Sich irgendwo nicht richtig zugehörig fühlen?

vom 11.12.2016, 02:55 Uhr

Mir ging es schon öfter so, dass ich mich irgendwo nicht so richtig zugehörig gefühlt habe. Das betrifft Vereine und verschiedene Gruppen. Obwohl ich mich angestrengt hatte, gab es bei mir nie so ein richtiges Zusammengehörigkeitsgefühl und ich hatte auch nie das Gefühl, richtig integriert zu sein. Richtig schlimm war das aber nie, weil diese Aktionen auf freiwilliger Basis stattfanden und auch nicht lange andauerten, so dass ich mich quasi nicht durch die Zeit durchkämpfen musste,

Hattet ihr schon einmal das Gefühl, dass ihr euch irgendwo einfach nicht zugehörig gefühlt habt, egal wie sehr ihr euch angestrengt habt? Wann und wo war das? Was habt ihr dagegen gemacht und hat es sich irgendwann von selbst gebessert?

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge



Ich habe mich in der Mittelstufe in meiner Klasse nicht zugehörig fühlen können. Irgendwie war ich einfach anders und wurde mit meinen Mitschülern nie richtig warm, wobei ich auch nicht gemobbt oder ausgegrenzt wurde, aber ich war schon eher eine Außenseiterin gewesen. In der Ausbildung hat sich das für mich sofort geändert.

Eine Freundin von mir hat eine deutsche Mutter, wobei ihr Vater aus Pakistan kommt. Sie ist auch Muslima, wobei sie nicht so gläubig ist und auch beispielsweise kein Kopftuch trägt. Sie fühlt sich von "Deutschen" ausgegrenzt, irgendwie als Ausländerin, wobei sie bei anderen Muslimen auch keinen richtigen Anschluss finden kann, weil sie nicht so streng gläubig ist.

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» soulofsorrow » Beiträge: 9228 » Talkpoints: 24,02 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Ich habe mich in der Schule damals auch nicht wirklich zugehörig gefühlt. Das lag aber auch daran, weil meine Interessen einfach ganz andere waren. So hatte ich beispielsweise kein Interesse an Partys, Alkohol und dem Herummachen mit dem anderen Geschlecht im fast komatös-betrunkenen Zustand. Es gab meist peinliche Fotos nach den Partys, wo man sehen konnte wer mit wem rumgemacht hat, wobei sich die Betroffenen so besinnungslos besoffen hatten (mit 14!), dass sie sich selbst nicht mehr daran erinnern konnten, dass das tatsächlich passiert ist. Für mich war das nichts, ich hatte andere Interessen. Daher gehörte ich da auch nie wirklich zu, aber das wollte ich offen gestanden auch gar nicht. In meinen Augen waren diese Menschen, die sich so verhalten haben allesamt "Idioten" und habe mich stattdessen eher meiner Bildung und meinen Zukunftsplänen gewidmet.

Abgesehen davon lernte ich Anfang des Jahres einen Iraker kennen, der wegen dem Masterstudium hier in Deutschland ist und noch dabei ist, die deutsche Sprache zu lernen. Er meinte, er hätte einige Probleme, hier in Deutschland Freunde unter den Einheimischen zu finden. Egal wie sehr er sich bemühen würde, da wäre immer eine Art innere Barriere (bei den Deutschen) und er könnte sich nicht erklären warum. Ich vermute, dass das eben mit der Angst vor Ausländern (und Terroristen) zusammenhängt. Besonders gläubig ist er nicht, er ist allen Glaubensrichtungen offen und sehr interessiert in andere Denkweisen. Aber wie das mit Vorurteilen leider so ist, kann man sie nicht immer nachvollziehen.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Ich kenne es eigentlich gar nicht anders, als dass ich mich irgendwo nicht richtig zugehörig fühle. Vielleicht bin ich hier etwas zu melodramatisch, oder stelle zu hohe Ansprüche an meine Mitmenschen, aber so richtig angekommen fühle ich mich bis heute nur selten. Mittlerweile habe ich mich damit abgefunden.

Ich will damit nicht sagen, dass ich mich für etwas Besonderes oder Besseres halte, sondern eher für sozial ungeschickt und etwas merkwürdig. Irgendwie war ich immer die Älteste oder die Jüngste (besonders unangenehm in der Pubertät), die Einzige mit einem bestimmten Hobby, der einzige Dickmops unter Sportlern und so weiter. Auch jetzt, weit im Erwachsenenalter, bin ich in der Arbeit meine eigene Abteilung, da ich einen relativ exotischen Job habe und einerseits für die "obere Etage" definitiv unterqualifiziert bin, aber andererseits auch keine Ahnung von dem kaufmännischen Kram habe, mit dem sich der Großteil der anderen Mitarbeiter befasst.

Zudem bin ich von Natur aus nicht gesellig, habe trotz jahrelangen Trainings kein Talent für Small Talk, und mache einfach gern mein eigenes Ding. Es kommen also etliche Faktoren zusammen, weswegen ich es einfach nicht schaffe, als völlig integrierter Teil einer Gruppe im großen Ganzen mitzuschwimmen. Einerseits finde ich dies schon schade, da es uns ja quasi in den Genen liegt, als Gruppe zusammen zu halten (sonst hätten unsere Vorfahren die Säbelzahntiger gefressen), aber andererseits musste es wohl schon in der Steinzeit Menschen gegeben haben, die still für sich am neuesten Faustkeil-Modell getüftelt haben, während der Rest der Gruppe am Lagerfeuer die Sprache weiterentwickelt hat.

» Gerbera » Beiträge: 11315 » Talkpoints: 48,61 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Ich kann das schon durchaus gut nachvollziehen. Ich bin auch in einem Verein und habe mittlerweile das Gefühl, gar nicht so richtig zugehörig zu sein. Ich denke dabei oft, dass es es den anderen Mitgliedern dann egal ist, ob ich eben dabei bin oder auch mal nicht teilnehmen kann. Es scheint niemand so wirklich wert darauf zu legen.

Auch bei meiner Wohnsituation ist es teils so zweigeteilt. Ich vermisse meine alte Heimat oft und hätte manchmal nichts dagegen, wieder dorthin zu ziehen. Aber mein Partner hat seinen Lebensmittelpunkt hier und auch hier eine gute Arbeitsstelle. Er würde auch nicht in meine alte Heimat ziehen wollen. Da fühle ich mich aber auch manchmal nicht richtig zugehörig, weder zum einen noch zum anderen.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge


Wie Gerbera sich selbst beschreibt, so würde ich mich auch beschreiben. In Gruppen und Menschenansammlungen fühle ich mich selten auch nur im kleinsten Ansatz zugehörig, gleiches gilt auch für ein Unternehmen auf der menschlichen Ebene in den sozialen Kontakten. Dort pflegt man einen höflichen distanzierten Umgang aber tiefer geht dort nichts, zum einen weil ich sehr auf mein Privatleben bedacht bin und damit nicht überall hausieren gehe und zum anderen weichen die Interessen doch stark ab.

Während die meisten Frauen sich bunten Dreck ins Gesicht schmieren und alles widerlich finden was mit körperlicher Anstrengung und Dreck meiden, finde ich das genau das richtige für mich. Ich wälze mich gerne im Dreck, mache körperlich anstrengende Tätigkeiten bis an die Belastungsgrenze und kann mit dem ganzen bunten Dreck im Gesicht nichts anfangen wie auch mit vielen Dingen die angeblich alle Frauen gerne mögen. Klatschzeitungen lese ich nicht, Friseur ist ein notwendiges Übel und ich brauche auch keine zehn Stunden im Badezimmer um fertig zu sein.

Andere Frauen finden die so ticken wie ich ist schwer und meistens ist das auch nur in einem kleinen Teil der Fall, eine die wirklich genau das gleiche denkt ist eher die Ausnahme. Männer finden das ganze unweiblich und meiden mich dann auch eher, wenn sie schon hören ich spiele gerne im Dreck, Schweiße und sonstige Dinge, dann haben sie das Bild von einer verschwitzten, dreckigen Frau im Kopf die sich nicht pflegt und meiden mich dann auch eher. Auch Menschen denen ich überlegen bin und nicht auf einer Ebene mit mir sind, meide ich entweder da sie mir zu Primitiv sind oder meiden mich von ganz alleine da ich in einer anderen Liga spiele als sie selbst und sie das erkannt haben.

Alles was zeitlich befristet ist wie ein Verein, da muss ich mich auch nicht mit jedem Verstehen und mit jedem dicker Freund sein. Dort gehe ich hin um mein Hobby auszuüben und nicht um mit Menschen Freundschaften zu schließen und hinterher nur noch am Stammtisch zu sitzen und zu trinken. So bin ich schon lange im Sportschützenverein und ganz ehrlich, ich kenne nicht einmal im Ansatz alle Mitglieder, deren Namen und andere Dinge. Einfach weil ich dort hingehe um mein Sport zu Leben und meine Leistungen abzulegen, aber ich erwarte zeitgleich nicht, dass das meine zweite Heimat und Familie wird. Distanz ist somit auch dort vorhanden, wie auch im beruflichen Leben und Plätze zum wohl fühlen habe ich immer noch bei mir Zuhause.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge


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