Aus Trotz auf etwas verzichten, weil Eltern dies wünschen?

vom 02.12.2016, 19:49 Uhr

Ich habe mitbekommen, dass eine Bekannte schon länger mit ihrem Partner zusammenlebt, ohne eben verheiratet zu sein. Jedoch weiß ich, dass sich beide durchaus eine Heirat vorstellen können. Aber die Bekannte hat ein eher angespanntes und schwieriges Verhältnis zu ihren Eltern und diese wünschen sich wohl, dass ihre Tochter heiratet. Sie meint, dass sie alleine aus Trotz einer Heirat nicht zustimmen würde. Sie möchte nicht das tun, was ihre Eltern gerne hätten, auch wenn sie gerne heiraten würde.

Ich muss sagen, dass ich nie aus Trotz meinen Eltern gegenüber auf irgendwas in meinem Leben verzichten würde, dass ich gerne möchte. Wenn ich heiraten möchte, dann würde ich das machen, weil ich das so möchte und nicht etwa weil meine Eltern sich dies wünschen. Auch würde ich kein Kind bekommen, nur weil sich meine Eltern vielleicht wünschen Großeltern zu werden. Es wäre doch schade, wenn ich nie heirate, nur weil ich meinen Eltern damit nicht die Genugtuung geben möchte.

Würdet ihr aus Trotz den Eltern gegenüber auf etwas verzichten, auch wenn euch dies selbst wichtige wäre? Bereut man dies nicht irgendwann? Habt ihr so etwas schon erlebt?

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge



Ich würde aus Trotz nichts tun, was ich nicht machen will, und auch nichts lassen, was ich tun will. Wieso sollte ich? Wenn ich mich mit jemandem aus der Familie nicht verstehe, würde ich denen doch gar nicht so viel "Macht" über mich geben wollen.

Das eheste, was ich mir da vorstellen könnte, wäre quasi der Gedanke "Jetzt erst recht!". Wenn ich also ohnehin schon überlege, etwas zu tun, und dann jemand mir sagt, ich solle es lassen, dass ich es dann definitiv tue. Das ist vielleicht auch ein wenig kindisch, aber bei Weitem nicht so sehr, wie etwas zu machen/nicht zu machen nur weil die Eltern dagegen sind.

» Kalu-chan » Beiträge: 718 » Talkpoints: 11,85 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Was hat das mit Trotz zu tun wenn man den Antrag nicht annimmt und kein Kind in die Welt setzt? Man hat sich entschieden das ganze auf Eis zu legen, nicht zu tun und warum wird das dann direkt als Trotz ausgelegt? Das kann man eher sagen, wenn man etwas festgemacht hatte zu einem Zeitpunkt X und dann nur um die Eltern zu ärgern das ganze nicht durchzieht.

Aber wann jemand heiratet spielt dabei doch gar keine Rolle. Manche sind auch ohne Trauschein glücklich und brauchen dieses Stück Papier nicht. Andere kommen ohne Kind aus, andere setzen die in die Welt bevor sie verheiratet sind und andere legen Wert auf die vorherige Heirat. Aber man ist doch selbst Erwachsen und somit kann man sein eigenes Leben leben und auch bestimmen wann etwas passiert und ob etwas passiert. Rechenschaft ist man dabei den Eltern schon lange nicht mehr fällig und es ist einfach albern, wenn Eltern ihre erwachsenen Kinder zu etwas drängen wollen nur damit sie ihr eigenes Leben wie gewünscht leben können.

Aber die Eltern haben im Anschluss nichts mit der Ehe zu tun, kaum etwas mit den Kindern aber wollen darüber entscheiden? Das wäre so, als wenn ich für jemand anderen alles vorschreibe und erwarte das es so gemacht wird und es mir dann "schön" Rede, dass nur aus Trotz das ganze nicht passiert. Kindische Vorstellung von beiden Seiten, da haben die Eltern nicht losgelassen und meinen immer noch ihr kleines Kind vor sich zu haben für das sie alles entscheiden müssen und auch der Erwachsene der sich von seinen Eltern so bevormunden lässt, ist aus seiner Kinderphase noch nicht heraus.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge



Ich finde es von außen immer schwierig, Trotzreaktionen auch richtig als solche zu interpretieren. Ich meine, wenn jemand zum Beispiel einen Jungen geboren hat und die Eltern wollen das Kind unbedingt in blaue Kleidung stecken, ist es dann Trotz, wenn man lieber die Farben grün, weiß und gelb bevorzugt?

Oder hat das nicht eher was damit zu tun, dass man diese Klischeefarben irgendwie albern und dämlich findet? Ich kenne eine junge Mutter, die ganz bewusst auf blau und rosa bei Babykleidung verzichtet und sie hat einen Jungen und ein Mädchen im Kleinkindalter zu Hause. Das hat in meinen Augen aber nichts mit Trotz zu tun.

Ob es wirklich eine Trotzreaktion ist, wird nur die betroffene Person selbst wissen. Denn nur sie wird wissen, ob sie dieses oder jenes insgeheim schon gerne tun würde, aber nur wegen dem Wunsch der Eltern darauf verzichtet. Es kann ja auch sein, dass das von außen einfach falsch interpretiert wird. Das ist schwer zu beurteilen als Außenstehender.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Ich kann mir unter dem Begriff "Trotz" auch nicht viel vorstellen, wenn er in Bezug auf Erwachsene verwendet wird. Das ist für mich so ähnlich wie das Konzept von "Frechheit". Wenn ein Kind den Eltern mutwillig nicht gehorcht und sich querstellt, sagt man, das Kind sei "trotzig", und wenn es "Widerworte gibt", wie meine Oma gesagt hat, sei es "frech". Aber beide Begriffe treffen in meinen Augen auf Erwachsene nur noch sehr bedingt zu.

Außerdem spielen gerade bei Lebensentscheidungen wie Heiraten und Kinderkriegen oft die unterschiedlichsten Faktoren bei der Entscheidung dafür oder dagegen eine Rolle. Da kann ich mir schon vorstellen, dass beispielsweise die Erinnerung an die miserable Ehe der Eltern dazu führt, dass man selber auch keine Lust auf eine Heirat hat. Aber wer sich tatsächlich gegen etwas entscheidet, einzig und allein, um den Eltern eins auszuwischen, hat vermutlich auch als Erwachsene/r noch Probleme mit der Abnabelung von Mama und Papa.

Man macht sich schließlich genauso abhängig von der Meinung anderer, wenn man absichtlich das Gegenteil vom Gewünschten macht, als wenn man aufs Wort gehorcht. Meiner Erfahrung nach ist dies aber nur selten der alleinige Beweggrund, der erwachsene Menschen zu ihren Lebensentscheidungen veranlasst.

» Gerbera » Beiträge: 11335 » Talkpoints: 53,75 » Auszeichnung für 11000 Beiträge


Diese Phase hatte ich mal: So ungefähr mit 17 oder 18 Jahren. Damals war ich eine ganze Weile länger mit einem Jungen zusammen, als die Sache eigentlich gehalten hätte, nur um meine Mutter zu ärgern, die ihn schon beim ersten Ansehen abgelehnt hatte. Letzte Nachwehen der Pubertätszicken. Dahin gehört nämlich trotziges Verhalten, nicht aber in das Handlungsrepertoire eines Erwachsenen.

Als Erwachsene ist mir das schlichtweg zu albern. Wenn ich überlege, ob ich etwas tun soll oder lieber nicht, wäge ich das Für und Wider ab. Ob meine Mutter oder Schwiegereltern etwas gut finden, oder auch nicht, ist dabei kaum Entscheidunskriterium. Viel wichtiger ist, ob ich etwas möchte oder nicht und eben ob es sinnvoll ist oder nicht. Auf eine Ehe, die ich gerne führen würde, würde ich keinesfalls verzichten, nur um meinen Eltern eins auszuwischen.

» Sorcya » Beiträge: 2904 » Talkpoints: 0,01 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


Ich habe ein sehr gutes Verhältnis zu meinen Eltern, daher finde ich es hier schwierig mich in die Lage Deiner Bekannten hineinzuversetzen. Trotz finde ich, ist eine Eigenschaft, die ich auch eher Kindern zuschreiben würde und nicht einem Erwachsenen.

Wenn mein Partner und ich heiraten möchten, dann würden wir das tun, egal welcher Meinung unsere Eltern da sind, das ist etwas was man als Paar beschließt und da hat keiner das Recht sich von Außen einzumischen. Daher wäre es mir egal, was seine oder meine Eltern davon halten.

» HelloKitty34 » Beiträge: 1651 » Talkpoints: 53,78 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



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