Ehepaar will traumatisierte Adoptivkinder wieder zurückgeben

vom 09.12.2016, 16:59 Uhr

In diesem Artikel habe ich gerade von einem Gerichtsverfahren in den USA gelesen, in dem es darum geht, dass ein Ehepaar ihre zwei vor sechs Jahren adoptierten Kinder wieder "zurückgeben" will.

Es war eine Auslandsadoption. Die Kinder kamen aus Russland und waren sechs und acht Jahre alt. Mittlerweile kam raus, dass die beiden gar keine Geschwister sind. Zudem scheinen sie hochtraumatisiert zu sein. Sie wurden als Kinder offensichtlich sexuell missbraucht und sind sehr aggressiv. Mehrmals haben sie gedroht, ihre Adoptiveltern umzubringen.

Ich kann die Entrüstung verstehen, die wohl jeder dabei empfindet. Kinder sind keine Waren mit Garantie, die man einfach wieder zurück ins Geschäft bringt. Man trifft eine lebenslange Entscheidung, wenn man sich zu einer Adoption entschließt.

Ich denke allerdings, dass das den Adoptiveltern durchaus klar ist. Ich könnte mir vorstellen, dass sie eigentlich nur auf die Missstände bei Auslandsadoptionen hinweisen wollen. Oder dass sie auf mehr Hilfe hoffen. Wenn es den Kindern nach sechs Jahren immer noch so schlecht geht, scheinen sie ja nicht viel Hilfe gehabt zu haben. Oder, aufgrund der falschen Informationen während des Adoptionsverfahrens, die falsche Hilfe. Man könnte auch nur die Adoptionsvermittlung verklagen, aber das "Zurückgeben" schlägt auf jeden Fall höhere Wellen.

Man kann es ja wohl auch nicht gutheißen, dass da Kinder zur Adoption freigegeben werden, die dringendst psychologische Hilfe benötigen. Die Umsiedelung in die USA und in eine neue Familie waren sicherlich schon heftig genug. Und dann hat man den neuen Eltern nicht mal gesagt, dass die Kinder so dringend Hilfe brauchen. Dies trifft sicherlich nicht nur auf die beiden Kinder zu - ich habe mal gehört, dass die Situation von russischen Waisen oft so ist - und so würden wohl sehr viele Kinder nicht adoptiert werden. Aber das ist ja wohl auch der falsche Weg.

Wie seht ihr den Fall? Sollten die Adoptiveltern einfach im Stillen weiter alles Menschenmögliche tun, damit es ihren Kindern besser geht? Oder könnt ihr den Schritt in die Öffentlichkeit und vor Gericht verstehen? Wie sollte es mit den Kindern weitergehen?

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Ich kenne auch solche Fälle, wenn auch nicht ganz so extrem. Und ich finde es immer wieder erstaunlich, dass viele Menschen einfach nicht wissen, worauf sie sich einlassen. Zuweilen bin ich über dieses Gutmenschentum reichlich erschüttert. Wenn man ein Kind adoptiert, dann sollte man sich im Vorfeld über die potentiellen Risiken informieren. Mir kann keiner erzählen, dass man ein Kind adoptiert und dann später überrascht ist, wie schlecht das läuft.

Erstens überschätzen sich viele Menschen. Die meinen immer, dass sie der Nabel der Welt sind und mit Liebe und Güte alles richten können. Dem ist aber leider nicht immer so. Es gibt Kinder, die sind in der Tat derart traumatisiert, dass man nichts mehr machen kann. Viele überschätzen einfach ihre Fähigkeiten.

Zweitens sollte man sich doch ausführlich und vor allem lange über die zu adoptierenden Kinder informieren. Hier gilt doch genau wie in der Ehe „Drum prüfe, wer sich ewig bindet“. Wer das nicht so handhabt, behandelt Kinder in der Tat als Ware.

Dass Jemand sechs Jahre braucht, um zu der Erkenntnis zu gelangen, dass es nicht passt, halte ich für absolut unglaubwürdig. Und es zeigt, dass diese sogenannten Eltern einfach nur grottenschlechte Adoptiveltern sind. Nach sechs Jahren sollten die Kinder doch im Herzen den gleichen Status haben wie leibliche Kinder. Diese Eltern würden mit ihren eigenen leiblichen Kindern ebenso verfahren, und vor Gericht gehen, wenn es dazu eine rechtliche Grundlage gäbe.

» Freidenker28 » Beiträge: 749 » Talkpoints: 1,02 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Freidenker28 hat geschrieben:Wenn man ein Kind adoptiert, dann sollte man sich im Vorfeld über die potentiellen Risiken informieren. Mir kann keiner erzählen, dass man ein Kind adoptiert und dann später überrascht ist, wie schlecht das läuft.

Potentielle Risiken sind immer so eine Sache. Auch mit einem leiblichen Kind kann dir alles mögliche passieren. Es kann sein, dass es schwer krank wird etc. Man kann doch nicht auf alles vorbereitet sein. Ich weiß auf jeden Fall, was du meinst und will die Eltern auch gar nicht vollkommen freisprechen. Aber man kann erst wissen, wie es ist, wenn man selber drinsteckt.

Zweitens sollte man sich doch ausführlich und vor allem lange über die zu adoptierenden Kinder informieren.

In dem Punkt haben doch aber vor allem die Adoptionsagenturen versagt oder eben absichtlich beschönigt. Die haben doch auf solche Fragen gar nicht ehrlich geantwortet. Allein, dass sie die Kinder als Geschwister ausgegeben haben, damit sie gleich zwei loswerden und den Adoptiveltern wahrscheinlich suggerieren, zwei Kinder wäre einfacher.

Dass Jemand sechs Jahre braucht, um zu der Erkenntnis zu gelangen, dass es nicht passt, halte ich für absolut unglaubwürdig. Und es zeigt, dass diese sogenannten Eltern einfach nur grottenschlechte Adoptiveltern sind. Nach sechs Jahren sollten die Kinder doch im Herzen den gleichen Status haben wie leibliche Kinder.

Aber sechs Jahre bedeutet doch, dass sie sich bemüht haben. Sie hätten sie ja auch nach sechs Wochen oder Tagen wieder loswerden wollen. Ich könnte mir vorstellen, dass nie eine echte Bindung entstehen konnte, wenn die Kinder so traumatisiert sind, dass sie entgegengebrachte Zuneigung nie erwidern konnten. Dann entsteht ja kein Eltern-Kind-Verhältnis, sondern ein Psychiater-Patient-Verhältnis oder so. Und dass die Eltern halt einfach am Ende ihrer Kräfte sind.

Versteh mich nicht falsch. Ich find´s auch echt krass, seine Adoptivkinder zurückgeben zu wollen. Aber wenn alle drunter leiden?! Und ich sehe eben auch viele Fehler bei den Agenturen, die auf Teufelkommraus Kinder vermitteln wollen.

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Ich glaube kaum, dass die Kinder von Anfang an gesagt haben sie möchten ihre Adoptiveltern umbringen und sich das erst mit der Zeit ergeben hat. Sicherlich hätte man vorher damit rechen müssen, dass es schwer wird aber wer rechnet damit, dass die Kinder anfangen auf einmal zu drohen mit solchen Taten? Wer weiß wie weit sie wirklich gehen würden und bei aller liebe, mein Leben ist mir wichtiger als das eines Kindes welches noch nicht einmal mein eigenes Fleisch und Blut ist.

Ein Kind ist nun keine Ware die umgetauscht werden kann und 6 Jahre sind schon einiges an Zeit die ins Land gegangen ist. Das war sicherlich nicht einfach für die Eltern und wenn sie der Situation nicht gewachsen sind und sich schon Hilfe suchen, dann sollte man auch entsprechen reagieren. Nur aus einer Laune heraus kommt das wohl kaum, dass man die Kinder abgeben will wie ein lästiges Haustier damit man wieder in den Urlaub fahren kann und das Geld für sich alleine nutzt.

Für mich ist das ein Hilferuf und auch nur das Anzeichen, dass die Adoptiveltern alleine gelassen wurden mit der Situation und sich die Behörden die das vermittelt haben fein heraus halten. Dabei wäre es ihre Aufgabe gewesen, sich regelmäßig im Anschluss zu erkundigen und weiterhin Hilfestellungen zu geben damit solche Probleme wie, "ich bringe dich um" gar nicht erst soweit wachsen können bis es auch Realität werden könnte.

Da kann ich den Gang vor Gericht sehr gut verstehen, denn anders bekommt man dort keine Aufmerksamkeit, keine Unterstützung und wenn man es eng sieht, wurde bereits bei Vertragsabschluss einiges verschwiegen, erfunden und erlogen. Damit ist die "Ware" auch nicht in Ordnung gewesen und vorgetäuschte falsche Tatsachen, dass das einfach Betrug an den Adoptionseltern gewesen ist was hier vollzogen wurde.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge



Traumatisierte Kinder sagen viel, wenn der Tag lang ist. Einige machen das, was sie sagen wahr und andere eben nicht. Es darf jedoch niemals auf die leichte Schulter genommen werden. Man weiß ja nicht immer die volle Wahrheit und gerade bei Auslandsadoptionen ist das so eine Angelegenheit.

Wussten die beiden im Vorfeld wirklich genau, was passiert war? Wenn nicht, dann ist das alleine schon eine arglistige Täuschung, die nicht selten bei Adoptionen aufkommt. Immerhin möchten auch andere Länder wie Russland diese "Problemfälle" loswerden. Kennt Ihr den "Satansbraten" der immer in einem und zum nächsten Kinderheim abgeschoben wurde? Er wohnte meist in nonnengeprägte Klosterheime und war das schwarze Scharf, zurecht. Doch es wurde auch stets gelogen, um den Rotzbengel loszuwerden.

Es ist teilweise gängiges Prozedere, dass bei Adoptionen aus dem Ausland gelogen wird, dass sich die Balken biegen. Das kann natürlich auch hier der Fall gewesen sein, aber ist keine Begründung dafür, dass man Kinder wie Waren zurückgeben will. Garantien für Unversehrtheit gibt es nun einmal nicht und das muss man eben im Vorfeld als "Problemszenario" für sich erkennen.

Wer sich jedoch jetzt mal etwas in die kindlichen Probleme versetzt, kann doch wohl nachvollziehen, wie viel Vertrauen fehlt. Sexuell schwerst missbraucht sind keine Kindergartendelikte und können so schwere Traumata aufweisen, die Jahrzehnte benötigen um damit leben lernen zu können. Kinder brechen meist in Wut, Angst und Sorge aus, Gewalt ist da ein gängiges Problem.

Eine Therapie wäre wichtig, aber auch das dauert noch einige Zeit, ehe sie zumindest etwas ruhiger werden. Russland ist auch ein anderes Pflaster als die USA. Da kommen auch, je nach Gebiete wo die Kids wohnten, Welten aufeinander. Moskau und St.Petersburg mag ja modern sein, aber Novobisirk ist etwas anderes, viele Dorfregionen usw. All das spielt auch eine Rolle.

Was soll ich also zu diesen Eltern sagen? Ein perfektes Kind muss gebacken werden, aber das ist genau das, was die Eltern wohl gerne hätten. Man muss sich eben immer fragen, lügen die auf der anderen Seite, um die Kids loszuwerden oder stimmt die Geschichte der Kids?

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» Kätzchen14 » Beiträge: 6121 » Talkpoints: 1,40 » Auszeichnung für 6000 Beiträge


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