Bibelstellen als Alltagsweisheiten nutzen?

vom 11.12.2016, 04:15 Uhr

Eine Tante von mir ist sehr gläubig und beschäftigt sich auch ständig mit der Bibel. Von daher ist es natürlich nicht unbedingt verwunderlich, dass sie in Gesprächen immer wieder auf die Bibel, insbesondere auf bestimmte Bibelstellen verweist. Diese kann sie zum Teil sogar auch zitieren. Damit begründet sie auch einige ihrer Argumente.

So ganz ernst nehmen kann ich es aber offen gestanden nicht. Es mag zwar auf den ersten Blick Eindruck schinden, wenn jemand an den richtigen Stellen Bibelstellen einschmeißen kann, aber im Endeffekt zählt für mich immer die eigene Meinung, völlig unabhängig von anderen. Nutzt ihr Bibelstellen als Alltagsweisheiten? Findet ihr das eindrucksvoll?

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge



Ich nutze keine Bibelstellen als Argumente im Alltag und würde mir dabei auch irgendwie etwas blöd vorkommen. Wenn überhaupt, so höre ich das auch nur von den älteren Generationen. Diese scheinen sich durchaus mehr mit der Bibel zu befassen. Allerdings habe ich einige gläubige Menschen in meinem Umfeld und davon zitiert niemand aus der Bibel.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge


Mir fallen spontan nur zwei Zitate aus der Bibel ein. Zuerst einmal wäre da "Auge um Auge, Zahn um Zahn", wobei es da extrem wenige Situationen gibt, wo das Zitat überhaupt in den Kontext passen würde. Das zweite Zitat wäre "ein jegliches hat seine Zeit", wobei das auch nicht immer passt. Sicherlich könnte ein Bibelkenner zu jeder erdenklichen Situation ein passendes Zitat hervorkramen, wobei ich aber nicht dazu gehöre und derartige Gedanken über die oben erwähnten Zitate (sofern sie mir denn passenderweise einfallen) eher für mich behalte und nicht laut ausspreche.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Nun ja, manche zitieren die Bibel, andere Obama und wieder andere Tolkien. In meinen Augen macht es keinen besonderen Eindruck, wenn man es schafft, seine Ansichten mit Aussagen tatsächlicher oder vermeintlicher Autoritäten zu belegen. Von irgendwoher hat jeder Mensch seine Vorstellungen von richtig oder falsch, manche aus dem Elternhaus, manche aus Kunst und Literatur, und andere Leute hängen sich eben an die Religion. Heutzutage ist die Bibel hier nur eine Quelle von unzähligen, zumal da es sich um ein hoch komplexes Werk mit einer schier undurchschaubaren Entstehungsgeschichte handelt, mit dessen Hilfe man praktisch jede Auffassung rechtfertigen kann.

Aber davon abgesehen stellt die Bibel unbestreitbar eine wichtige Grundlage für unsere Sprache und Kultur dar, auch wenn sie ihre Bedeutung als "Wort Gottes" für sehr viele Menschen verloren oder nie besessen hat. Luther hat mit seiner Bibelübersetzung einen geradezu ungeheuren Einfluss auf die Entwicklung der deutschen Sprache gehabt und zahlreiche Wörter und Redewendungen gehen auf die Bibel zurück, auch wenn das Wissen darum längst verloren gegangen ist. Deshalb gehe ich davon aus, dass viele Leute Alltagsweisheiten kennen, die ursprünglich aus der Bibel stammen, und finde auch nichts besonderes dabei.

» Gerbera » Beiträge: 11315 » Talkpoints: 48,61 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Manche zitieren eben aus der Bibel, andere zitieren Frau Obama und andere wiederum haben eigene Sprüche. Im Grunde lasse ich jeden sein, wie er ist und jeder kann danach leben, wie er ist und was ihm gut tut. Da spricht für mich im Allgemeinen natürlich nichts gegen und das gilt auch für von mir verpönte Bibelliebhaber.

Allerdings kommt es natürlich auch darauf an, wie sehr man mich mit den ständigen Zitieren in der Bibel nervt. Meine Uroma mochte es nicht, dass ich auch mit Frauen sexuelle Kontakte hielt und entsprechend wurden mir auch Bibelverse angezettelt. Sie wollte damit nicht aufhören und hat mich 15 Jahre nicht mehr gesehen und starb dann. Punkt aus. Da bin ich ganz einfach und rigoros drin. Vielleicht auch sehr egoistisch, aber ich habe ein Leben, das ich führe und ich lasse es mir nicht von einer weisheitlichen Schrift, wo angeblich jemand von Gott rumgewerkelt hat, vordichten, wie ich lebe.

Jeder darf glauben, woran er oder sie möchte. Bindet es man mir auf, warne ich einige Male vor und wer dann nicht hören will, der fühlt es, weil ich dann den Kontakt ohne zu zögern beende. Das habe ich in dem Fall meine Uroma getan und es juckt mich bis heute nicht. Mir tut es weder leid, noch empfinde ich Reue, ich bin nicht traurig - gar nichts. Selber Schuld und das obwohl ich circa 6 Monate pro Jahr da war.

Bibelstellen für sich selber zitieren oder einfach so in einer Gesprächsrunde, das ist alles gar kein Problem. Doch bitte nicht, um mich zu bekehren, mir heimlich die Bibel näherzubringen oder mir zu zeigen, dass nur die Bibel wahr ist und mein Lebensweg falsch. Dann kann ich schnell ausrasten und beende das Späßchen.

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» Kätzchen14 » Beiträge: 6121 » Talkpoints: 1,40 » Auszeichnung für 6000 Beiträge


Es gibt schon Zitate aus der Bibel die inzwischen im Alltag eingekehrt sind und von dort auch von vielen genutzt werden. Das "Auge um Auge" ist nur einer der Vertreter dabei und ließt man auch in Zeitungen und anderen Medien immer wieder, aber wer schließt schon darauf, dass es auch aus der Bibel stammt? Das wissen doch nur die wenigsten, wie bei vielen anderen Dingen ebenfalls die im sprachlichen Gebrauch verwendet werden.

Wenn es eingesetzt wird, dann kann man damit verschiedene Dinge bezwecken. Entweder man möchte etwas verdeutlichen und untermauern oder man versucht versteckt jemand zu einem besseren Leben nach der Bibel zu erziehen. Im ersten Fall ist das durchaus normal, auf andere Quellen bezieht man sich auch wenn man eine These untermauern möchte oder etwas gesagtes bekräftigen, aber das manipulieren mit solchen Passagen wie Kätzchen es schon beschrieben hat, ist einfach nur albern und engstirnig.

Man nimmt quasi allen anderen das Recht auf eigene Entscheidungen und nur was in der Bibel steht soll das richtige sein? Wer sagt das und kann das auch belegen? Jeder kann glauben was er möchte, aber anderen seinen Willen und seine Moral aufbinden muss nicht sein.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge


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