Wegen veganer Ernährung Ablehnung durch Familie?

vom 22.11.2015, 01:54 Uhr

Ich habe neulich im Fernsehen einen Beitrag über vegane Ernährung gesehen. Viele Veganer haben berichtet, dass es in ihrer Familie nicht so gut angekommen ist, dass sie auf eine vegane Ernährung umgestiegen sind. Das sie sich vegetarisch ernährt haben, haben viele noch akzeptiert. Aber vegan finden die meisten offenbar nicht so gut und deswegen sind manche Veganer wegen ihrer Ernährungsweise auf Ablehnung durch ihre Familie gestoßen.

Bei einigen ging das sogar schon in Richtung Diskriminierung. Die Argumente der Veganer haben viele nicht akzeptiert und wollten sie gar nicht hören. Viele Familienmitglieder haben den Veganern sogar vorgeworfen ihre Gesundheit aufs Spiel zu setzen und haben bei Familienfesten nicht auf eine vegane Alternative geachtet.

Seit ihr selbst möglicherweise auch Veganer und wie haben eure Familien auf eure Ernährungsumstellung reagiert? Haben sie es akzeptiert und euch unterstützt oder seit ihr auch auf Ablehnung gestoßen? Wie geht man damit um, wenn die eigene Familie eine solche Ernährungsumstellung nicht akzeptieren möchte?

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Ich glaube ehrlich gesagt nicht, dass die Familie einen Veganer nur wegen seiner Ernährung ablehnt. Ich glaube viel mehr, dass viele Veganer es eben übertreiben mit ihrem "Missionierungs- und Bekehrungsdrang" und dass sie ihrem direkten Umfeld so lange auf den Keks gehen mit irgendwelchen Predigten und Vorwürfen, dass die Angehörigen schon total genervt sind und deswegen sich von der vegan lebenden Person distanzieren.

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» Olly173 » Beiträge: 14700 » Talkpoints: -2,56 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Ich bin kein Veganer, aber verurteile das auch nicht. Ich denke, dass viele Veganer dadurch Probleme bekommen, dass sie andere Menschen bekehren wollen, weil ja durchaus auch ein Gedanke hinter dieser Ernährungsweise steht und da macht es einfach wenig Sinn nichts zu sagen, sondern dann wird man eben auch Gegenwind bekommen. Ich denke, dass generell nicht der Mensch, sondern eher die Ernährung abgelehnt wird. Das muss ja auch jeder für sich entscheiden dürfen.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Olly173 hat geschrieben:Ich glaube ehrlich gesagt nicht, dass die Familie einen Veganer nur wegen seiner Ernährung ablehnt. Ich glaube viel mehr, dass viele Veganer es eben übertreiben mit ihrem "Missionierungs- und Bekehrungsdrang" und dass sie ihrem direkten Umfeld so lange auf den Keks gehen mit irgendwelchen Predigten und Vorwürfen, dass die Angehörigen schon total genervt sind und deswegen sich von der vegan lebenden Person distanzieren.

Das glaube ich ehrlich gesagt nicht. Ich habe ja mit zwölf Jahren damit begonnen, mich vegetarisch zu ernähren, wobei meine gesamte Familie und Verwandtschaft da komplett dagegen war. Dabei habe ich sicherlich niemanden bekehrt und wollte von meinen Eltern auch nicht, dass sie sich selbst vegetarisch ernähren. Allerdings waren sie felsenfest davon überzeugt, dass sich das auf meine Gesundheit auswirken würde, dass ich dadurch irgendwelche Mängel bekommen würde und dergleichen. Ich konnte mir das sowohl von meinen Eltern, als auch von meiner Oma ständig anhören und das, obwohl meine Blutwerte regelmäßig vom Arzt überprüft wurden und auch immer in Ordnung waren.

Meine Eltern verstehen es bis heute nicht, das ich mich vegetarisch ernähre und denken, dass das ungesund sei. Dabei möchte ich mir gar nicht vorstellen, wie das wohl sein würde, wenn ich mich vegan ernähren würde. Das hätten sie auch wirklich niemals akzeptiert, wenn ich mich als Jugendliche schon vegan ernährt hätte und mich da auch nicht unterstützt, da sie da total dagegen wären.

Ich versuche niemanden zu bekehren, sich vegetarisch zu ernähren und würde das auch nicht machen, wenn ich Veganer wäre. Ich akzeptiere es voll und ganz, wenn sich andere eben nicht vegetarisch oder vegan ernähren. Genauso möchte ich aber auch, dass man eben meine Ernährung akzeptiert und nicht versucht, mich zum Fleisch essen zu bekehren.

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge



Es geht hier ja auch nicht um Vegetarier, sondern um Veganer, liebe Prinzessin. Und zwischen den beiden gibt es, zumindest meiner Erfahrung nach, mitunter doch ganz beachtliche Unterschiede. Ich kenne sowohl einige Veganer als auch viele Vegetarier, zumal sich meine Mutter seit ungefähr 10 Jahren ebenfalls vegetarisch ernährt. Unter den Vegetariern gibt es nicht einen einzigen, der mich schon mal vorwurfsvoll angeschaut hätte, wenn ich vor seinen Augen ein saftiges Steak, beispielsweise beim gemeinsamen Grillen, gegessen habe.

Auf der anderen Seite gibt es einige Veganer, teilweise auch Freunde oder gute Bekannte von mir, die mir dafür am liebsten an die Gurgel gehen würden. Auch außerhalb meines Freundes- und Bekanntenkreises habe ich schon genügend Veganer getroffen, die eben doch ein Verhalten an den Tag legen, welches in manchen Fällen am besten mit "Missionierungseifer" oder dergleichen beschrieben werden kann.

Es liegt auf der Hand, dass nicht alle Veganer so sind. Ich habe aber bisher überdurchschnittlich viele Veganer kennengelernt, die eben doch so drauf sind - und ich rede jetzt hier nicht von zwei oder drei Veganern, die einem damit auf den Keks gehen, sondern wesentlich mehr. Dass das dennoch kein repräsentativer Schnitt ist, ist mir schon klar, darum geht es aber auch gar nicht.

Trotzdem kann ich mir sehr gut vorstellen, dass ein veganer Ernährungsstil bei einer Familie auf Ablehnung stößt. Gerade dann, wenn die Eltern schon ein wenig älter sind. Oftmals handelt es sich ja dabei um die Generation, die früher wenig hatte und froh war, wenn wenigstens hin und wieder etwas Fleisch auf den Tisch gekommen ist, was dann auch Highlights waren. Dass sich das eigene Kind dann auf einmal wie eine Kuh ernährt, das wollen viele Eltern erst gar nicht verstehen.

Irgendwo ist das auch durchaus nachvollziehbar. Ich selbst halte auch nichts von veganer Ernährung, wobei es mir schlicht und ergreifend egal ist, wenn sich irgendwer so ernähren möchte, solange er mich damit in Ruhe lässt. Bei meinen Kindern würde ich aber wohl auch eher auf die Barrikaden gehen, da ich ziemlich gut weiß, dass es sich dabei eben um keine gesunde Ernährungsform handelt. Meine Kinder sind aber glücklicherweise schlau genug, sich nicht so ernähren zu wollen und haben trotz ihres jungen Alters einen realistischen Blick auf die Ernährungslage und damit verbundene Wirtschaft.

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» TamiBami » Beiträge: 2166 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


TamiBami hat geschrieben:Es geht hier ja auch nicht um Vegetarier, sondern um Veganer, liebe Prinzession. Und zwischen den beiden gibt es, zumindest meiner Erfahrung nach, mitunter doch ganz beachtliche Unterschiede.

Es geht doch in dem Thread aber durch die Ablehnung durch die Familie, wenn man sich vegan ernährt, so wie ich das verstanden habe. Und meine Familie hat eben schon enorm ablehnend reagiert, als ich ihnen sage, dass ich mich vegetarisch ernähre, weil sie immer denken, dass das enorm ungesund sei. Man kann sich da doch durchaus denken, wie meine Familie dann darüber denken würde, wenn ich ihr plötzlich sagen würde, dass ich nun Veganerin bin, oder? Meinst du nicht, dass die Ablehnung dann umso stärker wäre? Das wäre sie definitiv, weil ich genau weiß, dass meine Eltern rein gar nichts von Veganern halten und denken, dass solche Leute nur gesundheitliche Probleme haben.

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge


Prinzessin_90 hat geschrieben:Es geht doch in dem Thread aber durch die Ablehnung durch die Familie, wenn man sich vegan ernährt, so wie ich das verstanden habe.

Ja, aber TamiBami hat doch nichts anderes gemacht, als meine Aussage zu "verteidigen". Ich habe die These aufgestellt, dass die Familie einen Veganer deswegen ablehnen könnte, weil Veganer eben (meiner Erfahrung nach) diesen Missionierungsdrang haben und im Umgang eher kompliziert sind.

Daraufhin hast du deine Erfahrung und Situation als Vegetarier mitgeteilt, es aber so hingestellt, als ob es keine Vegetarier und Veganer mit Missionierungseifer geben würde, so als würde ich mir das einbilden. Daraufhin hat TamiBami mir nur zugestimmt, in dem er seine Erfahrung von "missionsbegeisterten" Veganern mitgeteilt hat. Was ist daran so schwer zu verstehen?

Nur, weil du als Vegetarier keinen Missionseifer hattest, muss das nicht überall so sein. Ich kenne genug Beispiele, wo man dann als Anders-Esser die ganze Zeit genervt wird und keine Ruhe beim Essen hat, weil man direkt verurteilt wird für seine ach so bösen Ansichten.

Die Menschen, die ihre Ernährung nicht wie einen Pokal vor sich hertragen und sich als was besseres fühlen, sind meiner Beobachtung nach extrem selten. Dann bist du eben die große Ausnahme, Glückwunsch, das kann man aber nicht pauschalisieren und auf grundsätzlich alle Menschen beziehen, die sich anders ernähren.

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» Olly173 » Beiträge: 14700 » Talkpoints: -2,56 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Ich sehe das genauso wie Olly. Veganer fallen sehr oft dadurch negativ auf, dass sie einfach versuchen ständig über ihre Ernährungsphilosophie zu diskutieren. Ich habe eine total entgegengesetzte Meinung dazu, weil ich weiß, dass der Homo Sapiens von Natur aus ein Allesesser ist. Doch will ich Niemandem ungefragt meine Meinung aufdrängen.

Es kommt noch hinzu, dass man einem Veganer auf Familienfeiern oftmals eine Extrawurst, sorry einen Extratofu braten muss, und das kann andere Familienmitglieder schon gehörig nerven. Da sind Vegetarier schon pflegeleichter, denn die brauchen ja lediglich nur das Fleisch beim Menü links liegen lassen.

Ich habe bisher noch keinen Veganer erlebt, der mich nicht durch seine Ansichten auf die Palme gebracht hätte. Jeder kann doch tun und lassen, was er will, aber warum muss ein Veganer ständig das Thema Ernährung ansprechen. Das nervt gewaltig. Es geht einem Veganer ja nicht nur um gesundheitliche Aspekte, sondern auch um ethische. Und das respektiere ich als Tierfreund sehr. Aber jeder muss doch selbst entscheiden wie er lebt.

Wir haben eine Bekannte, die Veganerin ist, Wir treffen uns mit einigen Leuten regelmäßig zum Spieleabend, und derjenige, der die anderen einlädt muss etwas zum Essen bereitstellen. Als sie an der Reihe war, gab es nur vegane Gerichte und den meisten wurde davon regelrecht schlecht. Aber wir würgten es herunter. Als die Runde bei mir zu Hause war, da kochte ich ganz normal, und sie hatte sich tierisch aufgeregt. Aber das war mir egal, hatte sie uns doch auch ihren widerlichen Fraß hingestellt. Gleiches Recht für alle.

» Freidenker28 » Beiträge: 749 » Talkpoints: 1,02 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Ich denke sie fallen nicht nur wegen ihrer Ernährungsweise auf und den Bekehrungsversuchen. Sondern die Familien selbst werden sich damit wenig bis gar nicht befasst haben und auch nur das nachquatschen was sie in den Medien aufgefasst haben oder was sie sich selbst im Kopf zusammen spinnen. Was ein Veganer wirklich alles noch isst, kann man auch nicht bei jedem genau sagen und daher ist es auch schwer bei einem Familienfest eine entsprechende Speise für diese Person zuzubereiten.

Und ganz ehrlich, ich würde mir auch nicht die Mühe machen mich für eine Person extra in die Küche stellen und eine Extrawurst zu braten und vorher noch einkaufen zu rennen, nur damit der Ernährungsweise die volle Aufmerksamkeit geschenkt wird. Finde ich schon ein wenig zu viel verlangt und wer sich so ernähren möchte, der kann sich bei mir selbst sein Essen mitbringen, ich werde mich dafür nicht extra hinstellen und alles ein zweites mal in der veganen Variante zubereiten.

Ablehnen ist das nicht direkt meinerseits, aber es kann so aufgefasst werden. Vorwürfe würde ich niemanden machen solange das auf Gegenseitigkeit beruht und keine Vorwürfe kommen, warum ich mich eben nicht hinstellen will und eine Extrawurst zubereiten. Denn meine Zeit ist mir ebenfalls kostbar und wertvoll und wenn ich schon für die Familie koche, dauert das lange genug. Da kann man nicht erwarten gleich nochmal mehr Zeit und Geld in die Zutaten zu stecken damit es der einen einzigen Person dann auch in den Kram passt.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge


Wir haben auch eine Veganerin in der Familie, und das stellt absolut kein Problem dar, obwohl wir einen durchaus bäuerlich-ländlich-sittlichen Hintergrund haben, mein Vater praktisch von Wurstwaren lebt und gesundheitlich auch damit klarkommt. Von Ablehnung kann hier absolut keine Rede sein, was ich auch sehr erfreulich finde. In meinen Augen haben dabei vor allem drei Faktoren eine Rolle gespielt.

Erstens: Meine Schwester missioniert nicht. Sie macht zwar auch kein peinliches oder verschämtes Geheimnis aus ihrer Ernährung und weist auch auf versteckte tierische Produkte hin, damit möglichst niemand für sie etwas kauft, bäckt oder sonst irgendwie Geld oder Zeit in Dinge investiert, die sie nicht essen kann, aber davon abgesehen hält sie sauber den Rand und brät ihren Tofu. Wenn sie sich bei jeder Gelegenheit hinstellen und von geschredderten Küken referieren würde, sähe es wahrscheinlich ganz anders aus.

Zweitens: In meiner Familie spielt Essen zwar eine große Rolle, aber es war nie wirklich emotional aufgeladen. Sprich, selbst meine Oma selig war nie beleidigt, wenn jemand seinen Teller nicht leer gegessen hat oder das Fett am Fleisch nicht mochte oder was auch immer. Es wurde nie wegen Essen gestritten, emotional erpresst oder Essen als Ersatz für Zuneigung hergenommen. Deswegen haben wir wohl alle gelernt, mit einem Achselzucken hinzunehmen, dass nicht jeder das Gleiche isst und keiner von uns fühlt sich durch die Anwesenheit von Agavendicksaft persönlich angegriffen oder in seiner Person abgelehnt.

Und drittens erwartet meine Schwester erfreulicherweise auch keine Sonderbehandlung. Wenn bei Familienfesten das lokale Wirtshaus selbst im Salatdressing Speck versteckt, wird eben improvisiert, aber definitiv kein Theater gemacht oder generell um Aufmerksamkeit gebuhlt. Da sie eine sehr gute Köchin und Bäckerin ist, bringt sie auch öfter selber Speisen mit, etwa beim Grillen oder zum Geburtstag. Diese sind dann rein "zufällig" vegan, werden aber nicht als solche deklariert oder gesondert hervorgehoben, was meistens dazu führt, dass gerade die dezidierten Fleischesser darüber herfallen. :roll:

Und gerade weil sie kein Theater macht, ist es mittlerweile ganz selbstverständlich geworden, dass der Rest der Familie sich gemerkt hat, dass sie manche Sachen nicht isst und darauf auch bei Feiern und Ähnlichem auf ganz unspektakuläre Art Rücksicht nimmt.

» Gerbera » Beiträge: 11335 » Talkpoints: 53,75 » Auszeichnung für 11000 Beiträge


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