Relativitäts-/Stringtheorie mit Gehirn nicht erfassbar?

vom 16.03.2015, 19:29 Uhr

In einem Interview mit dem bekannten Astrophysiker Martin Rees meinte dieser letztens, dass er glaubt, dass die Menschen sich bei der Relativitätstheorie aber auch bei der Stringtheorie reichlich schwer tun werden, einfach weil die Menschen sich 4D und 10D nicht wirklich vorstellen
können.

Es wäre für den Menschen deutlich einfacher etwas zu erforschen, was er mit seinem Gehirn auch begreifen kann und unser Gehirn versteht 4D oder 10D nun mal nicht auf Anhieb, dafür ist es nicht gemacht. Daher ist es gut möglich, dass die Fortschritte in diesen Bereich der Physik in den nächsten Jahren eher schleppend voran gehen werden, einfach weil das menschliche Gehirn nicht in der Lage ist, diese Dinge zu begreifen.

Denkt ihr, dass es irgendwann möglich ist sich mehrere Dimensionen vorzustellen, weil unser Gehirn sich nach der Erschließung neuer Theorien weiter entwickeln wird? Oder werden solche Theorien für die meisten Menschen nie verständlich sein?

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Es gibt viele Bereiche in der Wissenschaft, die man sich nicht mehr vorstellen kann. Das fängt allein schon beim Atom an und setzt sich gerade in der Quantenphysik weiter fort. Aber auch in der Astronomie gibt es Dinge, die man sich einfach nicht mehr richtig vorstellen kann. Wer kann sich schon wirklich vorstellen, welche Strecke ein Lichtjahr wirklich ist?

Deshalb arbeitet die Wissenschaft schon immer mit Modellen. Modelle sind dafür da, dass man einen Sachverhalt auf ein für Menschen verständliches Modell abbildet. So gibt es zum Beispiel verschiedene Atommodelle, angefangen beim einfachen Bohr'schen Modell, welches für viele Anwendungen in der Chemie völlig ausreichend ist.

Gleiches wendet man auch bei mehrdimensionalen Problemen an. Hier gibt es auch verschiedene Modelle. Das einfachste Modell ist, einen dreidimensionalen Raum auf eine zweidimensionale Ebene zu übersetzen.

Letztendlich versucht man sich aber, von der Vorstellungskraft zu lösen und die Probleme mit Mathematik zu beschreiben. Die Mathematik wird dann natürlich sehr abstrakt und nicht mehr anschaulich, aber nur so kann man viele nicht vorstellbare Probleme überhaupt angehen.

Ich denke aber auch, dass einfach viel weniger Leute in der Lage sind, einen Sachverhalt absolut abstrakt zu beschreiben und man deshalb nur schwer Fortschritte in solchen Gebieten macht.

» Weasel_ » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Sicherlich ist es immens schwer, die Relativitätstheorie zu verstehen, von der Quantenmechanik mal ganz zu schweigen. Ich habe mich mehrere Jahre mit beiden Sachverhalten beschäftigt und kann es mir durchaus vorstellen. Es ist schwer, aber nicht unmöglich. Man muss sich natürlich von althergebrachten Denkmustern lösen, aber dann klappt es schon. Vorstellen ist natürlich noch etwas schwieriger, weil wir tatsächlich nicht dazu von der Natur aus entwickelt sind. Aber trotzdem kann man es irgendwie begreifen.

Mathematisch ist das natürlich gar kein Problem, vorausgesetzt natürlich, dass man sich sehr intensiv mit der Mathematik beschäftigt hat und einen dementsprechenden Bildungsstand hat. Und um diese Theorien zu verstehen muss man es sich nicht zwingend vorstellen können. Aber trotzdem gibt es Menschen, die es können. Einstein konnte es sich sehr gut vorstellen, denn sonst wäre er gar nicht auf seine Ideen gekommen, er hatte es ja nicht mathematisch hergeleitet, sondern kam vermöge seiner Phantasie zu den Ergebnissen, er hat sie dann nur noch im Nachgang mathematisch bewiesen.

Die Aussage, dass sich das menschliche Gehirn weiterentwickelt und es sich dann irgendwann als fähig erweist, sich mehrdimensionale Dinge besser vorstellen zu können, ist natürlich Nonsens. Damit sich das Gehirn weiter entwickelt muss eine Evolution stattfinden, welche eine Selektion und Auslese voraussetzt. Und das findet nicht statt. Das menschliche Gehirn ist im Prinzip seit ca. 160000 Jahren gleich weit entwickelt.

Aber ich denke, dass es der falsche Weg ist, sich unbedingt einen vier- oder mehrdimensionalen Raum vorzustellen, denn das können wir tatsächlich nicht. Man muss anders an die Sache herangehen. Ich habe es zumindest geschafft, die Relativitätstheorie und ihre Mechanismen sowie die wirklich abgedrehte Welt der Quantenphysik zu verstehen, aber ich habe sie keineswegs bildhaft vor Augen.

» Freidenker28 » Beiträge: 749 » Talkpoints: 1,02 » Auszeichnung für 500 Beiträge



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