Ausfall durch Krankheit als Arbeitnehmer selbst organisieren

vom 17.12.2016, 12:57 Uhr

D arbeitet seit zwei Monaten in einem Produktionsbetrieb. Nun ist ein Arbeitskollege erkrankt und D hatte seinen freien Tag und wurde von diesem Kollegen angerufen, ob er doch arbeiten könnte, weil er krank ist. D ist in der Probezeit und hat dann natürlich auch sofort zugesagt. D kam das aber schon komisch vor, weil nicht sein Chef oder Schichtleiter angerufen hat, sondern ein Kollege, der das gleiche macht wie er. Also kein Vorgesetzter ist.

D hat dann mal gefragt und ihm wurde gesagt, dass es in dem Betrieb so üblich ist, dass bei einem Ausfall der ausgefallene Mitarbeiter den Ausfall auch organisieren muss, damit der reibungslose Betrieb sicher gestellt ist. Das wurde ihm bei der Einstellung nicht gesagt und will nun auch mal mit dem Chef darüber reden. Aber er will auch nicht als Rebell da stehen, wenn er auch Gegenargumente gibt. Denn es ist ja auch nicht immer möglich, seinen Ausfall selbst zu organisieren, wenn man sehr krank ist, einen Unfall hatte oder sonst was ist.

Ist es in manchen Betrieben wirklich so üblich seinen Ausfall selbst zu organisieren, damit der Betrieb reibungslos weiter gehen kann oder sollte das nicht immer eine Führungskraft übernehmen? Wie sieht es rechtlich aus, wenn man diese Organisation nicht macht oder es nicht kann?

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Auf einer Rettungswache auf der ich angestellt war, war das ebenfalls der Fall. Entweder hat sich der erkrankte Mitarbeiter selbst um einen Ersatz gekümmert und wenn dieser keinen gefunden hat, dann hat das nicht etwa der Chef gemacht sondern die Besatzung die Dienst hatte. Diese durfte dann neben der üblichen Arbeit noch die Listen abtelefonieren und nach einem Ersatz suchen der die weitere Schicht dann übernimmt.

Hat man das nicht gemacht, dann hatte man Pech und musste warten bis jemand kommt zum ablösen und mit Pech saß man dann schon mehr als 2 Tage am Stück vor Ort. War leider auch der Fall, wenn sich keine Gelegenheit ergeben hatte zum telefonieren vor lauter Einsatzaufkommen, denn man sucht kaum neben einer Reanimation einen Kollegen für die Nachtschicht.

Der Grund warum das so abgelaufen ist, war einfach der, dass sich unser Chef dafür nicht zuständig gefühlt hat und nie zu erreichen war. Sprich er war nicht greifbar und damit man auch irgendwann einmal nach Hause kommt hat man sich darum selbst gekümmert. Das hat sich Verselbstständigt und wird heute noch so dort praktiziert, auch wenn das nicht der üblichen Verfahrensweise entspricht. Aber es läuft und warum dann auch nicht? Immerhin musste jeder schon einmal telefonieren oder auch warten, wenn kein Ersatz gefunden wurde und daher sind viele bereit auch in ihrem Frei einzuspringen damit man einem Kollegen den 4. Tag in Folge erspart.

Wie soll das schon rechtlich aussehen? Die Arbeitsplatzgestaltung ist frei und wenn das ganze so in der Betriebsvereinbarung mit dem Betriebsrat abgesegnet worden ist, dann ist das so. Als neuer Arbeitnehmer sollte man ohnehin frühzeitig in diese Einsicht erbitten und sich diese zu Gemüte führen, denn alles wird einem vom Chef und in dem Vorstellungsgespräch dazu nicht gesagt. Man ist auch selbst in der Verantwortung und Pflicht sich zu informieren wie es dort läuft mit derartigen Dingen.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge


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