Wie geheimnisvoll ist bei euch das Weihnachtsfest?
Als ich Kind war, war das Weihnachtsfest noch sehr geheimnisvoll. Da ich katholisch aufgewachsen bin, kam bei uns das "Christkind" und als Kleinkind hat man auch durchaus noch daran geglaubt. Es lag Geheimnis in der Luft und alle malten für das Christkind ein Bild und schon für den Nikolaus, der ja am 6.12. gefeiert wird, wurden Kekse gebacken. Es war irgendwie eine ruhige und geheimnisvolle Stimmung im ganzen Haus und auch in der Stadt hatte man das Gefühl, dass alle ein Geheimnis mit sich herumschleppten. Wunschzettel wurden gemalt oder geschrieben, auch wenn man nicht mehr an das Christkind glaubte. Aber geheimnisvoll war es immer noch.
Auch mit meinen Kindern habe ich immer versucht eine gewisse geheimnisvolle Stimmung zum Weihnachtsfest aufkommen zu lassen. So wurde der Weihnachtsbaum in der Nacht zum Heiligabend geschmückt. Und weil auch überall "Engelshaar" verteilt war, glaubten die Kleinen auch daran, dass Engelchen den Baum geschmückt haben. Schön, wenn man die großen Augen der Kinder dann gesehen hat. Selbst, als sie nicht mehr daran glaubten, war es dennoch immer ein kleiner Brauch bei uns.
Schon das Plätzchen backen war irgendwie sehr ruhig und stimmungsvoll und auch da lag "Geheimnis" in der Luft. Irgendwie sehe ich diese geheimnisvolle Stimmung bei meinen Bekannten mit Kindern nicht mehr so. Da werden Kekse gekauft oder die Oma backt die Kekse und gibt sie den Enkeln. Da wird der Weihnachtsbaum mit den Kindern geschmückt und die Kinder haben ellenlange Listen was sie sich wünschen und wissen schon, was sie bekommen oder ob sie es bekommen.
Wie sehr ist euer Weihnachtsfest noch geheimnisvoll? Wie erlebt ihr und eure Kinder das Weihnachtsfest heutzutage?
Für mich hat Weihnachten schon seit langer Zeit seinen Reiz verloren. Geheimnisvoll war es für mich in der Tat nur während meiner Kindheit. Bereits mit der Pubertät hörte es auch, mit irgendetwas zu bedeuten, außer, dass ich Geschenke bekam. Später war es für mich insofern interessant, da man seine ganze Familie zu Weihnachten wiedersah, denn ich habe immerhin 6 Geschwister. Aber auch dieser Aspekt ging verloren, nachdem meine Eltern starben. Als ich verheiratet war, da war Weihnachten natürlich wieder interessanter, will man versuchte den verlorenen Zauber seinem Kind weiterzugeben, aber nach der Scheidung entfiel das dann auch.
Und heute? Weihnachten ist nur deshalb schön, weil man frei hat. Ich empfinde das gegenseitige Schenken als Zwang und irgendwie total bescheuert. Aber irgendwie gelingt es auch nicht aus diesen Ritualen auszubrechen. Meine Partnerin hat viele Geschwister und ihre Mutter lebt auch noch. Die freuen sich alle auf Weihnachten und durchlaufen das volle Programm. Singen, Bescherung und Weihnachtsessen. Ich quäle mich da förmlich durch, und sehe das sehr rational und kann mich auch kaum über Geschenke freuen, weil ich ja selbst welche verschenke. Ich denke immer, das könnte ich mir ja gleich etwas schenken. Von Zauber ist bei mir absolut keine Spur mehr vorhanden.
Geheimnisvoll war das als Kind für mich nicht. Wir wurden mitgenommen wenn die Geschenke gekauft wurden und somit wusste auch jeder was er bekommt und auch wo es "versteckt" wurde auf dem Schrank. Dort lag es dann bis es mal eingepackt wurde oder auch nicht und am Ende unter dem Baum landete.
Den Baum mussten wir Kinder alleine am 23. geschmückt haben bis 12 Uhr, ansonsten gab es direkt was auf den Hintern und uns wurde unterstellt, dass wir Trödeln. Denn die Baumspitze wurde vom Familienoberhaupt Punkt 12 Uhr aufgesetzt, was danach noch nicht am Baum war wurde sein gelassen und entgegen geworfen.
Ansonsten immer das gleiche, in die Kirche traben dort auf heile Familie machen die so gläubig ist obwohl das niemanden die Bohne gejuckt hat, mehr Schein wie sein für das restliche Dorf. Danach nach Hause, Essen und Geschenke auspacken um direkt im Anschluss sich im Zimmer zu verschanzen da es immer zu Streit und Handgreiflichkeiten gekommen ist. Nächsten Tage immer früh aufstehen damit die Verwandtschaft abgeklappert werden konnte zum Standesgemäßen Anstandsbesuch, ebenfalls super langweilig und bescheiden.
Bei meinem Sohn ist das schon etwas anderes, er muss nicht so beschissene Weihnachten haben als Kind wie ich es hatte. Hier werden Kekse gebacken zusammen, dekoriert. Fensterbilder geklebt, Schneemänner gebaut, Schlitten gefahren und der Baum geschmückt zusammen. Feste Abläufe gibt es nicht und die Geschenke muss er auch nicht mit kaufen und sieht diese vorher nicht.
Zwar hat er einen Wunschzettel, aber nicht alles davon gibt es auch was darauf steht bzw. aufgeklebt worden ist. Denn bislang kleben wir die Sachen aus dem Katalog auf einen Zettel, da er noch nicht schreiben kann. Dann wird der Wunschzettel in einen Briefumschlag gesteckt und ans Fenster gelegt, damit er auch abgeholt wird vom Weihnachtsmann. Natürlich habe ich dann den Zettel und lasse ihn auch nicht liegen, dass er ihn sehen könnte. Geschenke werden unter den Baum gelegt wenn er schläft, denn der Weihnachtsmann will nicht gesehen werden. Christkind gibt es bei uns nicht, dass ist zum Helfer degradiert worden da der Weihnachtsmann nicht überall sein kann zum abliefern der Geschenke.
Nur wegen meinem Sohn mache ich das ganze mit, damit er auch etwas davon hat und er glaubt noch an den Weihnachtsmann mit seiner Werkstatt, den kleinen Helfern wie dem Christkind, Feen und Gnomen die das zusammen bauen und verpacken. Warum sollte ich ihm das nehmen in seiner Fantasie? Da spielt man halt einfach mit, auch wenn mich vieles um das Fest herum eher nervt aber ich muss auch nicht alles praktizieren. So gibt es bei uns keinen Verwandtenpflichtbesuch an den Weihnachtsfeiertagen sondern wird spontan entschieden was man macht. Genauso wenig gibt es jedes Jahr das gleiche zu Essen nur weil Weihnachten ist muss ich keine Ente zubereiten. Nudeln mit Sauce sind genauso gut wenn sie gewünscht werden, da breche ich mir nichts ab.
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