein. Mir würde es nichts bringen außer Zwang, Zeitklauerei und Zusammensein mit einer Familie, womit ich sonst nur wenig zu tun habe und mit zu vielen falschen Leuten. Das muss ich nicht haben.
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