Umgang mit Schüchternheit

vom 14.06.2016, 08:52 Uhr

Ich bin sehr schüchtern und fühle mich in größeren Gruppen oft total unwohl. Dinge, die für selbstbewusste Menschen völlig selbstverständlich sind, stellen mich häufig vor große Herausforderungen. Dies belastet nicht nur mein Privatleben sondern verhindert auch mein berufliches Weiterkommen.

Habt bzw. hattet ihr damit auch Probleme und wie sind eure Erfahrungen? Wie habt ihr eure Schüchternheit überwunden?

» swipu91 » Beiträge: 580 » Talkpoints: 33,30 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Die Frage ist halt, warum du schüchtern bist. Wenn das eine konkreten Grund hat, kann man daran leichter auch gezielt arbeiten. Beispielsweise weil man überstrenge Eltern hatte, die einem ständig Vorwürfe für kleinstes Fehlverhalten gegenüber anderen Leuten gemacht haben, kann man das sich auch gezielt abtrainieren.

Ansonsten kann man aber auch auf jeden Fall längerfristig an sich arbeiten und sich immer wieder der Situation aussetzen und Kontakt aufnehmen. Wenn man es gut gemacht hat und man mit sich zufrieden war, kann man sich ja mit einer Kleinigkeit belohnen. Bei der nächsten ähnlichen Situation denkt man dann an neulich, wo das auch gut geklappt hat und dann ist man ein kleines bisschen weniger gehemmt. Aber eben nicht erwarten, dass sich das von heute auf morgen von Zauberhand beheben lässt.

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» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge


Ich war auch schüchtern, wobei das bei mir meine Eltern ausgelöst haben. Dennoch hat es noch eine ganze Weile gedauert bis ich das in den Griff bekommen hatte. Ich habe mich dann immer wieder gezwungen Situationen auszuhalten, die mir nicht gefallen haben.

So bin ich beispielsweise Kleinigkeiten kaufen gegangen, weil ich vorher Angst hatte einkaufen zu gehen oder ich habe in der Gruppe gezielt immer versucht etwas zu sagen. Nach und nach geht das schon. Man fängt erst ganz langsam an und arbeitet sich dann vor. Du kannst es aber nur schaffen, wenn du ganz gezielt an dir arbeitest und auch deinen Weg findest. Du wirst das schon packen.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Ich habe mich auch jahrelang für schüchtern gehalten und mich oft geschämt und schlecht gefühlt, weil ich beispielsweise bei Feiern nicht im Mittelpunkt gestanden bin und "Party gemacht" habe, sondern das Gebaren meiner Mitmenschen eher aus der Distanz verfolgt habe. Mit den Haustieren der Gastgeber war ich dagegen immer schnell gut Freund. :wink:

Aber mit zunehmender Lebenserfahrung ist mir gedämmert, dass ich einfach ein stiller, introvertierter Typ bin und dass es langfristig für mich besser ist, wenn ich mich meiner Natur entsprechend verhalte, auch wenn es nach außen hin so aussieht, als sei ich je nach Wohlwollen meiner Mitmenschen schüchtern, lethargisch oder auch mal arrogant.

Das Problem ist eben auch, dass extrovertiertes, Aufmerksamkeit heischendes und sozial geselliges Verhalten in unserer Gesellschaft eher als das Ideal angesehen wird, und Leute, die sich von Natur aus nicht so verhalten, mit negativen Vorurteilen zu kämpfen haben und sich daher oft selbst Vorwürfe machen und Probleme mit dem Selbstwertgefühl bekommen können. Ein bisschen Schüchternheit kann sich so schnell zu einer sich selbst erfüllenden Prophezeihung oder gar zu einem Teufelskreis entwickeln.

In meinen Augen kommt es letzten Endes auf den individuellen Leidensdruck an, ob man sich sagen kann "Ok, ich bin eben ein ruhiger Typ" oder ob die Lebensqualität tatsächlich darunter leidet, etwa weil man bei Konflikten immer den Kürzeren zieht. Oft hilft es tatsächlich, wenn man in kleinen Schritten übt, immer mal wieder etwas aus sich heraus zu gehen und vor allem, wenn man sich selber nicht ständig unter Druck setzt und fertig macht. Es gibt wirklich schlimmere und unsympathischere Charaktereigenschaften als Schüchternheit.

Als mich noch die ständige Angst geplagt hat, etwas "Dummes" zu sagen oder zu tun, hat mir auch die Erkenntnis geholfen, dass die anderen Leute sowieso keinen Gedanken an mich verschwenden und alltägliche Interaktionen in der Regel nach drei Sekunden wieder vergessen haben. Würdest du dir beispielsweise merken, dass jemand im Supermarkt oder auf der Straße rot geworden ist und sich versprochen oder seinen Geldbeutel fallen gelassen hat? Nein? Na also. Ich finde somit, es hilft bei Schüchternheit auch, wenn man sich vor Augen führt, dass man nicht ständig unter Beobachtung steht.

» Gerbera » Beiträge: 11335 » Talkpoints: 53,75 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Sich unter vielen Menschen unwohl zu fühlen muss nicht gleichbedeutend mit schüchtern sein. Ich fühle mich unter sehr vielen Menschen extrem unwohl, besonders dann, wenn ich sie nicht kenne. Aber niemand würde mich als schüchtern bezeichnen. Sei einfach wie du bist, und dann wird dir das auch niemand als etwas Negatives anlasten.

Wenn man einmal akzeptiert hat, wie man ist, und sich nicht krampfhaft ändern will, dann wird das auch von anderen erkannt und vor allen Dingen anerkannt. Der eine ist eben ein Haudrauf, der andere eher der in sich gekehrte Typ. Das macht doch die Vielfalt der Menschen erst aus und interessant.

» Freidenker28 » Beiträge: 749 » Talkpoints: 1,02 » Auszeichnung für 500 Beiträge


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