Als Arzt Privatpatienten separat behandeln?

vom 14.12.2016, 05:52 Uhr

Meine Gynäkologin behandelt sowohl Privatpatienten als auch Kassenpatienten. Sie macht das jedoch nie so, dass beide Patientenarten am gleichen Tag behandelt werden. Ich habe im Internet auf ihrer Seite gestern gesehen, dass sie einzig und alleine den Donnerstag jede Woche ausschließlich für Privatpatienten und deren Anliegen frei hält. Die Kassenpatienten kommen an allen anderen Tagen. Soweit ich mich erinnern kann, hat meine Gynäkologin mir auch noch nie an einem Donnerstag einen Termin zur Untersuchung gegeben, sondern immer nur Montags. Aber solange ich behandelt werde, ist mir das offen gestanden auch egal, wann die Privatpatienten kommen und untersucht werden.

Viele Patienten, insbesondere Kassenpatienten beschweren sich ja auch, dass Privatpatienten schneller einen Termin bekommen würden bei Fachärzten. Haltet ihr dieses Problem mit dieser Handhabung damit für gelöst? Was haltet ihr von diesem Konzept? Sollten Ärzte vermehrt verschiedene Tage entweder bewusst und ausschließlich für Kassenpatienten oder Privatpatienten reservieren oder findet ihr das übertrieben?

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Ich bin ja keine Frau, aber ich denke mal, dass man dieses unsägliche Verhalten deiner Ärztin auch auf andere Ärzte übertragen kann. Es ist ja schon schlimm genug, dass Privatpatienten sowieso immer vorgezogen werden. Damit meine ich weniger die Terminvergabe, sondern die Güte der Behandlung. Bei einem Privatpatienten hat der Arzt mehr Zeit um sich um denselben zu kümmern. Dieses Zweiklassensystem empfinde ich als derart demütigend, dass ich manchmal an unserem Staatsystem zu zweifeln beginne. Ich bin der Meinung, dass es, wenn es um Gesundheit geht, eine Gleichberechtigung für alle Menschen geben sollte, ungeachtet seiner Herkunft und seines Einkommens.

Leider ist das nun einmal nicht so. Aber wenn es nun einmal so ist, dann sollte ein Arzt doch wenigstens das Feingefühl besitzen, diesen Umstand dem normalen Kassenpatienten so wenig wie nur möglich zu spüren geben. Das, was du als so positiv zu betrachten scheinst, diese Trennung der Behandlungstage nach Krankenkassenzugehörigkeit, empfinde ich als zutiefst verletzend und beleidigend, und deshalb würde ich diesen Arzt auf der Stelle wechseln.

» Freidenker28 » Beiträge: 749 » Talkpoints: 1,02 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Ich verstehe deine Logik ehrlich gesagt nicht. Sehe ich das richtig, dass du den Eindruck gewonnen hast, dass die Kassenpatienten, die alle am selben Tag kommen sollen, praktisch wie am Fließband abgespeist werden während die Privatpatienten massenhaft Zeit bekommen oder wie? Das ist keineswegs der Fall. Meine Gynäkologin ist so gut organisiert, dass das Wartezimmer nie besonders voll ist, wenn ich dort bin. Maximal eine weitere Person sitzt da abgesehen von mir im Wartezimmer und man muss auch nie lange warten, auch als Kassenpatient nicht.

Selbst bei der Behandlung und Untersuchung fühle ich mich bei ihr nie abgefertigt innerhalb kürzester Zeit. Sie nimmt sich viel Zeit und ist sehr geduldig und beantwortet alle Fragen zu meiner Zufriedenheit. Daher verstehe ich nicht, was daran bitte verletzend sein soll, wenn man sich von der Ärztin im persönlichen direkten Umgang nie diskriminiert oder abgefertigt fühlt.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Ich kann Freidenker auch nicht verstehen und kenne es von vielen Ärzten so. Dass Privatpatienten alles so toll haben ist auch ein Irrglaube. Sie bekommen nicht immer schneller Termine, bekommen nicht mehr Zeit als andere Patienten auch aber dafür am Ende auch die Rechnung selbst in die Hand gedrückt. Klar kann man mit den Patienten besser Geld verdienen, aber deswegen werden sie noch lange nicht besser behandelt.

Warst du schon mal im Krankenhaus als Privatpatient? Dort wartet man damit noch länger und wenn dann noch Zusatzversicherungen wie Chefarzt mit dazu kommen dann noch viel mehr. Der Chefarzt springt auch nicht direkt an wenn ein Privatpatient in der Ambulanz sitzt um sich sein Aua anzusehen, sondern dann wenn er Zeit und Lust hat. In dieser Zeit ist der Kassenpatient mit seiner Kopfplatzwunde schon genäht und auf dem Heimweg, und der Privatpatient wartet immer noch auf seinen Chefarzt der viel zu tun hat, und daher erst in einigen Stunden kommen kann. Kopfplatzwunde eilt auch nicht.

Wie gesagt, ich kenne es nicht anders und hat vor allem einen Hintergrund. Privatpatienten werden anders abgerechnet, sprich man verwendet dazu ein anderes Programm für die Verwaltung wie auch die Abrechnung. Bestellt man diese gemischt ein, dann muss man zwischen beiden Programmen wechseln und nicht überall lassen sich diese zeitgleich aufrufen sondern müssen über verschiedene Benutzerkonten am Rechner angelegt werden. Sprich der Verwaltungsaufwand ist um einiges größer, als wenn man die Kassenpatienten an einem Tag einbestellt und alles was Privat ist an einem anderen Tag. Somit muss man nicht immer hin und her springen, was bereits die Wartezeit am Tresen einschränkt und somit mehr Zeit für die eigentliche Behandlung bleibt.

Eine Beleidigung ist das jedenfalls nicht und wer das so auffasst, der schaut nicht einmal über seinen Tellerrand hinaus und ist einfach nur neidisch auf die Privatpatienten denen es ohnehin immer besser geht als einem selbst der "nur" ein Kassenpatient ist. Es steht jedem frei in die Private Krankenversicherung zu wechseln und auch diese "Vorteile" zu genießen. Vorteile deswegen in Ausrufezeichen, da es eben nicht nur Vorteile sind die man hat sondern auch genug Nachteile die aber gerne unter den Teppich gekehrt werden.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge



Für mich klingt das sehr merkwürdig was deine Ärztin da macht. Wenn ich nun als Privatpatient am Freitag krank werde muss ich ja fast eine Woche auf einen Termin bei ihr warten. Vielleicht kann ich aber auch Donnerstags einfach nicht und müsste mir für einen unwichtigen Vorsorgetermin extra am Donnerstag frei nehmen, obwohl ich vielleicht an anderen Tagen frei habe. Oder die Mutter ist privat versichert, das neugeborene Kind Kassenpatient. Wenn nun beide zum Arzt müssen müsste man ja extra 2x hingehen.

Das Privatpatienten schneller einen Termin bekommen als Kassenpatienten halte ich sowieso für ein Gerücht. Jedenfalls bekomme ich nicht schneller einen Termin seitdem ich privat versichert bin und es kommt auch nur selten vor, dass ich am Telefon danach gefragt werde.

» Sternenbande » Beiträge: 1860 » Talkpoints: 70,16 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


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