Lieber pendeln als in eine WG ziehen?

vom 17.12.2016, 19:49 Uhr

Ich habe bei Facebook mitbekommen, dass wohl eine junge Studentin eine Wohnung in ihrer Universitätsstadt sucht, in der sie seit knapp zwei Monaten studiert. Der Wohnraum hier ist knapp und über Facebook sucht sie nach einer Wohnung, weil sie keine Lust hat, jeden Tag fünf Stunden zu pendeln, wenn sie dabei noch gleichzeitig von 8-19 Uhr in der Uni anwesend sein muss. Eine WG kommt für sie jedoch nicht in Frage und sie hat dafür Kritik geerntet, dass sie viel zu hohe Ansprüche hätte für eine Pendlerin.

Mich würde mal interessieren, wie ihr darüber denkt. Würdet ihr persönlich lieber fünf Stunden pendeln als in eine WG zu ziehen? Oder wäre die WG in dieser Situation das kleinere Übel? Ich meine, ich bin auch kein Fan von WGs, aber bevor ich gefühlt den halben Tag im Zug herumfahre und mein Schlaf auch darunter leidet, würde ich für den Anfang schon in eine WG ziehen und dann eben schnell zusehen, dass ich was anderes vor Ort finde, was besser passt.

Wie seht ihr das? Würdet ihr lieber pendeln als in eine WG zu ziehen oder würdet ihr aus der Ferne so lange suchen bis was passendes gefunden worden ist? So gesehen ist die Besichtigung ja auch einfacher, wenn man schon direkt vor Ort wohnt und in den Semesterferien Zeit dafür hat oder nicht?

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Ich kann auch nicht verstehen, warum sie das so kategorisch ausschließt. Es ist ja nicht so, dass das WG-Leben absolut unzumutbar wäre. Die meisten Studenten leben so. Die Aussage, dass sie dann lieber fünf Stunden pendelt, passt da eher zu so etwas wie "bevor ich unter einer Brücke schlafen muss" oder "bevor ich in einer Sammelunterkunft für Obdachlose schlafe".

Aber eine WG ist eine ganz normale, erträgliche Lebenssituation. Es sind ja auch nicht alle gleich. Nicht jede WG macht jede Nacht Party oder wünscht sich regen Kontakt zwischen den Mitbewohnern. Es gibt doch auch welche, die wirklich reine Zweckgemeinschaften darstellen und in denen man sich nur Küche und Bad teilt. Das wird doch als Übergangslösung möglich sein.

Es sei denn natürlich, sie hat wirklich ernste Probleme. Vielleicht das Reizdarmsyndrom. Dann wird das Teilen eines Badezimmers natürlich auf ein ganz anderes Level gehoben. Andererseits würde ich mit Reizdarmsyndrom erst recht lange Zugfahrten vermeiden wollen. Aber es gibt natürlich noch andere Dinge.

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Ich hätte niemals in einer WG wohnen wollen und wäre da auch lieber gependelt. Wenn ich bei anderen zu Besuch war, die in einer WG lebten, war das für mich immer sehr anstregend. Ständig war irgendwer laut oder jemand hat das Bad blockiert, die Küche war dreckig, das Klo auch, es putzt keiner so wie es sein soll. Furchtbar. Es mag was anderes sein, wenn man mit jemandem zusammenzieht, den man kennt, aber mit Fremden wöllte ich nicht zusammenwohnen.

» Zitronengras » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Ganz ehrlich, ich hasse das Pendeln abgrundtief. Wirklich. Ich musste während meines Referendariates regelmäßig zum Arbeitsplatz pendeln, wobei ein Weg 2,5 Stunden dauerte, im Winter meistens 3 bis 3,5. Der absolute Horror. Trotzdem hätte ich eher alles hingeschmissen als in eine WG zu ziehen. Denn wenn ich etwas noch schlimmer finde als stundenlang durch die Gegend zu pendeln, dann ist es das WG-Leben.

Ich finde eine WG nicht deswegen so schlimm, weil ich das Vorurteil habe, dass andere Leute dreckig oder laut sind. Der Grund, warum ich eine WG unter allen Umständen in der Vergangenheit abgelehnt habe und auch weiterhin so sehr ablehne, liegt allein bei mir, meinem Charakter und meinen Macken.

Für mich ist das Zuhause der wichtigste Ort in meinem Leben. Der Ort, an dem ich mich wohlfühlen kann, an dem ich mich zurückziehen kann, an dem ich das alleinige Sagen habe, auf niemanden Rücksicht nehmen muss und einfach ich sein kann. Der Ort, an dem ich komplett abschalten und jegliche soziale Interaktion verweigern kann.

Diese Sicherheit dieses Ortes brauche ich wie die Luft zum atmen. Es strengt mich an, den ganzen Tag unter Menschen zu sein. Da brauche ich abends einfach die Möglichkeit, mich komplett abzuschotten. In einer WG -und selbst wenn man sich gut aus dem Weg gehen kann- ist das nicht gegeben. Ein Mitbewohner schränkt die Freiheit im Zuhause nun einmal ein und damit kann ich schlicht nicht umgehen. Auch nicht als Interimslösung.

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» CCB86 » Beiträge: 2025 » Talkpoints: 2,88 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Ich würde dann doch eher in eine WG ziehen als 5 Stunden am Tag irgendwo hin und herfahren zu müssen. Ich bin auch nicht so der Mensch, der für eine WG geeignet ist, aber letztendlich heißt das ja auch nicht, das man ewig in einer solchen WG wohnen muss. Man kann dann doch auch weiterhin nach einer Wohnung suchen.

Ich meine letztendlich sieht man es vielleicht auch ein bisschen verbissen, wenn man es anders gewohnt ist, aber ich würde es zumindest probieren. Letztendlich kann man immer noch pendeln, wenn es nicht funktioniert, aber so ein WG Zimmer ist ja auch nicht so teuer und so spart man dann ja auch einiges, auch von den Fahrtkosten, weswegen man eine WG schon in Betracht ziehen sollte in so einer Situation.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Bevor ich in eine WG ziehe, pendele ich lieber die 5 Stunden am Tag. Ich bin aber auch kein Typ Mensch, der es braucht mit anderen in einer Wohnung zu wohnen und am besten noch dort einziehen bevor man überhaupt die anderen kennengelernt hat. Mir geht so ein WG Leben gewaltig auf den Keks, dass man sich nach den anderen richten muss, alles miteinander teilt, kein eigenes Badezimmer hat und sich dann noch aufregen darf warum Bewohner X zu faul ist, nach dem kochen aufzuräumen und daher kein sauberer Teller für einen selbst mehr da ist.

Die Annahme, dass ein WG Zimmer nicht teuer ist ist einfach nur albern und zeigt auch nur mal wieder, in welcher Traumwelt manche leben. Gerade in den großen Universitätsstädten zahlt man für ein einfaches WG Zimmer genauso viel wie für eine eigene kleine Wohnung an anderen Stellen. Hier gibt es kein WG Zimmer unter 400 Euro, für den gleichen Preis bekommt man eine kleine 1 Zimmer Wohnung die 15 Kilometer vor der Stadt liegt mit viel Glück. Die meisten WG Zimmer liegen hier bei 500-800 Euro im Monat. Dafür kann ich auch wunderbar jeden Tag pendeln und muss nicht mit fremden Nasen zusammen wohnen und Rücksicht auf diese nehmen.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge


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