Erfahrungen mit 2 Kinder zusammen tragen?

vom 15.12.2016, 10:03 Uhr

Eine Bekannte von mir hat zwei kleine Kinder mit nur einem Abstand von 10 Monaten. Die eine ist nun 1 Jahr alt und die kleine gerade einmal 2 Monate. Seit das kleine Geschwisterchen da ist, will die große auch getragen werden und geht nicht mehr in ihren Kinderwagen und fängt direkt an zu schreien. Die kleine ist dabei kein Stück besser und lässt sich auch nicht in den Kinderwagen packen. Auch nicht zusammen mit beide in den Fahrradanhänger klappt, dann ist das Geschrei und Drama noch größer.

Somit ist sie momentan etwas eingeschränkt, denn dauerhaft zwei Kinder auf dem Arm zu tragen ist ihr dann doch zu viel. Nun sucht sie nach einer Alternative wie man das besser lösen kann und ob man dabei besser zwei Tragen nehmen sollte, ein Tuch und eine Trage oder zwei Tücher. Die Trageberatung hat sie schon mitgemacht aber mit dem Thema waren sie überfordert und hatten keinerlei Erfahrungen dazu und das ausprobieren der beschränkten Auswahl (es gab nur eine Manduca und ein Tuch) brauchte ihr auch keine Entscheidungshilfe.

Kann man zwei Kinder in einem Tuch überhaupt so einbinden, damit man beide zeitgleich tragen kann? Oder müssen es dann zwei separate Tücher sein damit beide sicher und fest sitzen? Sind die Tragen dabei empfehlenswerter und welches Modell? Mit einer Manduca hatte sie das schon ausprobiert, dort waren sich die breiten Träger gegenseitig im Weg und haben sie mehr behindert. Aber es gibt noch andere Hersteller z.B. Fräulein Hübsch, MySol, Emei usw. hat damit jemand eher Erfahrung welche Kombination sich am besten eignet?

Benutzeravatar

» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge



Ein Altersunterschied von zehn Monaten ist belastend eng. Hut ab vor der Mutter, das ist nicht einfach zu schaffen, zumal gerade der Körper zwischen den Schwangerschaften kaum Zeit zum Erholen hatte und das erste Kind noch eigentlich die volle Aufmerksamkeit braucht. Ich wünsche ihr alles Gute und starke Nerven.

Meine Kinder sind vom Alter weiter auseinander, so dass ich zum Glück kaum vor dem Problem stand. Nur die beiden Kinder, die recht kurz nacheinander gekommen sind, haben mich ähnlich heraus gefordert. Allerdings konnte ich dem großen Geschwisterkind den Geschwisterwagen irgendwie schmackhaft machen. Aber wenn das Unterfangen erst mal schief gelaufen ist, ist es natürlich schwieriger, das wieder gerade zu rücken, als wenn es von Anfang an klappt.

Ich kann mich aber erinnern, dass es möglich war, das kleinere Kind auch mal in die Trage oder das Tuch zu setzen und das größere dann mit dem Arm seitlich auf meiner Hüfte sitzen zu lassen. Für kurze Wege geht das. Wenn man beide Kinder länger trägt, geht das dann schon irgendwann auf die Gelenke der Mutter. Sprich, es schmerzt dann früher oder später beim Gehen. Das sollte die Bekannte von dir wissen. Selbst wenn man es schaft, beide Kinder in Tragen oder Tücher verpackt oder eins verpackt und eines freihändig zu tragen, ist das eine sportliche Herausforderung so zum Beispiel Einkaufen zu gehen.

Ich habe ein Tragetuch von Didymos. Da war auch eine ausführliche Anleitung zum Binden des Tuchs dabei. Unter anderem wurde darin auch eine Anleitung gezeigt, wie man Zwillingsbabys tragen kann und wie man dafür die Tücher wickeln muss. Wohlgemerkt, es waren zwei Tücher, so weit ich mich erinnere, damit man die Tuchspannung an jedes Kind individuell anpassen kann. Ich kann mich auch erinnern, dass die Firma von sich sagt, über jahrelange Erfahrung beim Tragen von Kindern zu verfügen. Als betroffene Mutter würde ich die Firma kontaktieren und um Hilfe bitten. Entweder kann man ihr dort direkt ab Werk erklären, welche Bindeweisen man wie kombinieren kann. Oder man hat dort vielleicht Kontakte zu anderen Eltern die in ähnlichen Situationen waren und die bereit sind, sich von der Mutter aus dem Beispiel kontaktieren zu lassen und Tipps aus der Praxis geben können.

Alternativ würde ich den Kinderarzt auf die belastende Situation ansprechen und um Hilfe bitten. Es gibt ja in solchen Härtefällen auch die Möglichkeit sich professionell bei der Erziehung beraten zu lassen. Vielleicht gibt es da in der Region von euch eine Möglichkeit, dass Fachleute mit den Kindern und vor allem mit dem älteren Kind arbeiten können, so dass das Kind locker lassen lernt und nicht panisch an der Mutter klammert und vielleicht doch von einer nicht familiär beteiligten Beraterin an den Buggy heran geführt werden kann. Manchmal hilft das.

Alternativ könnte man ja auch die Großeltern bitten, mit dem älteren Kind im Buggy gezielt tolle Sachen zu unternehmen. Irgend etwas was dem Großen Spaß macht, so dass es lernt, dass der Buggy was ganz tolles ist und keine Strafe oder womöglich ein Symbol dafür, von der Mutterliebe getrennt zu werden.

Wenn das Kind mit einem Jahr schon sicher stehen kann, wäre es vielleicht auch eine Alternative, das Baby in die Liegewanne am Kinderwagen zu legen und für das Große ein Kiddy-Board am Wagen anzubringen. Dann haben die Geschwister erstens Blickkontakt und können sich gegenseitig ablenken. Zweitens hat das große Kind die körperliche Nähe zur Mutter und ist wahrscheinlich ruhiger, als vorne in einem Geschwisterwagen. Und wenn das Große nicht wütend tobt, wird sich das Baby eher beruhigen lassen. Ich würde so ein Kiddy-Board mal im Fachhandel mit den beiden ausprobieren. Falls die Damen nicht weiß, was ein Kiddy-Board ist und wie es funktioniert, dann kann sie es unter diesem Link betrachten. Das rollende Brett, das es mittlerweile von diversen Herstellern gibt, wird einfach an den Kinderwagen montiert und das größere Kind kann sich bei der Fahrt darauf stellen.

Benutzeravatar

» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge


Die große Tochter von ihr war ein Frühchen mit 16 Wochen zu früh, und ist entsprechend zurück und auf dem Stand von einem 7 Monate alten Kind, sprich mit Laufen und stehen ist da noch nichts angesagt es kommen gerade die ersten Krabbelversuche. Kinderwagen und Buggy waren noch nie ihr Ding und sie wurde daher auch getragen bislang.

Die kleine war nicht geplant, die Schwangerschaft wurde nicht entdeckt und mit der Entbindung kam dann erst diese Überraschung. Leider ist sie auf sich alleine gestellt, da ihr Mann im Auslandseinsatz ist und erst in 2 Monaten zurück kommt. Die Großeltern die noch vorhanden sind wohnen irgendwo im Ausland und sind damit auch nicht greifbar. Unterstützung bekommt sie soweit vom Sozialdienst der Bundeswehr, unter anderem auch mit einer Haushaltshilfe die bei diesen Dingen mit anpackt sowie regelmäßige Auszeiten mit Kurzurlauben mit anderen Soldaten und Soldatenfrauen die regelmäßig stattfinden. Darüber habe ich sie auch kennengelernt.

Dort habe ich allerdings auch gesehen wie schwer es ihr fällt beiden Kindern gerecht zu werden mit ihrem Bedürfnis nach Nähe. Keines der beiden Kinder lässt sich von jemand anderen anfassen, hoch nehmen, tragen noch sonstiges. Endet direkt in einem Schreikrampf der erst aufhört, wenn sie wieder bei der Mutter auf dem Arm sind. Somit hat sie eigentlich immer beide auf dem Arm sitzen, eines links eines rechts. Mal die kleine im Tuch die große auf der Hüfte wie du es beschrieben hast. Eher geht es darum, dass man das große Kind auf dem Rücken unterbringen kann und die kleine vorne damit wenigstens die Arme frei sind und vorne und hinten tragen ist weniger Anstrengend als auf den Armen.

Nachdem die Trageberatung echt Mau war und die Auswahl auch nicht berauschend, telefoniert sie quasi nun alles ab ob man Tragen unterschiedlicher Hersteller hat zum ausprobieren. Aushelfen konnte ich damit nicht, denn ich habe nur eine Manduca die sie selbst schon hat und zwei Manduca wurden schon ausprobiert und für unpraktisch zum tragen befunden wegen der breiten Träger. Dünnere Träger gibt es meines Wissens nur bei der MySol oder wenn man die von der Fräulein Hübsch abbindet, mit Tüchern habe ich gar keine Erfahrung und nie genutzt. Diese würden aber, meiner Auffassung nach, weniger Gesamtgewicht mit sich bringen und vermutlich auch besser in der Handhabung sein mit dem alleinigen Anlegen als die Tragen.

Benutzeravatar

» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge



Dünnere Träger gehen immer zu Lasten des Komforts. Da würde ich nicht sparen. Schon gar nicht, wenn sich zwei dünne Träger auch noch überkreuzen, dann würde ich das eher als Folterkammer bezeichnen, als als machbare Lösung auf Dauer.

Wenn du sie kennst, würde ich für die Dame zuallererst einen Service organisieren, dass andere Mütter für sie mit einkaufen gehen. Zumindest wäre sie dann schon von der Aufgabe erlöst und müsste nur noch einen Teil der Wege draußen mit zwei Kindern bewältigen.

Das Baby könnte man vielleicht an den Kinderwagen gewöhnen, wenn man es auch tagsüber statt im Stubenwagen oder im Babybett in der Liegeschale des Kinderwagens schlafen lässt. Dann lernt das Kind nach und nach, sich darin heimisch zu fühlen. Notfalls kann man die Liegeschale auch ins Babybett stellen und das Kind so daran gewöhnen. Vielleicht legt sich so das Geschrei nach und nach zumindest bei dem Baby. Vielleicht liegt es, so lange es wach ist auch lieber auf dem Bauch? Und unter den Kopf eine Mullwindel legen, die Mama vorher unter dem Oberteil hautnah getragen hat, damit das Tuch nach Mama riecht. Klingt blöd und animalisch, aber der Geruch nach der Mutter beruhigt auch mache Babys. Das könnte die Mutter ja mal testen. Wache Babys auf dem Bauch liegen lassen ist übrigens vollkommen in Ordnung, so lange der Kinderarzt kein Veto einlegt. Nur wenn es dann schläft, sollte es wie üblich auf dem Rücken liegen.

Kiddyboards gibt es nicht nur zum Stehen, sondern auch mit darauf aufgebautem Sitz. Wenn das Sitzen also schon sicher klappen würde, wäre das vielleicht eine Variante? Apropos Sitzen: Wenn das Sitzen schon klappt, gibt es auch solche Dreiräder mit Schiebestange, die auch für kleinere Kinder geeignet sind. Oder ein Bobbycar mit Schiebestange, die es als Zubehör dafür gibt. Das macht dem älteren Kind vielleicht so viel Spaß, darauf zu fahren dass es nicht herum schreit. Es muss ja nicht unbedingt ein Kinderwagen sein? Und vielleicht haben ja andere Eltern in der Bekanntschaft oder Nachbarschaft solche Gefährte, dass die Mama das mal ausprobieren kann ohne gleich eins zu kaufen? Und dann könnte man das kleinere Kind entspannter tragen, während das größere damit beschäftigt ist, ein Spielfahrzeug zu fahren? Wenn jetzt der Schnee kommen sollte, kann man ja alternativ auch auf einen Schlitten mit Rückenlehne zurück greifen. Auch das macht den meisten Kindern tierisch Spaß.

Wenn die Dame Lust hat, mit Didymos Kontakt aufzunehmen, findet sie die Telefonnummer und weitere Kontaktinformationen übrigens hier. Die Frau, die das Tuch hier populär gemacht hat, hat damals wohl laut Webseite selbst Zwillinge geboren und deshalb die Alternative mit dem Tragetuch entdeckt. Ich denke mal, dort wird man ihr vielleicht helfen. Ein Versuch wäre es wert, oder? Und vielleicht kennen die ja auch einfach nur eine kompetente Trageberatung?

Benutzeravatar

» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge



Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^