Alleinsein nur unter Beobachtung störend?

vom 04.12.2016, 15:54 Uhr

Ich habe in einem Buch neulich eine Bemerkung gelesen, die ich schon interessant fand. So beschrieb der Protagonist, der eigentlich gerne auch mal alleine war, das Alleinsein dann als störend, wenn er dabei beobachtet wurde. Wenn er alleine zu Hause war, dann störte ihn das nicht, aber wenn er in einem Café alleine war und von anderen Menschen, die in Begleitung waren, gesehen wurde, dann störte ihn das schon. Ich muss sagen, dass ich auch gerne mal alleine bin und mich stört es dann auch nicht, wenn ich dabei gesehen werde.

Wenn es jemanden dann stört, wenn er beim Alleinsein gesehen wird, dann denke ich mal, dass derjenige vielleicht doch nicht so wirklich gerne alleine ist. Wie sieht es bei euch aus? Seid ihr auch gerne mal alleine? Oder stört es euch, wenn ihr alleine sein müsst? Stört es euch dann immer oder nur dann, wenn euch jemand dabei sieht, wie ihr alleine an einem Ort seid, wo es vielleicht nicht so üblich ist, alleine hinzugehen?

» Barbara Ann » Beiträge: 28945 » Talkpoints: 58,57 » Auszeichnung für 28000 Beiträge



Ich habe auch ganz gerne mal ein wenig meine Ruhe vor Menschen und bin dann gerne alleine. Das allerdings eher, wie der Protagonist aus deinem Buch, bei mir Zuhause. Auch deswegen, dass man ja nicht wirklich "alleine" ist, wenn man dann von vielen anderen umgeben ist. Zuhause stört es mich mit seltenen Ausnahmen auch nicht, dass ich da dann eine Zeit lang alleine bin, ich brauche eben nicht nonstop Kontakt zu anderen.

Wenn ich dagegen beispielsweise in der Uni vor der Vorlesung noch warten muss, bin ich da lieber mit jemand anderem zusammen, mit dem ich mich unterhalten kann. Mir ist es dann schon irgendwo unangenehm, wenn sich überall Grüppchen bilden und ich da alleine rumstehe, weil ich zwar nicht immer, aber manchmal eben auch Menschenkontakt möchte. Bin ich dagegen alleine in irgendwelchen Geschäften oder nur irgendwohin unterwegs, stört mich das wieder kein Stück, auch bei einem Imbiss o.ä. nicht.

» Kalu-chan » Beiträge: 718 » Talkpoints: 11,85 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Ich bin gerne alleine und grundsätzlich eher Einzelgänger. Dabei bin ich auch am liebsten ohne Beobachtung alleine. Man merkt es schon im Cafe, in der Bar oder auch im Restaurant wie die anderen Leute schauen. Teilweise interessiert, teilweise heucheln sie Mitleid mit ihrem Blick "die arme Sau muss alleine Essen" oder "wurde wohl von ihrem Macker versetzt" aber das das tatsächlich so gewollt ist, verstehen viele nicht.

Ich fühle mich dann schon "belästigt" wenn dauerhaft Blicke auf mich fallen und diese mitleidigen Blicke, aber dazu dann auch kein Wort gesagt wird. Dieses Gaffen kann man wenigstens einstellen und unterlassen, was ist daran auch so besonderes wenn jemand mal alleine an einem Tisch sitzt? Gleiches auch wenn andere einen versuchen krampfhaft in eines der Grüppchen zu integrieren aus "Mitleid" damit man nicht alleine herum steht, obwohl ich mich dabei alles andere als unwohl fühle, solange ich eben nicht belästigt werde von anderen mit ihren falschen mitleidigen Blicken.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge



Ich finde alleine sein nicht schlimm und genieße es durchaus auch mal etwas alleine zu machen. Ob mich dabei nun jemand sieht oder nicht finde ich an sich erst mal egal. Schlimm würde ich es finden, wenn mich jemand beobachtet und ich das nicht merken würde, wenn ich allein wäre, beispielsweise wenn jemand durch mein Fenster schauen würde oder mich filmen würde. So etwas geht dann aber auch zu weit.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Ich bin ebenfalls sehr gerne allein, und fühle mich auch nicht "beobachtet", wenn ich allein im Café, im Restaurant oder Kino sitze. Natürlich streift mich der ein oder andere Blick, aber ich schaue die anderen Leute schließlich auch an und denke mir Sachen wie "Schöne Schuhe", oder "wie hat die Person eigentlich in diesem Korbsessel Platz?", bevor ich mich wieder meinen eigenen Angelegenheiten zuwende. Den Eindruck, dass man mich anstarrt oder mit Mitleid bzw. Verachtung bedenkt, habe ich eigentlich nie.

Die fremden Leute in meiner Umgebung werden von mir schließlich auch, wenn überhaupt, nur sehr flüchtig begutachtet und hauptsächlich darauf hin bewertet, ob sie laut reden, ihren Hund bei Tisch füttern oder ihr Kleinkind gerade den Aschenbecher ausleckt, sprich, ob ich mich in ihrer Nähe gemütlich aufhalten kann oder mich ärgern muss. Und den anderen wird's mit mir meiner Vermutung nach auch nicht anders gehen.

Statt dessen habe ich eher die Theorie, dass manche Leute sich selber viel zu wichtig nehmen und glauben, die ganze Welt drehe sich um sie. Dann ist es natürlich etwas Besonderes, wenn man irgendwo alleine sitzt und glaubt, die gesamte Umgebung würde sich schlagartig für die eigene Person interessieren und alle möglichen Vermutungen über Charakter, Biographie und Lebensweise anstellen. Das mag zwar schon sein, aber ich halte es erstens für sehr unwahrscheinlich und gebe zweitens nicht viel auf die tatsächliche oder vermeintliche Meinung von Fremden.

» Gerbera » Beiträge: 11315 » Talkpoints: 48,61 » Auszeichnung für 11000 Beiträge


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