Durch Bücher tausende von Leben leben können?

Ich habe vor einiger Zeit ein Tattoo-Motiv gesehen, welches es mir wirklich angetan hat. Es handelt sich dabei um einen Bücherstapel, unter dem steht "I've lived a thousand lives". Ich muss sagen, dass ich mich direkt mit dem Motiv identifizieren konnte, da es mir genauso geht, wenn ich Bücher lese. Ich habe sicherlich mindestens schon tausend Bücher in meinem Leben gelesen, wobei ich tatsächlich auch sagen würde, dass ich diese Geschichten gelebt habe.

Wenn mich ein Buch absolut in den Bann zieht, dann erinnere ich mich mein ganzes Leben lang daran und denke immer wieder an tolle Zitate und Szenen zurück. Allerdings tauche ich auch während dem Lesen selbst in eine völlig andere Welt ein und vergesse alles um mich herum. Wenn mich ein Buch packt, dann fiebere ich richtig mit und kann lachen, aber auch weinen. Bei einem guten Buch durchlebe ich ich alle möglichen Emotionen, so als ob ich selbst in der Geschichte wäre.

Würdet ihr von euch behaupten, dass ihr mithilfe von Büchern tausende von Leben leben könnt, so wie der Spruch es so schön sagt? Kann euch ein Buch so sehr in den Bann ziehen, dass ihr die Geschichte durchlebt und euch fühlt, als wärt ihr mittendrin?

Ich habe zwar auch schon sehr viele Bücher gelesen, aber darunter waren nicht so viele Geschichten, die mich sehr in ihren Bann gezogen hätten. Das würde ich doch nur von wenigen Geschichten so behaupten und das sind dann auch die Geschichten, bei denen ich nach Jahren noch die Charaktere benennen kann und genau weiß, was in der Geschichte passiert ist.

Sicher sind auch andere Bücher nicht schlecht, aber die Bücher, bei denen ich sagen würde, dass ich richtig mit fiebere und quasi das Leben des Charakters mit lebe, die kann ich eigentlich doch an zwei Händen abzählen, wenn ich mal darüber nachdenke.

Ich lese sehr gerne und habe in meinem Leben schon unzählige Bücher verschlungen und gelesen. Aber trotzdem würde ich nicht von mir behaupten, dass ich die Leben der Charaktere in diesen Büchern durch den Leseprozess auch selbst gelebt hätte. Ich finde, dass das zwei verschiedene paar Schuhe sind, sodass ich zwar einen Einblick in ein anderes Leben bekommen habe, aber ich würde es eher vergleichen mit einem Blick durch ein Goldfischglas. Ich bin nur ein Zuschauer und nicht mittendrin. Daher kann ich deine Sichtweise nicht so wirklich nachvollziehen.

Ich lese gerne und auch viel und auch wenn man bei manchen Büchern immer noch eine Weile darüber nachdenkt, würde ich deswegen nicht behaupten, dass man diese Leben wirklich mitgelebt hat. Immerhin ist es ja auch nur eine Geschichte von einem Autor und sicherlich auch am Leben orientiert, aber eben keine real existierenden Personen.

Mir geht es da ganz ähnlich wie dir. Ich mag es sehr, in andere Welten und Geschichten einzutauchen, wenn ich eben Bücher lese. Ich liebe es, wenn man sich dann alles vorstellt, wie es eben dort aussieht und wie die Menschen aussehen, die in dem Buch eine Rolle spielen. Ich kann mich auf ein gutes Buch auch richtig einlassen und bin dann auch voll in der Geschichte drin. Da erlebe ich dann auch die verschiedenen Emotionen mit.

Ich könnte mir daher auch nicht vorstellen, auf lesen zu verzichten. Ich genieße es einfach, dass man seinem Alltag so entfliehen und Abenteuer erleben kann, obwohl man gemütlich auf dem Sofa sitzt oder ähnliches.

Ja natürlich, ein gutes Buch schlägt einen in den Bann, und lässt es zu, dass man in der Tat ein anderes Leben führt, in seinem Kopf. Dies gelingt nur dann, wenn das Thema den Leser interessiert, und der Autor sehr gut schreiben kann. Und eines darf auch nicht fehlen: Der Leser muss über Phantasie verfügen und bereit sein sich auf fremde Welten in seinem Kopf einzulassen.

Geschichten sind ja manchmal nichts Anderes als niedergeschriebene Sehnsüchte. Und es macht Spaß und bereichert das eigene Leben, wenn man sich zum Ausgleich in fremde Welten fliehen kann und sich mit anderen Figuren derart identifiziert, als sei man die betreffende Person selbst. Ich selber könnte darauf niemals verzichten.