Kalorienarme Lebensmittel als gesund bewerten?

Eine Freundin von mir hat in meinen Augen eine ziemlich komische Wahrnehmung. Sie hat ein niedriges Selbstwertgefühl und fühlt sich immer als zu dick. Sie unternimmt auch was dagegen und rennt jeden Tag für mehrere Stunden ins Fitnessstudio. An sich ja gar nicht so schlimm, weil Sport ja auch dazu gehört, wenn man abnehmen möchte. Negatives Kaloriendefizit halt, sonst klappt das ja nicht.

Sie scheint aber regelrecht fanatisch zu werden, auch was die Ernährung angeht. So trinkt sie nur Wasser oder konsumiert irgendwelche Diät-Produkte. So aß sie neulich einen Joghurt, wo 0,1 Prozent Fett oder vielleicht sogar noch weniger drin waren. Ich habe das Zeug probiert und es schmeckt überhaupt nicht und auch ein Blick auf die Zutatenliste klingt nicht besonders gesund, sondern wie reine Chemie. Ich habe bei ihr den Eindruck, dass sie gesunde Lebensmittel einzig und allein nach Kaloriengehalt und Fettgehalt bewertet und nicht nach Nährwerten und Nährstoffen. So isst sie grundsätzlich auch nichts mehr, das mehr als eine bestimmte Kalorienmenge überschreitet, weil sie solche Angst hat, sonst zuzunehmen trotz ausreichend Sport. Auf mich wirkt das schon wie eine Essstörung, aber vielleicht beurteile ich das auch falsch.

So ist sie zum Beispiel der Ansicht, dass Bananen ungesünder sind als Tofu, eben weil sie mehr Kalorien enthalten und das sehe ich schon kritisch, zumal in Tofu ja wegen Geschmack, Konsistenz, Herstellung und Farbe ziemlich viel Chemie drin ist und in der Banane höchstens an der Schale die Pestizide. Wie seht ihr das? Haltet ihr es für normal, wenn kalorienarme Lebensmittel als gesund bewertet werden und alles andere nicht? kann man bei so einer Einstellung grundsätzlich von einer Essstörung ausgehen?

Ich glaube auch, dass deine Freundin da wohl etwas falsch verstanden hat. Ich habe mal einen Bericht gelesen, in dem gesagt wurde, dass Kalorienarme Lebensmittel gar nicht wirklich gesünder sind. Oftmals machen diese auch weniger satt und man isst dann doch wieder größere Mengen davon. Zum Beispiel ist Käse, der Fettreduziert ist nicht gerade sättigend. Daher würde man meist mehr davon essen. Da kann man auch direkt zum normalen fetthaltigen Käse greifen.

Ich denke, dass es eben immer darauf ankommt, ob es sich um ein natürliches Lebensmittel wie Obst handelt oder eben etwas, dass chemisch hergestellt wurde und so auch bestimmte Zusätze und ähnliches enthält. Ich denke, dass man da auch klar unterscheiden sollte. Nicht nur weil Produkte Kalorien ärmer oder weniger Fett haben, sind sie auch gleich gesünder. Da hat deine Freundin anscheinend etwas missverstanden.

Die Aussage, dass Bananen ungesünder wären als Tofu ist natürlich Unsinn. Und auch, dass kalorienärmere Produkte gesünder wären ist falsch. Deine Freundin ist eben gerade auf dem Gesundheitstrip und irgendwann wird sich das ändern. Zudem geht es ihr ja hauptsächlich um das Abnehmen und sie scheint ja Spaß an der Sache zu haben. Wenn sie jetzt nicht gerade untergewichtig ist, dann ist doch alles in Ordnung.

Schlimm wird es erst dann, wenn sie zu sehr abmagert. Ich kann jetzt nicht entscheiden, in welchem Stadium sie sich befindet. Ist sie nun dick oder dünn? Das kommt bei deiner Frage einfach nicht richtig zur Geltung. Wenn sie normalgewichtig ist, dann lass ihr doch einfach ihren Tick. Da kann man dann sicher noch nicht von einer Essstörung reden. Aber es kann durchaus eine werden.