Bundesverdienstkreuz für Halterner Schulleiter verdient?

vom 24.11.2016, 10:21 Uhr

Ich habe gelesen, dass der Schulleiter Ulrich Wessel für seine Trauerarbeit mit Schülern und Eltern und Angehörigen das Bundesverdienstkreuz bekommen soll. Er hat sich nach dem Flugzeugabsturz, bei dem auch eine Klasse seiner Schule betroffen war und ums Leben kam, sehr engagiert und war wohl eine große Hilfe und Stütze. Hier Klick kann man einen kurzen Auszug davon lesen.

Nun diskutieren einige in sozialen Netzwerken, ob es denn nötig wäre, dass jemand weg so etwas das Bundesverdienstkreuz bekommt. Manche meinen, dass es doch übertrieben sei und es doch selbstverständlich für einen Schulleiter sein sollte, sich um Schüler und Eltern zu kümmern. Andere sind der Meinung, dass er es durchaus verdient hat und fragen sich, warum der Bürgermeister nicht auch für das Bundesverdienstkreuz vorgeschlagen wurde, da dieser sich schließlich auch bemüht hätte.

Was haltet ihr davon? Findet ihr die Trauerarbeit selbstverständlich oder hat eurer Meinung nach so eine Person, das Bundesverdienstkreuz verdient?

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge



Warum nicht? Wieso wird immer alles als Selbstverständlich abgetan, was es gar nicht ist. Das ist der Schulleiter, nicht sein Job und schon gar nicht sich in die Privaten Dinge einzumischen von anderen so hart es sich anhört. Dennoch hat er es gemacht, viel Zeit und Energie investiert und auch Menschlichkeit dabei bewiesen, dass muss schon belohnt werden.

Schau dir doch mal an wer noch alles das Bundesverdienstkreuz erhalten hat und trägt. Darunter sind auch Dinge, für die ich mich an den Kopf fasse. So haben das Politiker bekommen die ihren Job gemacht haben für "besonders gute und ausgezeichnete Leistungen". Andere bekommen das für andere Dinge z.B. auch einfach den Notruf wählen, obwohl das eine gesetzliche Pflicht ist. Ich sehe das auch als Selbstverständlich an und dennoch wird es verliehen.

Ich habe meinen Religionslehrer reanimiert bis der Rettungsdienst kam, nachdem er im Unterricht einen Infarkt hatte und vor der Tafel umgeklappt ist. Zu dem Zeitpunkt war ich 12 Jahre alt, ich wurde dafür ebenfalls für das Bundesverdienstkreuz vorgeschlagen und mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. Warum? Ich war Schulsanitäter, gab klare Anweisungen an die Umstehenden mit Notruf und Assistenz, hatte medizinische Kenntnisse und sehe es nach wie vor als Selbstverständlich an, dass ich das gemacht habe. Eine besondere Ehrung brauchte ich dafür nicht und Vorteile habe ich dadurch auch keine erlangt. In erster Linie spielte dabei das Alter eine Rolle, hätte das jemand gemacht der 18 Jahre alt gewesen wäre, dann hätte es keine Auszeichnung gegeben da es von ihm erwartet wird. Von einem Kind mit 12 Jahren erwartet das niemand, genauso wenig wie von einem Schulleiter die Trauerarbeit und das Engagement was er an den Tag gelegt hat erwartet wird.

Man interpretiert sich schöne Dinge hinein die man damit vielleicht als Vorteil haben könnte. Aber es ist nur ein Stück Metall an einem Band oder als Anstecker, was hinterher im Schrank liegt und einen selbst daran erinnert. Wert ist das auch nichts, schau auf eBay da bekommst du die Dinger für 2,50 Euro nach geworfen und niemand wird eingestellt nur weil er ein Bundesverdienstkreuz hat oder ist dadurch ein besserer oder schlechterer Mensch. In erster Linie soll es aber andere aufrütteln und daran erinnern, dass eben nicht alles Selbstverständlich ist was als Selbstverständlich angesehen wird.

Wer von diesen Forenusern, die nun weinen, hätte sich hingestellt über Wochen und die Familien getröstet, sich ihrer Sorgen angenommen und nach Lösungen gesucht und quasi sein eigenes Leben komplett zurück gestellt? Finde mal jemanden der in der Lage ist nach solch einem Erlebnis nicht an sich zu denken sondern an andere. Das sollte schon Anerkennung und Auszeichnung finden, auch wenn der Schulleiter das ebenfalls als Selbstverständlich ansehen wird sein eigenes Handeln und Tun.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge


Ich finde, dass das Bundesverdienstkreuz nichts Anderes ist, als eine Geste, die den Staat besser aussehen lässt. In vielen Fällen ist das Kreuz unverdient. In vielen Fällen natürlich schon. Aber man sollte es nicht höher bewerten, als es wirklich ist. Der Halterner Schulleiter hat es natürlich verdient. Aber im Grunde werden bei solchen und ähnlichen Situationen immer Bundesverdienstkreuze vergeben, denn sonst hieße es sofort, dass der Staat die Verdienste seiner Bürger nicht zu würdigen wisse.

Ich unterlag immer dem Irrglauben, dass das Bundesverdienstkreuz etwas ganz Besonderes, etwas Einmaliges ist. Und dass die Kriterien, um es zu erlangen, sehr hochgestochen seien. Aber so ist das nun einmal gar nicht. Damit will ich keineswegs ausdrücken, dass es bedeutungslos ist, aber man kann anhand des Bundesverdienstkreuzes nicht unbedingt auf ein integeres Verhalten schließen.

Ernüchtert wurde ich dadurch, dass meinem früheren Chef das Bundesverdienstkreuz verliehen wurde. Mein Chef hatte Arbeitnehmerrechte immer mit Füssen getreten. Er war der Arbeitgebervertreter für seine Branche in Tarifverhandlungen. Bundesweit! Und wenn dann die Gewerkschaft einen Tarifvertrag mit ihm aushandelte, kamen natürlich alle Büros in Deutschland in den Genuss dieser erhandelten Fortschritte. Alle? Nein! Ausgerechnet unser Büro musste auf diese Dinge verzichten. Und wer sich dagegen wehren wollte, wurde entlassen. Natürlich nicht direkt, sondern indem ihm Dinge untergeschoben wurden.

Nun ja, Irgendwann erhielt er für seine „hervorragende Arbeit im Tarifwesen“ das Bundesverdienstkreuz. Und das auch nur, weil er einige Leute in den höheren Staatsämtern sehr gut kannte. Man kann sich vorstellen, dass ich das Bundesverdienstkreuz jetzt ein wenig anders sehen als früher. Das hat aber mit dem erwähnten Schulleiter nichts zu tun. Der hat es natürlich verdient.

» Freidenker28 » Beiträge: 749 » Talkpoints: 1,02 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Ich frage mich immer, was ein Bundesverdienstkreuz für eine Geste sein soll? Selbst ein Klitschko verdient ein Bundesverdienstkreuz dafür, dass er sich politisch in der Ukraine einsetzt, aber ein Migranten-Deutscher ist, der jetzt politisch in der Ukraine durchaus mal das eine oder andere Mal die große Fresse zeigt und mehr. Muss so etwas belobigt werden?

Ich sehe das ein wenig wie Freidenker, dass dieses Bundesverdienstkreuz eher eine Huldigung für Staatsleute ist, die damit gerne den anderen Ländern zeigen wollen, guck mal, das sind wir Deutschen. Also eher etwas um sich wieder einmal besser darzustellen, als man letzten Endes ist. Zivilcouragierte Bevölkerung, auch Migranten (Thema Klitschko ) werden berücksichtigt und mehr.

Was bringt dem Haltener Schulleiter das Bundesverdienstkreuz für seine Arbeit, die garantiert nicht selbstverständlich war? Kein Bundesverdienstkreuz kann sein Leid mildern, die Tränen der Eltern, denen er unter selbigen Tränen helfen wollte. Der Dank der Eltern, die Zuneigung der Eltern, das Vertrauen der Hinterbliebenen ist ja sogar mehr wert, als ein Stück Blech des deutschen Landes, welches durch Gesetze, Psychologen & Co nicht unbegründet dafür ist, dass ein bekannter psychisch gestörter Mann die Kids in den Flieger töten konnte, weil er sich selber in den Tod riss.

Was bringt also dem Schulleiter das Bundesverdienstkreuz? Dem Schulleiter würde es sicherlich besser gefallen, so wie den Hinterbliebenen, dass man solche Leute endlich aus dem Verkehr zieht, damit sowas sich niemals wiederholen kann. Schweigepflicht hin oder her. Wie oft sind angeblich "GEHEILTE" Pädophile wieder auf freien Fuß und fallen direkt wieder auf?

Es wird vielleicht mal Zeit, statt wertlose Bundesverdienstkreuze zu verleihen und dumme Floskeln zu schwingen, dass der Staat endlich da anpackt, wo offenbar Lecks zu finden sind. Schweigepflicht ist ein tolles Thema, aber diese muss Grenzen kennen und diese hätte hier sein müssen. Es war bereits bekannt und der Schwachkopf fliegt einen Flieger? Super. Der nächste ist dann ein IS-Sympathisant oder was kommt noch?

Entschuldigt meine etwas bösartige Aussage hier, aber sorry, die Kids sind tot, eine Frau mit Baby, ihr Ehemann ist der Hinterbliebene und mehr. Da hilft kein Bundesverdienstkreuz, dass er als Schulleiter eine Klasse weniger hat, die Kids kannte, junge Menschen, die ihr Leben vor sich haben.

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» Kätzchen14 » Beiträge: 6121 » Talkpoints: 1,40 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



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