Findet eine Emanzipation der Männer statt?

vom 20.08.2015, 23:29 Uhr

Neulich habe ich eine interessante Reportage über Veränderungen in der Männerwelt gesehen. Es war von einer Emanzipation der Männerwelt die Rede. Männer legen heute viel mehr Wert auf ihr äußeres, als es noch vor Jahren der Fall war. Ein gutes Beispiel hier sind beispielsweise die James Bond Filme.

Früher hatte der Schauspieler eine behaarte Brust und normale Figur. Heute muss er rasiert und durchtrainiert sein. Inzwischen werden auch 50% aller Schönheits-OPs an Männer verbucht und immer mehr Männer leiden an Magersucht oder einem Fitnesswahn der auch mit einem Anabolika-Konsum einhergeht.

War euch klar, dass es derart gravierende, negative Veränderungen in der Männerwelt gibt? Was haltet ihr von dem Fitnesswahn in der Männerwelt? Gefallen euch die Männer heute besser oder waren euch die Männer früher sympathischer, die noch keine Ahnung von Gesichtscremes und Co. hatten?

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Ich mag es nicht, wenn Männer immer mehr "feminisieren". Es stört mich nicht, wenn ein Mann sich ab und zu rasiert, aber wenn er anfängt sich die Beine oder Brusthaare zu rasieren werde ich schon skeptisch. Ich bin der Ansicht, dass ein "richtiger" Mann im Badezimmer weniger Zeit verbringt als ich und ich persönlich brauche gar nicht so viel Zeit, es sei denn ich mache mich für einen besonderen Anlass zurecht.

Gegen ein wenig Sport oder Fitness ist überhaupt nichts einzuwenden, aber wenn wie gesagt die Rasiersucht überhand nimmt oder der Mann zig Pflegeprodukte und Cremes im Schrank hat, dann kann ich das schon nicht mehr als männlich ansehen. Ich finde solche Männer ziemlich unattraktiv.

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» Olly173 » Beiträge: 14700 » Talkpoints: -2,56 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Also ich kann dem ganzen Thema ganz und gar nicht beipflichten. Ich bin Jahrgang 1962 und nehme es genau andersherum wahr. Zumindest, was den Fitnesswahn betrifft. Ich komme aus der Generation, die in den Achtzigern groß wurde. Stichwort Popper und Sonnenstudio, Bodybuilding und Markenklamotten.

Damals war die Fitnesswelle auf dem absoluten Höhepunkt, und ganz viele Männer gingen ins Fitnessstudio um auszusehen wie Rambo oder Conan. Ich gehörte auch dazu. Es war das Jahrzehnt von Michael Jackson und vielen anderen, die absolut gestylt herumliefen. Und diese ganzen Dinge sehe ich heute gar nicht mehr. Wir wollten damals die besten und modernsten Klamotten tragen, ich hatte Anziehsachen, die beinahe einem Science-Fiction Film entsprungen zu sein schienen.

Und James Bond? Pierce Brosnan war ein Kind der 80er und hatte dieses neue Schönheitsideal eingeführt. In den 70ern bereits hatte das begonnen, was du oben erwähnst. Mit John Travolta. Und in den Achtzigern gab es dann Männer wie Limal oder Brian Ferry, die genau das verkörperten, was du oben beschreibst. Oder denk mal an George Michael.

» Freidenker28 » Beiträge: 749 » Talkpoints: 1,02 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Ich denke ebenfalls, dass es in jeder Generation Männer gab die sich dem Hype schon angeschlossen hatten und auf den Zug aufgesprungen sind. Schau dir mal Bilder von Männern aus den 70er und 80er Jahren an, da wirst du auch feststellen, da gab es auch schon Make Up für Männer und die Tonne Gel war auch schon in der Tolle mit untergebracht, gleiches auch wie Klamotten mit Glitzer, Schlaghosen usw. Das haben auch schon alles Männer getragen.

Allgemein finde ich es weder bei Mann noch bei Frau schön, wenn diese einem Schönheitsideal nacheifern welches nicht mehr natürlich ist und am Ende aussehen wie eine Porzellanpuppe. Da muss geschnippelt werden, hier ein wenig Creme, da Botox, Sonnenstudio damit auch alles perfekt ist anstatt es auch mal gut sein zu lassen und sich anzunehmen wie man ist. Ein wenig kann jeder Eitel sein und das auch verwenden, aber es sollte sich im Rahmen halten, egal ob bei Mann oder Frau. Wirklich etwas neues oder gar eine aufstrebende Emanzipation der Männer sehe ich dabei aber nicht.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge



Der Begriff Emanzipation hat überhaupt nichts mit Gesichtscreme oder rasierten Waden zu tun, sondern bezieht sich auf die Befreiung von gesellschaftlichen Nachteilen und Zwängen. Dies kann beispielsweise durch politisches Engagement geschehen, aber auch in kleinerem Rahmen durch die entsprechende innere Einstellung, und sowohl ganze Gruppen betreffen, die sich eine gleichberechtigte Stellung in der Gesellschaft zu erkämpfen versuchen, aber auch das Individuum, welches sich von Stereotypen oder überkommenen Traditionen befreit.

Deshalb finde ich den Ausdruck "Emanzipation der Männer" auch völlig verfehlt, da diese traditionell eben keine unterdrückte Randgruppe darstellen und dargestellt haben, sondern bis vor relativ kurzer Zeit ausschließlich, und auch heute immer noch in übergroßem Maße, die Geschicke von Politik, Wirtschaft, Religion, Kultur und Gesellschaft bestimmt haben und bestimmen.

Wenn also ein Mann sich das Gesicht eincremt und die Brusthaare epiliert (oder auch nicht), hat er für gewöhnlich weniger Repressalien zu erwarten als beispielsweise eine Frau, die in bestimmten Berufsgruppen und Gehaltsklassen keinen Hosenanzug und kein Kostüm samt hohen Absätzen trägt. Deswegen kann ich hier nicht von Emanzipation sprechen, und dies gilt auch für zahllose andere, erheblich weniger banale Beispiele vom Hauskauf bis zur Elternzeit.

» Gerbera » Beiträge: 11315 » Talkpoints: 48,61 » Auszeichnung für 11000 Beiträge


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