Eltern gezielt anlügen um sie zu beruhigen?
Die Nichte meines Freundes wird in zwei Monaten drei Jahre alt und soll kurz vorher getauft werden. Mein Freund wurde gestern von seiner Schwägerin vor versammelter Mannschaft gefragt, ob er denn der einzige Pate sein möchte und er hat zugesagt, wobei fraglich ist, ob er überhaupt die Voraussetzungen dafür erfüllt, weil er nie in einer Kirchengemeinde Mitglied war und auch nicht getauft wurde und sich selbst eher zu den Atheisten zählen würde.
Er hat dann auch total überrumpelt zugesagt und ich habe vorhin die ganze Situation mit ihm noch einmal durchgesprochen, weil ich einfach nicht verstehen kann, wie man bei so etwas einfach zusagen kann obwohl das keine Tradition in dieser Familie ist und auch wenn man mit Glauben und Kirche grundsätzlich nichts anfangen kann.
Er meinte daraufhin nur, dass er nur deswegen zugesagt hätte, damit seine Schwägerin nachts besser schlafen kann. Sie hat nämlich betont, dass sie eine Sicherheit braucht, wenn ihrem Mann und ihr etwas passieren sollte, dass das Kind versorgt ist und man weiß wer sich dann darum kümmern wird. Dass eine Patenschaft nicht automatisch bedeutet, dass man Vormund wird im Todesfall scheint ihr nicht bewusst zu sein.
Fakt ist aber, dass mein Freund eben ihr zugesagt hat, sich im Todesfall um das Kind zu kümmern wobei er zu mir meinte, dass er das gar nicht wirklich vor hätte, sondern eben nur im "Notfall". Er würde im Todesfall erst einmal andere Lösungen finden und versuchen das Kind bei anderen Verwandten unterzubringen. Dabei sind ihm auch schon einige Ansprechpersonen eingefallen. Er hat das also nur versprochen, damit sie nachts besser schlafen kann und hat gar nicht wirklich vor, sein Versprechen einzuhalten was ich nicht in Ordnung finde.
Findet ihr es in Ordnung, wenn man eine Mutter so dermaßen anlügt, damit sie besser schlafen kann ohne Absicht sein Versprechen auch tatsächlich zu halten? Ich bin irgendwie im Zwiespalt und weiß nicht, was ich machen soll. Einerseits geht mich das nichts an und er soll machen was er meint, aber dass ich eben zum "Mitwisser" werde macht die Sache für mich auch nicht besser. Ich hätte am liebsten, ich wüsste von nichts.
Also es gibt sicherlich Situationen, in denen es in Ordnung ist, wenn man gezielt lügt, um die Eltern zu beruhigen. In deinem beschriebenen Fall finde ich das aber schon sehr krass. In der speziellen Situation finde ich es ganz und gar nicht in Ordnung. Da geht es schließlich um ein Kind.
@GoroVl: Er argumentiert ja damit, dass die Eltern im Todesfall das eh nicht mehr mitkriegen würden, was mit dem Kind passiert und ist sich keiner Schuld bewusst. Er meint sogar noch etwas Gutes zu tun, in dem er eben die Eltern dahin gehend beruhigt und sie anlügt. Wie würdest du in so einem Fall reagieren? "Petzen" finde ich falsch, ich fände es besser, wenn er das klärt, aber das wird er nicht tun, weil es in seinen Augen "falsch" ist, die Eltern in diesem Punkt durch die Wahrheit zu beunruhigen.
Ich finde das jetzt gar nicht so dramatisch. Wichtig ist doch eigentlich erstmal, dass jemand da ist, der das Kind im Ernstfall nicht allein dem Jugendamt überlässt, sondern dass jemand sich kümmert. Ob dann dieser jemand tatsächlich der Richtige ist, um die Erziehung zu übernehmen, ist eine andere Frage, die man halt dann klären muss. Möglicherweise ergibt sich dann tatsächlich im Verwandtenkreis eine adequatere Unterbringung. Und das kann im Zweifelsfall sogar dann die bessere Entscheidung sein.
Ich finde es jetzt auch nicht so schlimm, obwohl ich selber Kinder habe. Wir haben die Paten einfach ausgesucht und möchten eigentlich gar nicht, dass die Kinder zu den Paten kommen sondern zu den Großeltern.
Eigentlich lügt er auch nicht direkt, denn er möchte sich doch darum kümmern, dass es den Kindern gut geht. Klar die Eltern glauben, er würde die Kinder aufnehmen, was er eigentlich nicht vor hat. Aber immerhin würde er die Kinder nehmen, wenn es keine andere und vielleicht auch bessere Lösung gibt. Denn offensichtlich fühlt er sich der Verantwortung nicht ganz gewachsen. Da finde ich gut, dass er sich Gedanken macht, wo es die Kinder besser hätten.
Letztendlich entscheidet sowieso das Jugendamt, wo die Kinder am Besten aufgehoben sind. Meistens kommen die Kinder dorthin, wo sie eine Bezugsperson haben, z.B. die Großeltern. Was nutzt ein Patenonkel der die Kinder nimmt, sich aber vorher nur sporadisch gekümmert hat, wenn es andere Verwandte gibt, die eine enge Beziehung zu den Kindern haben oder einfach bessere Grundvoraussetzungen.
Wenn sich die Mutter nun wirklich darauf verlässt, dass der Pate das Kind im Todesfall zu sich nimmt, finde ich es auch nicht in Ordnung ihr da etwas vor zu machen. Ich hätte dann auch lieber unter vier Augen mit der Mutter gesprochen und ihr gesagt, dass ich mich vor versammelter Mannschaft doch sehr überrumpelt gefühlt hätte und nochmal darüber nachgedacht hätte und mir die Verantwortung doch einfach zu groß wäre, wenn wirklich so ein Notfall eintreten würde.
Ich fände es nicht richtig, etwas zu versprechen und dann nicht zu halten, weil die Eltern es im Todesfall ja nicht mehr mitbekommen. Das würde ich moralisch gar nicht vertretbar finden. Allerdings denke ich auch, dass ein Pate nicht automatisch für das Kind sorgen muss. Das sollte man der Mutter dann vielleicht mal bewusst machen. Ich fände es bei Kleinigkeiten nicht so schlimm, wenn man die Eltern anlügt, um sie zu beruhigen. Aber bei solchen Dingen, würde ich sicherlich nicht lügen.
Es ist noch lange nicht gesagt, dass nach dem Ableben der Eltern das Kind auch tatsächlich zu den Paten kommt. Es wird dabei geschaut ob die Rahmenbedingungen passen und wenn sie nicht passen, dann wird eine Alternative gesucht. Daher ist das ganze Denken schon ein wenig veraltet, denn wenn man seine Paten als Kind nicht oft sieht und keine Beziehung zu ihnen hat, dann wird das Kind wohl auch kaum zu ihnen wollen. Gleiches wenn die Paten in einer zu kleinen Wohnung wohnen, einen Job haben der sich mit Kindern nicht vereinbaren lässt usw. Darauf wird Rücksicht genommen vom Jugendamt, welche sich dann dieser Sache annehmen und bislang ist noch jedes Kind untergekommen, wenn auch nicht bei den Paten.
Daher würde ich dem ganzen auch nicht eine solch große Bemessung gleichsetzen, denn nur weil man Pate ist, müssen die Rahmenbedingungen noch lange nicht stimmen. Meine Paten waren meine Tante und mein Onkel, beide komplett ungeeignet für Kinder, zu kleine Wohnungen, Jobs die nicht passen und mit Kindern etwas anfangen konnten sie auch nicht. Ihr meint doch nicht ernsthaft, dass ich zu diesen gekommen wäre wenn etwas gewesen ist und damit noch die Geschwister auseinander gerissen werden, da meine Geschwister andere Paten hatten. Da achtet man auch darauf, dass die Geschwister dann zusammen bleiben können.
Ich bin auch Patentante in achtfacher Ausfertigung. Zwar habe ich ein eigenes Kind aber weitere Kinder wären bei mir ebenfalls nicht drinnen und machbar. Demnach auch sehr unwahrscheinlich, dass ich sie bekommen würde wenn den Eltern etwas passieren würde. Der Job wurde mir ebenfalls aufgedrängt und einige meiner Patenkinder sehe ich nur alle paar Jahre mal oder auf einem Bild. Sprich ein direkter Bezug ist nicht zu allen gegeben. Mehr oder weniger steht da etwas auf dem Papier was beruhigen soll, aber noch lange keine Endlösung ist wenn den Eltern wirklich etwas passiert. Trotzdem kann ich Lügen nicht ab, wenn er darauf keine Lust hat dann soll er das ablehnen anstatt es nur zu machen damit die Dame Ruhe gibt und besser schlafen kann.
Es steht ja prinzipiell nichts fest und man weiß auch gar nicht wie das nach dem Tod der Eltern dann abläuft. Fairerweise hätte ich schon gesagt, dass das eine Sache ist, die einen ziemlich überfordert, weil man doch noch kein eigenes Kind hat und man sich natürlich nicht wünscht, dass die beiden sterben, aber dann doch eher andere Menschen besser geeignet sind, man sich dann aber auch gerne darum kümmern würde.
Ich wäre da schon unter 4 Augen noch mal ehrlich gewesen. Natürlich ist es wichtig generell für das Kind in so einem Fall da zu sein, aber das kann ja auch sein eine geeignete Person zu finden. Wenn man sich selber das Ganze nicht zutraut und man das auch so zugibt ist es doch vollkommen in Ordnung. Pate sein heißt ja auch nicht nur, dass man das Kind dann übernimmt, wenn etwas passiert ist.
Ich finde, es ist vollkommen egal, wie die Sache rechtlich aussieht oder ob der junge Mann sich insofern um das Kind kümmern würde, dass er einen guten Platz finden würde und es im Notfall auch selbst nehmen würde. Fakt ist, dass die Mutter nun glaubt, er wäre dazu bereit, ihr Kind aufzuziehen und das ist er nicht. Sie glaubt, sie hätte alles geregelt und sie wüsste, wie es ihrem Kind nach ihrem Ableben ergehen würde.
Sie in diesem Punkt anzulügen, finde ich mehr als grausam. Er sollte ehrlich zu ihr sein, damit sie die Dinge von Neuem anpacken kann. Es steht ihm überhaupt nicht zu, sie beruhigen zu wollen. Sie will nicht beruhigt werden, sie will es so sicher wie möglich geregelt haben.
Ich weiß jetzt nicht, ob er weiß, dass er nicht zwingend die erste Wahl der Richter wäre. Dass ein verwaistes Kind nicht sofort zum Paten kommt. Aber allein, wenn er das wüsste und es ihr jetzt nicht sagt, fände ich das absolut falsch.
Wir reden hier immerhin um eine Mutter, die nur das Beste für ihr Kind will. Es gibt so viele Mütter, die sich darüber nie Gedanken machen oder die keine nahen Verwandten haben. Diese hier will alles regeln, damit ihr Kind nicht im System landet, sondern auch nach ihrem Tod in Liebe aufwachsen kann. Und das verweigert er ihr. Mit welchem Recht? Weil er meint, dass dieses falsche Wissen eine Mutter beruhigen würde.
Das Ganze hilft niemandem. Weder der Mutter, noch dem Kind und auch nicht dem Patenonkel. Sollte der Mutter tatsächlich mal etwas passieren, wie wird er sich dann fühlen. Er hat es ihr versprochen und nun hält er es nicht. Er findet eine andere Familie in der Verwandtschaft und wird nie erfahren, ob die Mutter damit einverstanden gewesen wäre. Vielleicht wäre sie total dagegen gewesen.
Ganz ehrlich, ich bin fassungslos, wie man über so etwas lügen kann. Es geht wortwörtlich um Leben und Tod. Dabei lügt man nicht. Nicht mit den besten Absichten und die Absicht, sie zu beruhigen, ist weit davon entfernt, eine beste Absicht zu sein. Es ist einfach nur falsch. Olly173, du solltest noch mal mit ihm reden. Mach ihm klar, dass er der Mutter überhaupt keinen Gefallen damit tut.
Sie muss es wirklich regeln und nicht auf so Wischiwaschisachen wie Patenschaften aufbauen. Und wenn dein Freund älter geworden ist, kann sie jede Regelung auch wieder ändern und er kann sich wirklich und wahrhaftig dazu bereit erklären, seine Nichte aufzunehmen, wenn etwas passieren sollte.
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