Apotheker - zu viel Weiterbildung für euren Geschmack?
Die Giftschale mit der Äskulap-Schlange auf dem roten A kennt wohl jeder - es ist das Zeichen der Apotheker. Sie helfen Patienten und beraten sie, wobei sie sich dazu oft mehr Zeit nehmen (können) als so mancher Arzt. Immer mehr Patienten gehen zuerst zur Apotheke und dann zum Arzt und nicht umgekehrt, da die Hemmschwelle beim Gang in die Apotheke für viele Menschen niedriger liegt als bei einem Arzt.
Apotheker beraten den Patienten bei pharmazeutischen und medizinischen Fragen, sie fertigen Arzneien, prüfen pharmazeutische Grundstoffe uvam. Beim Umgang mit Kunden ist natürlich oft Fingerspitzengefühl gefragt. Fachwissen ist essentiell, im Umgang mit dem Patienten - der zwar nicht immer, aber doch oft Laie ist, ist aber die Fähigkeit gefragt ihm Dinge aus der Fachsprache in allgemein verständliche Sprache zu übersetzen. Diskretion ist dabei natürlich selbstverständlich.
Und wo arbeiten Apotheker? Na in der Apotheke, oder?? Nicht nur. Neben öffentlichen Apotheken sind sie in Spitälern, beim Heer, in der Industrie und auch im öffentlichen Dienst tätig, wobei sich oft eine Grätsche zwischen Heilberuf und Wirtschaftsunternehmen ergibt. Man darf auch nicht vergessen, dass man nicht nur mit 0815-Patienten (soweit es das gibt) konfrontiert ist - bei einem Verdacht auf Medikamentenmissbrauch muss der Apotheker beispielsweise die Abgabe der Arznei verweigern, auch wenn das weniger Gewinn für ihn bedeuet.
Um Apotheker werden zu können, ist zuallererst ein Pharmaziestudium notwendig, wobei die Regelstudienzeit 4 Jahre ausmacht, Voraussetzung ist hierbei die Hochschulreife. Naturwissenschaftliche Affinität, Interesse am wirtschaftlichen Aspekt und Kontaktfreude erleichtern den Einstieg bedeutend.
Zur Ausbildung gehört naturgemäss sehr viel Theorie und sie reicht weit in die Medizin hinein. Dazu kommen viele Praktika. Wer glaubt sich nach dem Studium auf seinen Lorbeeren ausruhen zu dürfen, irrt, denn das Lernen geht nach dem Studium weiter. Es kommen im Durchschnitt jedes Jahr 30 - 50 neue Arzneiwirkstoffe auf den Markt, da muss man was das Wissen darüber angeht schon am Ball bleiben.
Absolventen haben angeblich gute Chancen auf dem Arbeitsmarkt und das Einstiegsgehalt liegt mit knappen Euro 3000,- brutto auch nicht sehr niedrig. Dazu kommt dass der Beruf des Apothekers als einer der wenigen akademischen Bereiche gilt, in denen Frauen problemloser Teilzeit arbeiten können.
Das klingt doch alles nach einem interessanten Beruf mit guten Aussichten wenn auch mit viel Lernen verbunden - was ja aber kein Nachteil sein muss, wenn es einen interessiert, oder?
Vier Jahre für ein Pharmaziestudium sind meiner Meinung nach vielleicht ein bisschen unrealistisch. Eine Bekannte von mir Studiert bereits seit acht Jahren, wobei diese aber auch ihren Doktor hat und natürlich Top Noten. Dennoch ist das Studium im Vergleich zu einem Chemiestudium natürlich doch ein eher kurzes Studium. Und das Wissen was hier überliefert wird, fehlt meiner Meinung nach, besonders den Ärzten, denn wenn es darum geht, was man seinen Patienten verschreibt, haben viele Ärzte teilweise gar keine Ahnung davon, was gut ist und was nicht, geschweige denn, was für Wechselwirkungen auftreten können. Dieser Zweig wir im Arztstudium einfach zu wenig behandelt.
Weiterbildung wird es in jedem Beruf geben, denke ich. Zumindest wenn man Akademiker werden möchte, wie das bei den Ausbildungsberufen ist, weiß ich nicht. Aber egal ob man jetzt Jurist, Chemiker, Physiker oder Psychologe wird, die Bereiche, die man studiert hat, erweitern sich automatisch immer wieder und da man auf dem aktuellen Stand bleiben möchte, um mit der Konkurrenz mithalten zu können, ist es unabdingbar, sich da zu informieren. Gerade wenn man sich in Führungspositionen befindet, wird eine solche Weiterbildung ja gar nicht angeboten, dass muss man von sich aus in Betracht ziehen und sich da informieren, wenn man Wert darauf legt.
Noch einmal zum Aufbau des Studiums. Die von die beschriebenen vier Jahre sind ja Grund- und Hauptstudium und danach folgt erstmal ein praktischer Jahr in einer Apotheke und Krankenhaus, Industrie oder was du dir sonst noch aussuchst. Und im Anschluss folgt ja erstmal das dritte Staatsexamen, welches du absolvieren musst, also wird es mit den vier Jahren nicht gemacht sein. Das Studium unterscheidet sich möglicherweise auch noch in den einzelnen Bundesländern. Tatsache ist jedoch, dass man auch darauf schauen muss, was die Konkurrenz so macht, denn hier bei uns macht eigentlich fast jeder Pharmazeut auch noch seinen Doktor, da man sonst wenig Aussicht auf Erfolg hat. Das muss man dann individuell beschließen.
Ich bin der Meinung, dass man es sogar verlangen muss, dass ein Apotheker sich ständig weiterbildet. Er hat ja neben der verkaufenden auch eine beratende Funktion. Und dazu noch in einem dem Menschen sehr wichtigen und ureigenen Bereich. Es geht um Medizin und somit um Gesundheit und Wohlbefinden. Wie bereits von Crispin angemerkt, bedeutet Regelstudienzeit nicht, dass dies die Zeit ist, welche man in der Regel braucht, auch wenn es sich so anhört. Ich hatte diesen Begriff früher auch nie verstanden. Die Regelstudienzeit müsste man eher als Mindeststudienzeit bezeichnen. Gehe mal eher von 5 Jahren aus und anschließend noch einige andere Prüfungen.
3000 Euro Brutto, damit bewegt man sich aber eher am unteren Ende der Gehaltsscala, das entspricht ja gerade mal dem Gehalt einer Bürokauffrau. Ich denke mal, dass ein Apotheker sehr viel mehr verdienen kann und wird.
Freidenker28 hat geschrieben:3000 Euro Brutto, damit bewegt man sich aber eher am unteren Ende der Gehaltsscala, das entspricht ja gerade mal dem Gehalt einer Bürokauffrau. Ich denke mal, dass ein Apotheker sehr viel mehr verdienen kann und wird.
Dann denkst du leider falsch. Apotheker verdienen nicht die Welt für einen studierten Beruf, je nach dem wo sie Angestellt sind. Meine Schwester ist Apothekerin und geht mit 2400 Euro Brutto nach Hause mit 5 Jahren Berufserfahrung, meine Schwiegermutter ist seit über 20 Jahren Apothekerin und bekommt ebenfalls nur 3200 Euro Brutto.
Natürlich haben beide noch Vergünstigungen und können ihre Medikamente zum Einkaufspreis erhalten, aber damit wertet man es auch nicht sonderlich auf wenn man pro Monat nur eine Salbe braucht die statt 10 Euro, dann nur noch 6 Euro kostet. Damit sind das nicht die lukrativen Bereiche, wie alles was das soziale betrifft verdient man dort nicht die Welt wenn man es mit anderen Branchen vergleicht, wo durchaus die 6000-8000 Euro Brutto realistisch sind pro Monat.
Die vier Jahre sind jedenfalls machbar wenn man sich auf den Hintern setzt und lernt, andere brauchen dafür ein wenig länger. Praktisches Jahr und das letzte Staatsexamen nicht mit gerechnet, wobei das noch das einfachste in diesem Studium ist. Meine Schwester war direkt mit der Regelstudienzeit fertig, hat alle Prüfungen im ersten Anlauf geschafft, ging ins praktische Jahr und legte das Staatsexamen ab, sprich nach 5 Jahren fertig mit der Ausbildung.
Schwiegermutter hat dazu länger gebraucht, hatte aber auch ein kleines Kind nebenbei an der Backe und hat 6 Jahre gebraucht bis sie ihr praktisches Jahr antreten konnte, durch eine vorherige Ausbildung mit Berufserfahrung in der Apotheke wurde das mit angerechnet und konnte damit das Praxisjahr verkürzen auf 6 Monate um zum letzten Staatsexamen zugelassen zu werden. Wer seit 8 Jahren nicht weiter kommt und nicht im praktischen Jahr angekommen ist, der sollte ernsthaft überlegen ob das wirklich für einen passend ist, so lange sollte niemand brauchen.
Das überrascht mich jetzt wirklich mit dem Gehalt. Und das ist dann wirklich sehr wenig für einen so komplexen Beruf. Da bekommt ja beinahe als PTA genau so viel, oder? Was die Studiendauer betrifft, so ist es natürlich machbar innerhalb einer Regelstudienzeit, aber es entspricht eben nicht dem Durchschnitt. Das wollte ich damit zum Ausdruck bringen.
Ich finde gerade bei pharmazeutischen und medizinischen Berufen kann es gar kein "zu viel" an Weiterbildung geben. Denn das sind zwei Bereiche, wo es ständig Neuerungen und neue wissenschaftliche Erkenntnisse und Entdeckungen gibt. Auch kommen ständig neue Medikamente auf den Markt, die gegen verschiedene Probleme helfen sollen und wenn ein Arzt oder Pharmazeut darüber nicht informiert ist, kann er dem Kunden bzw. Patienten doch auch nicht wirklich helfen.
Daher finde ich, dass man in diesen beiden Berufszweigen eigentlich sogar verlangen sollte, dass man sich ständig weiterbilden muss. Bei Ärzten ist das zum Teil ja schon gegeben, wenn man diese Ärztefortbildungen mal nimmt und dass die jedes Jahr eine bestimmte Anzahl von Weiterbildungspunkten erreicht haben müssen, um weiter praktizieren zu dürfen. Aber da sehe ich trotzdem Nachbesserungsbedarf, denn viele Ärzte setzen sich in diese Fortbildungen und müssen nur zuhören und keine Prüfung oder so etwas ablegen. Anwesenheit genügt schon und da reicht es auch schon, wenn man sich von der Pharmaindustrie volllabern lässt oder das Buffet plündert und von den Vorträgen gar nichts mitbekommt.
Wie die Weiterbildung bei Pharmazeuten aussieht weiß ich nicht, aber ich würde mir ein ähnliches Konzept auch dort wünschen, also dass diese jedes Jahr an X Kursen oder Fortbildungen teilgenommen haben müssen, damit sie weiter arbeiten dürfen. Das würde ich viel besser finden. Dass Apotheker dann trotzdem so wenig verdienen im Vergleich zum Aufwand finde ich schon traurig und nicht verhältnismäßig, aber ändern kann man das nicht.
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