Sprechende Puppe Cayla für Eure Kinder interessant?

Die Puppe Cayla ist die erste Puppe, die auf Kinderfragen antworten kann. Dies geht, weil es ein interaktives Spielzeug ist. Die Puppe hat ein Mikrofon eingebaut, kann Sprache erkennen und ist über Bluetooth und WLAN zugänglich. Man kann die Puppe über eine App steuern.

Jetzt ist man sich unsicher, ob es gut ist, dass die Puppe alles aus dem Kinderzimmer an den Hersteller sendet und dass auch der Datenschutz dadurch verletzt würde. Alles was der Puppe gesagt wird, könnte verwertet werden.

Würdet Ihr Euren Kindern die Puppe Cayla schenken? Wäre Euch der Datenschutz wichtig oder kann jeder alles hören, was Euer Kind so von sich gibt?

Das mit den Bedenken, was den Datenschutz angeht, ist nicht neu. Das gab es schon mal, als Furby neu auf dem Markt war und manchen Mitarbeitern in den USA untersagt war, das Spielzeug auf Arbeit mitzubringen, weil man fürchtete, das Gerät könne Gespräche mitschneiden und die Daten veröffentlichen.

Im privaten Haushalt muss man selbst wissen, wie viel schützenswerte Gespräche man führt. Wer nie Themen redet, die für Geheimdienste interessant sein könnten und auch nicht über Interna vom Arbeitsplatz zu Hause redet, müsste mir einen triftigen Grund nennen. Und ob sich wirklich jemand ernsthaft für Alltagsgespräche über Familiendinge interessiert? Wer weiß.

Ich würde so eine Puppe aus einem anderen Grund nicht kaufen. Mir geht dieses Spielzeug mit Sound im Allgemeinen schnell auf den Nerv. Sei das Autos die singen oder Puppen, die weinen, wenn man sie auf den Bauch drückt oder Lauflernwagen mit integrierten Musiktasten. Die Geräusche sind meist so penetrant hässlich, dass ich es lieber habe, wenn meine Kinder die Geräusche selbst spielen. Trotzdem gibt es so ein Zeug in meinem Haushalt, weil meine Meinung leider nicht jeder in der Familie teilt. Deshalb reicht mir der dudelnde Kram schon lange und noch mehr Spielzeug mit Geräuschen würde ich nicht freiwillig kaufen. Auch keine noch so moderne Puppe.

Spielzeug, das bei mir für die Kinder Geräusche machen darf, das sind bei mir Musikinstrumente. Aber auch die müssen gute Qualität haben und einen guten Klang. Das hat wenigstens einen Lerneffekt für die Kinder. Was Kinder lernen sollen, wenn so eine Puppe hingegen stereotyp mehr oder weniger unpassende Antworten aus dem Speicher abspielt, das ist mir nicht klar. Für mich ist das eher eine Verblödung von Kindern als etwas sinnvolles.

Vielleicht wäre es eh gut, zu wissen, wie es in einigen Kinderzimmern zugeht. Falls die Eltern ihre Aufsichtspflicht vernachlässigen, könnten sie schneller zur Rechenschaft gezogen werden und bestraft werden. Die Puppe macht, glaube ich, weniger Laute, sondern gibt ihre Antworten aus den schlauen Büchern im Internet, sodass sie vielleicht so ist, wie Cortana oder amazon echo für Erwachsene.

Wenn jemand sein Kind misshandeln oder vernachlässigen will, kann er die Puppe auch ganz einfach ausschalten, finde ich. Abgesehen davon, wer soll denn das auswerten, was in tausenden Haushalten möglicherweise aufgenommen wird? Die Jugendämter, die sowieso in vielen Orten total unterbesetzt sind? Woher sollen die die Zeit dafür nehmen, tausende Stunden langweiliges Material, zwischen denen gelegentlich mal eine verdächtige Szene ist? Und woher soll jemand dann als Auswertender wissen, ob das ganze echt ist oder vielleicht nur ein absurdes Rollenspiel? Bilder wird die Puppe ja wohl kaum übertragen und reine Geräusche könnte man schon falsch interpretieren.

Und abgesehen davon: Selbst wenn man eine brenzliche Situation nur anhand von Geräuschen tatsächlich korrekt identifiziert, frage ich mich, wie es damit weiter gehen soll. Selbst Videos oder Mitschnitte von Audios werden nicht immer von Gerichten akzeptiert als Beweis. Würde also ein zufälliger Mitschnitt eines Spielzeuges als Beweis anerkannt werden? Ich bin zwar kein Jurist, ich kann mir aber gut vorstellen, dass das einige Schwierigkeiten aufwerfen müsste.

Ich würde meinem Kind so etwas nicht kaufen und auch nicht schenken lassen, denn solche Spionagespielzeuge haben in einem Kinderzimmer nichts verloren. Damit geht die komplette Privatsphäre vom Kind verloren, denn die Puppe speichert alles ab was mit ihr gesprochen wird. Das können die Hersteller auswerten und machen es auch, damit sie neue Produkte auf den Markt bringen was die Kinder sich wünschen. Oder auch die Eltern die ihre Kinder überwachen wollen und es dafür einsetzen. Neben den unbefugten Dritten die somit auch noch Einblicke ins Kinderzimmer erlangen und damit hantieren können, nicht immer zum Vorteil der Eltern und schon gar nicht für die Kinder.

Die Puppe ist aber nur eines von vielen Spielzeugen die abgehört werden können. Andere Dinge liefern direkt noch ein Bild mit z.B. gibt es ein Kindertablet von V-Tech was nicht nur die Sprache aufzeichnet sondern auch noch eine Kamera beinhaltet. Das ganze ist ebenfalls über das WLAN Verbunden und somit kann man durch das Gerät auch direkte Blicke in das Kinderzimmer erlangen. Wenn das Kind sich umzieht, dort spielt, was es spricht usw. ich würde nicht wollen, dass Bilder und Videos von meinem Kind im Internet landen wie es sich gerade auszieht und damit zum Lustobjekt von pädophilen Spannern im Darknet wird. Davon bekommen aber viele nicht einmal etwas mit, wenn Videos ihrer Kinder oder von ihnen selbst dort verbreitet werden.

Ich achte sehr darauf was die Spielzeuge können und was nicht. So etwas kommt mir nicht ins Haus und ich habe auch schon das Kindertablet was es zu Weihnachten für meinen Sohn geben sollte abgelehnt. Mit der Begründung, dass ich hier nicht Haus und Tür öffne damit jeder Heinz mitbekommt was im Kinderzimmer und in meinem Haushalt von sich geht. Ich misshandele mein Kind nicht, aber dennoch muss die Welt nicht alles von mir wissen. Würde ich das wollen, dann könnte ich auch mit meinem Sohn gemeinsam ins Big Brother Haus ziehen und dort mitmachen. Da weiß man es wenigstens im Vorfeld, aber hier werden die Daten versteckt abgegriffen und was damit wirklich vom Hersteller angefangen wird, wird dir dort niemand sagen.