Sich Gedanken über eigene Lebenserwartung machen?

Die Menschen sollen ja angeblich immer älter werden können, aber beschäftigt hat mich das bisher nicht so richtig, weil ich mich da jetzt auch nicht verrückt machen will. Macht ihr euch eigentlich Gedanken über eure eigene Lebenserwartung und wie sehen diese denn aus? Glaubt ihr daran mal 100 Jahre alt zu werden und wölltet ihr das überhaupt?

Ich will definitiv nicht 100 Jahre alt werden. Nicht mal 90. Über die 80 reden wir dann, wenn es so weit ist. Über meine Lebenserwartung mache ich mir deshalb keine Gedanken, weil man es ja gar nicht sicher sagen kann. Jeder Rechner, jede Interpretation meines Lebensstils basiert letztlich auf Vermutungen. Ich werde angeblich kürzer leben, weil ich rauche und keinen Sport mache. Dabei kann man auch als rauchender Nicht-Sportler 100 Jahre alt werden. Es sind nur Statistiken, die nicht auf mich zutreffen müssen.

Aber viel wichtiger: ich habe meine Lebenserwartung doch teilweise selber in der Hand. Zum einen könnte ich gesünder leben, um sie zu erhöhen. Aber ich plane vielmehr früher und selbstbestimmt aus dem Leben zu scheiden, in dem ich sie verkürze. Sobald mich Alterskrankheiten zu sehr nerven, werde ich mich von verbleibenden Angehörigen und Freunden verabschieden und meine Lebenserwartung auf den Tag genau festlegen. Daher sind mir Statistiken herzlich egal. Es kommt, wie es kommt. Und wenn mir das nicht gefällt, was da kommt, muss ich es nicht unabänderlich hinnehmen.

Zudem darfst du nicht vergessen: die Lebenserwartung hängt auch immer vom Geburtstag ab. Dass sie allgemein steigt, bedeutet vor allem, dass die Lebenserwartung der heute Geborenen höher ist als die von denen, die in den beispielsweise in den 90ern geboren wurden.

Ich möchte sicherlich nicht 100 Jahre alt werden, wenn ich nur noch wie eine Kartoffel im Bett liege, nichts mehr mitbekomme und auch nichts mehr alleine machen kann. Wenn es soweit noch alles passt vom Kopf und vom Körper her, dann gerne aber mit Alterskrankheiten und einem vegetieren in einem Pflegeheim sicherlich nicht. Ich muss nicht leben um jeden Preis, habe dazu durchaus meine Vorstellungen und diese auch in einer Patientenverfügung niedergeschrieben schon seit langem.

Denn ich finde das alles andere als Menschenwürdig was mit der Medizin teilweise veranstaltet wird, warum muss man krampfhaft jemanden am Leben erhalten damit er eine andere Zahl auf seinem Grabstein hat, nichts mehr mitbekommt von seiner Umwelt her und auch ansonsten der Körper bereits kaputt und verbraucht ist? Damit zieht man das alles nur in die Länge und in erster Linie aus rein egoistischen Zügen, denn die Angehörigen wollen ebenfalls nicht, dass der liebende Opa den Löffel abgibt. Dass er bereits seit 15 Jahren wie eine Kartoffel vor sich hin schimmelt, nichts mehr kann, nichts mitbekommt, spielt dabei keine Rolle.

Sicherlich kann man dazu beitragen, damit man eine höhere Lebenserwartung hätte. Aber was bringt es dir, wenn du jeden Tag nur Salat futterst, nie rauchst, kein Alkohol trinkst usw. wenn du am Ende mit 35 von einem LKW überfahren wirst? Vorher sehen kann das niemand, auch Menschen die nie geraucht haben bekommen Krebs, andere die immer geraucht haben bekommen keinen. Daher lebe ich wie es mir gerade gefällt, worauf ich Lust habe und wenn ich dafür ein paar Jahre abgeben muss von meiner Lebenserwartung, dann mache ich das durchaus gerne anstatt mich nur an Dinge zu halten die keinen Spaß machen und nur der höheren Lebenserwartung wegen gemacht werden.

Ich mache mir darüber eigentlich keine Gedanken, die über die naturbedingte gelegentliche Kontemplation meiner Sterblichkeit hinausgehen. Natürlich gehe ich davon aus, dass ich das Rentenalter erreiche, aber ob ich jetzt 80 oder 100 werde, kann ich weder wirklich beeinflussen oder jetzt schon abschätzen. Rein statistisch gesehen, und wenn man meine Familiengeschichte sowie meine jetzige Gesundheit anschaut, werde ich die 80 wohl kaum schaffen. Aber davon kann ich mir ja schlecht die nächsten 40 Jahre versauen lassen!

Außerdem stimmt es ja leider, dass man sich über die Lebenserwartung den Kopf zerbrechen, sich top gesund ernähren und fleißig Sport machen kann, und trotzdem mit 40 an Krebs sterben oder von einem herunterfallenden Dachziegel erschlagen werden. Deswegen fehlt mir immer so ein bisschen das Verständnis dafür, dass manche Leute zu glauben scheinen, wenn sie nur genau das Richtige essen, immer fleißig joggen gehen und zur Not auch mit ein bisschen Botox o.ä. nachhelfen, werden sie nie alt und leben ewig.

Ich tue daher zwar nicht aktiv etwas dafür, dass ich die 80 unter Garantie nicht schaffe (z.B. Rauchen, Drogen, besoffen Auto fahren, ungeschützten Geschlechtsverkehr mit Fremden, in einem Vorort von Kinshasa oder Rio de Janeiro spazierengehen etc.), aber ich rede mir auch nicht ein, dass ich es irgendwie verhindern kann, vor der Zeit den Löffel abzugeben, weil ein Autofahrer nicht aufpasst oder meine Zellteilung meint, mein Gehirn auflösen zu müssen.

Ich mache mir da keine Gedanken darüber. Vorstellen kann man sich auch viel, wünschen auch, aber was letztendlich eintrifft kann man nie sagen. Ich versuche mein Leben zu genießen und es so zu gestalten, dass es mir seelisch gut geht. Dabei lebe ich nicht sonderlich ungesund, aber möchte es auch nicht und wenn ich dadurch ein paar Jahre länger lebe kann das unter den richtigen Bedingungen ganz schön sein.

Ich denke, dass das auch maßgeblich wichtig ist, wie man dann im Alter so drauf ist. Ungern würde ich 100 werden, wenn ich die letzten 20 Jahren an Maschinen hänge und nur noch an die Decke starren kann oder aufgrund einer Demenz nicht mehr weiß was los ist. Außerdem gibt es auch viele Leute, die an ihre Wohnung gebunden sind, weil sie nicht mehr richtig kaufen können oder Schmerzen haben, da will man dann auch nicht alt werden, sondern es lieber schnell hinter sich haben.

Sagen wir so, ich denke schon an eine mögliche Rente und gehe im Moment auch eher davon aus, dass ich das Renteneintrittsalter erreichen werde und sorge entsprechend vor und möchte mich für den Fall natürlich finanziell absichern, damit ich nicht von Altersarmut betroffen sein muss. Aber sehr viel weiter darüber hinaus denke ich eigentlich nicht. Es ist wichtig vorzusorgen wegen dem Alter und wenn man nicht komplett mit Scheuklappen durchs Leben in Deutschland geht, wird man die Probleme mit dem Rentensystem und dem Demographischen Wandel mitbekommen haben. Daher handle ich hierbei eher nach der Devise: lieber Vorsicht, als Nachsicht.

Weiter darüber hinaus denke ich aber nicht über das Alter nach und finde das ziemlich unnötig. Ich finde, dass man sich ja sonst die Gegenwart ziemlich versauen kann, wenn man ständig darüber nachgrübelt, welche körperlichen Gebrechen man mit 80 oder 90 haben könnte und ob man das überhaupt will bzw. wie man dem entgehen könnte.

Ich lebe mein Leben aktuell so, dass ich auf nichts verzichten muss und es hinterher auch nicht bereuen muss. Ich rauche nicht, ich trinke nicht und verhalte mich jetzt auch nicht sonderlich risikoreich in Bezug auf Hautkrebs oder anderen Dingen. Ich treibe nicht wirklich Sport, aber habe Normalgewicht. Ich ernähre mich zuckerarm, sodass ich hoffentlich von Diabetes Typ II verschont bleiben werde. Aber das ist noch lange keine Garantie, dass ich im Alter auch gesund und fit sein würde. Es kann immer ein Schlaganfall oder ein Herzinfarkt im Alter kommen und man vegetiert mehr oder weniger vor sich hin. Oder man wird von einem Bus überfahren und erlebt das 30. Lebensalter nicht mehr.