Kann man gleichzeitig lachen und Angst haben?
Es soll eine alte Lebensweisheit geben, die besagt, dass man nicht gleichzeitig lachen und Angst haben könnte. Was mich anbelangt, trifft das definitiv zu. Wenn ich Angst habe und mich fürchte, ist mir nach allem anderen, nur nicht nach Lachen und Fröhlichkeit. Da habe ich definitiv andere Dinge im Kopf, die mich beschäftigen und die mich beanspruchen.
Mein Partner dagegen ist total anders. Wenn er Angst bekommt, dann fängt er einfach an zu lachen. Je nach Situation lacht er sogar lauter, je mehr Angst er hat und das finde ich schon interessant, weil ich das Verhalten nur bei ihm so beobachtet habe und bei niemandem sonst. Unter "normalen" Umständen hätte ich schon angenommen, dass diese Lebensweisheit eben recht hat, aber bei ihm sehe ich ja, dass es auch Ausnahmen gibt.
Wie ist das bei euch? Könnt ihr gleichzeitig lachen und Angst haben? Findet ihr das unlogisch oder nachvollziehbar? Man spricht doch nicht umsonst vom sogenannten "Angstlachen" oder doch? Oder kommt es eher auf die Art von Angst an, die man hat?
Die absolut zeitgleiche Koexistenz von zwei so archaisch reinen Gefühlen wie Freude und Angst oder auch Angst und Wut ist in meinen Augen nicht möglich. Vorstellen könnte ich mir allerdings einen wilden und sehr abrupten Wechsel dieser Gefühlszustände, zumindest wenn man eine Neigung dazu hat. Oder aber, und das halte ich für noch viel wahrscheinlicher, so ein Lachen könnte eine Übersprungshandlung oder einen Kompensationsmechanismus darstellen, ich glaube nicht, dass derjenige, der plötzlich mit dem Lachen anfängt, obwohl er voller Angst steckt, wirklich auch Freude empfindet.
Das ist dann eher das Lachen aus Verzweiflung oder das typisch nervöse Lachen, was manche Leute an den Tag legen, wenn sie voller Spannungen sind. Ich kenne da durchaus einige Beispiele, so kannte ich mal ein Mädchen, das umso mehr und unbändiger gelacht hat, umso mehr die innere Anspannung bei ihr stieg. Sie war allerdings auch in einer Sekte und schon komplett der Hirnwäsche verfallen, sodass das Verhalten generell manchmal fast Anklänge an Wahnsinn hatte. Eine andere lacht immer, wenn es besonders traurig wurde, selbst auf der Beerdigung ihres eigenen Vaters musste sie immer wieder lachen.
Man muss so etwas dann eben einzuordnen wissen, ich denke so ungewöhnlich ist das gar nicht. Selbst ist es mir auch einmal in meinem Leben passiert, dass ich ausgerechnet auf der Beerdigung meiner Großmutter plötzlich aufgrund einer sehr skurrilen und unpassenden Situation ein nervöses Lachen in mir aufsteigen spürte, was sich zum Glück unterdrücken ließ. Das war auch das einzige Mal in meinem Leben, dass ich so etwas erlebt habe und ich habe mich da auch dann wirklich etwas überspannt gefühlt. Eigentlich müsste der Satz korrekt heißen, dass Freude und Angst sich ausschließen, aber nicht unbedingt Lachen und Angst.
Ich denke, dass viel möglich ist, gerade was Gefühle betrifft. Allerdings kann ich höchstens noch lachen, wenn ich nervös bin. Da klappt das schon manchmal. Aber wenn ich wirklich Angst habe, dann gelingt mir das nicht mehr. Ich bin dann mit allem beschäftigt, aber sicherlich nicht damit etwas lustig zu finden.
Auch kenne ich eher sonst keinen, der wirklich noch lachen kann, wenn er große Angst hat. Hinterher, wenn etwas überstanden ist, dann ist das oft etwas anderes. Dann kann so ein Lachen durchaus schon mal befreiend sein und Erleichterung verschaffen.
Ich würde auch nicht sagen, dass sich Freude und Angst gegenseitig direkt ausschließen. Das ganze passiert dann aber eher im Wechsel als direkt gleichzeitig, wie bei vielen anderen Gefühlsbädern eben auch. Lachen und Angst kann genauso sich abwechseln wie Freude und Angst. Als einfaches Beispiel, man freut sich über seinen neuen Job, hat aber auch Angst den Anforderungen nicht gewachsen zu sein. Es geht hin und her, her und hin mal sind die Abstände größer, kann aber auch binnen weniger Sekunden passieren.
Gleiches ist es mit der Angst und dem lachen. Für manche ist das das Ventil mit der Angst umzugehen indem sie damit los lachen. Auch Trauer und lachen gehört zusammen, so ist es nicht selten, dass jemand auf der Beerdigung anfängt zu lachen und das ganze das Ventil der Trauer ist. Dazu braucht es noch nicht einmal eine Hirnwäsche einer Sekte, dass bekommen auch "normale" Menschen ganz gut hin.
Ein wirklich fröhliches Lachen ist es sicher nicht, wenn man Angst hat und dann lacht. Aber ich kenne es schon, dass man dann noch lachen kann. Allerdings ist es bei mir dann eher auch ein sehr nervöses Lachen, mit dem ich einfach zum Ausdruck bringen möchte, dass ich hoffe, dass alles gut ausgeht. Ein wirklich befreites und fröhliches Lachen ist bei mir ganz klar nicht mehr möglich, wenn ich wirklich Angst habe.
Lachen ist nicht nur Ausdruck von Freude, sondern baut auch Druck ab und kann Anspannung lösen. Wenn wir Angst haben, ist unser Körper in Alarmbereitschaft, sind fokussiert und vorbereitet, im Notfall schnell zu handeln. Man kann es auch mit dem Lachen bei Nervosität vergleichen.
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