Reinigungskraft in Krankenhaus - wäre das was für euch?

vom 11.12.2016, 13:55 Uhr

Eine gute Freundin von mir hat im Oktober einen neuen Job angetreten. War sie vorher als Reinigungskraft in einem Hotel tätig ist sie jetzt Reinigungskraft in einem Krankenhaus. Es hat sie gereizt weil sie doch um einiges mehr verdient als im Hotel und war sich bewusst das sie einiges neues lernen muss. Jetzt ist sie doch schon einige Zeit dort und kämpft noch immer damit ob es der richtige Job für sie ist oder nicht. Im Krankenhaus hat man halt mit anderen Situationen zu tun als in einem Hotel.

Nicht nur dass sie damit klar kommen muss das in jedem Zimmer auf der Station auf der sie arbeitet mit einem Toten rechnen muss, oder das ein Badezimmer mal wieder komplett mit Blut verschmiert ist, es kommen dann auch noch die Patienten dazu denen man im Prinzip beim Sterben zusieht. Sie ist auf einer Station wo das halt mal so ist. Sie hat sich jetzt eine Frist gesetzt und wenn sie dann mit dem allen noch nicht klar kommt dann wird sie diesen Job wieder kündigen.

Könntet ihr in einem Krankenhaus als Reinigungskraft arbeiten? Ich meine es ist sicher davon abhängig auf welcher Station man arbeitet. Es gibt sicher angenehme Stationen wo nichts besonderes vorkommt, aber es gibt halt auch solche Stationen wo eben meine Bekannte arbeitet. Für mich wäre das wirklich nichts, ich glaube ich könnte damit nicht wirklich umgehen. Wenn ihr euch in so eine Lage hineinversetzt könntet ihr dort arbeiten? Oder seid ihr vielleicht eine Reinigungskraft in einem Krankenhaus? Wie geht ihr mit schwierigen Situationen um?

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» torka » Beiträge: 4376 » Talkpoints: 7,91 » Auszeichnung für 4000 Beiträge



Mein ursprünglich erlernter Beruf ist der der Krankenschwester. Ich würde also mal behaupten, dass ich mich ganz gut herein versetzen kann, in welcher emotionalen Situation sich deine Freundin befindet. Als Reinigungsfachkraft würde ich aus verschiedenen Gründen aber nicht anfangen. Ich habe mich hin und wieder mit der ein oder anderen Reinigungskraft unterhalten können und gut haben die es definitiv arbeitstechnisch nicht.

Sie verdienen immer noch viel zu wenig für das, was man von ihnen verlangt. Sie haben für jedes Zimmer nur eine bestimmte Anzahl von Minuten und das ist alles meistens nicht zu schaffen. Hinzu kommen die unmenschlichen Arbeitszeiten. Die hat man ja als Krankenschwester auch, nur wird man da immerhin besser bezahlt. Unsere Reinigungskräfte hatten noch viel unmöglichere Zeiten und mussten teilweise geteilte Dienste machen.

Ich kann mir vorstellen, dass es weniger schön ist, irgendwelche Exkremente oder Blut wegzumachen. Gut, damit haben die Krankenschwestern und Ärzte noch mehr zu tun. Mich persönlich würde das nicht erfreuen, aber auch weniger stören. Und, so hart es klingt. Sterbende Menschen gehören nun einmal dazu. Als Reinigungsfachkraft wird man damit vielleicht mal konfrontiert, hat sonst doch aber wirklich nichts damit zu tun. Die müssen dann ja nur bescheid sagen (sollte das jemandem entgangen sein) oder eben das Zimmer putzen. Den Rest machen ja andere Leute.

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» winny2311 » Beiträge: 15159 » Talkpoints: 4,91 » Auszeichnung für 15000 Beiträge


Ich könnte das nicht, weil ich mich vor Blut total ekle. Dazu könnte ich mich niemals überwinden, eine Toilette von Patienten sauber zu machen. Zudem hätte ich Angst, mich da mit etwas anzustecken und in Blut oder eine Kanüle zu treten. Also ich würde das niemals machen und kann verstehen, dass das kein erstrebenswerter Job ist.

» Zitronengras » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Ich könnte das nicht. Man sieht dann vielleicht unschöne Dinge beim Saubermachen, aber das wäre es für mich nicht mal. Wenn man einen Menschen beim Sterben zusieht und nicht mal sieht, wie er vielleicht zwischendrin glücklich ist, weil er Besuch bekommt oder etwas machen kann, was ihm Spaß macht, finde ich grausam. Zumal man ja auch da nicht viel Zeit hat ein Zimmer zu reinigen. Man ist immer unter Zeitdruck und angenehm ist es von den Gerüchen her sicherlich auch nicht. Ich habe aber einen riesen Respekt vor den Leuten, die das machen.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Ich habe diesen Job mal gemacht, vor vielen Jahren und ich sage nur - nie wieder! Mit Blut und solchen Sachen hatte ich jedoch weniger das Problem und auch nicht damit, Patienten beim Leiden oder Sterben zuzusehen. Es geht mir eher um den Zeitdruck und ständigem Stress.

Es stimmt schon, man hat wahnsinnig wenig Zeit um alles zu reinigen. So wenig, dass man gar nicht die Zeit dazu hat, alles nach Vorschrift zu reinigen und zu desinfizieren. Es ist also systembedingt gar nicht möglich, selbst wenn man möchte. Denn Überstunden werden nicht bezahlt, also muss man sich beeilen. Wenn man allerdings nicht gründlich genug ist (was wegen Zeitmangel schon fast automatisch die Folge ist), dann bekommt man Stress von der Hygienebeauftragten, die dann Psychoterror macht. Es ist ja so gesehen auch ihre Verantwortung, dass alles hygienisch rein ist, daher kann ich diese Seite auch wiederum verstehen. Sie will ja auch ihren Job behalten.

Als ich damals eingestellt worden bin, hat man mir dann den Plan meiner Vorgängerin gegeben, wo dann genau drin stand, wann was zu reinigen war, wie es gereinigt werden musste und wie oft. Es wurde dann noch so gelobt, wie gründlich die Vorgängerin gewesen war, aber wegen Krebs musste sie die Arbeit aufgeben und sich auf ihre Erholung konzentrieren. Als ich jedoch alles so gemacht habe, wie es auf dem Plan stand, habe ich sehr schnell gemerkt, dass sie sich selbst nicht an den Plan gehalten haben kann, weil man locker doppelt so viel Zeit für alles brauchte als es vom Chef bezahlt wurde.

Es ist also ein ewiger Zwiespalt, einerseits will man seine Arbeit gut und gründlich machen, weil es ja auch eine große Verantwortung mit sich bringt. Schließlich kann es ja sein, dass Patienten dadurch krank werden, wenn man nicht hygienisch sauber reinigt. Zusätzlich sitzt einem die Hygienefachkraft im Nacken. Andererseits hat man aber nicht genug Zeit und bekommt da Druck vom Chef, der nicht so viel bezahlen möchte und darunter leidet dann die Arbeitsqualität, wodurch man wiederum Probleme mit der Hygienefachkraft bekommt. Ein Teufelskreis, der ziemlich an die Psyche geht, daher würde ich so einen Job nie wieder machen wollen. Von den anderen Reinigungskräften habe ich mitbekommen, dass diese nur so geputzt haben, dass es eben sauber aussah, aber desinfiziert wurde eher mangelhaft.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge


Ich denke auch, dass mir Körperflüssigkeiten und ähnliches eher weniger ausmachen würde. Mir würde das Leid der Menschen sicher nahe gehen und das würde ich wohl auch mit nach Hause nehmen. Man kann ja schlecht die Augen davor verschließen, wenn man in die Zimmer der Patienten muss, um diese zu reinigen.

Aber wenn es wirklich so enormen Zeitdruck gibt, dann würde mich das auch sehr belasten. Ich hetzte mich selbst schon oft und stelle mir das dann auch extrem stressig vor. Ich denke, dass man da schon eine gewisse Routine entwickeln muss, um in einem gewissen Zeitrahmen zu bleiben. Ich finde es jedoch gut, dass sich deine Bekannte ein Zeitlimit setzt und nicht gleich alles hinwirft und erst mal versuchen möchte, sich noch an die neue Arbeitssituation zu gewöhnen.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge


Für mich wäre das alleine aufgrund der Rahmenbedingungen nichts. Täubchen hat es schon angesprochen mit den Vorgaben die gemacht werden, die Zeit die man tatsächlich dafür brauchen würde und was man dafür bezahlt bekommt. Dazu kommen noch die Arbeitszeiten zu denen man parat stehen darf, geteilte Dienste und das alles für einen Witz an Geld.

Mit Ausscheidungen habe ich kein Problem, stört mich nicht. Auch nicht Menschen beim sterben zuzusehen oder andere tolle Geschichten die hier genannt worden sind. Da müsste man fast meinen, dass jeder der in ein Krankenhaus geht auch mit den Füßen voran wieder dieses verlässt und jeder nur am sterben ist. Es gibt die Stationen auf denen Menschen sterben, lässt sich nicht vermeiden, aber nicht alle sind das eben und ein Großteil der Menschen verlässt das Krankenhaus auch auf seinen eigenen zwei Beinen.

Zudem man auch abstumpft mit der Zeit und das gar nicht mehr wahrnimmt, es einen auch weniger berührt und man sich nicht zu jedem Patienten eine Geschichte in seinem Kopf zusammen spinnt. Aller Anfang ist schwer, mein erster Toter im Rettungsdienst an den erinnere ich mich bis heute noch mit allen seinen Daten, Name, Adresse, Krankenversicherungsnummer und den kompletten Ablauf. Die anderen danach zum Großteil gar nicht mehr und wurden schon vergessen als ich noch nicht mal zur Tür draußen war, spätestens beim Dienstende ist das ganze aus meinem Gedächtnis gelöscht.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge



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