Zu Vorträgen selbst auch immer eigene Thesen aufstellen?
Ich muss in der Uni regelmäßig Referate halten. Die Referate sollen dann auch in eine Diskussion münden, weshalb man sich zum Schluss auch immer einige Thesen oder Fragen überlegen sollte, die man dann aufwirft. Diese Thesen müssen auch unbedingt aufs Handout. Dieses wird dann von den meisten Dozenten gar nicht erst Handout genannt, sondern direkt Thesenpapier.
Jedenfalls kann man es sich selbst aussuchen, ob man sich eben Fragen ausdenkt, oder Thesen - man kann natürlich auch beides machen. Ich mache auch oft beides, wobei es mir leichter fällt, geeignete Fragen zu finden. Thesen aufzustellen, die wahlweise richtig oder beabsichtigt falsch sind und über die diskutiert wird, finde ich dann doch etwas schwerer. Was macht ihr lieber?
Ich denke das hängt auch vom Thema ab. Bei manchen Themen wird es sehr schwer oder geradezu unmöglich sein, passende Thesen zu formulieren, die entweder wahr oder falsch sein könnten. Daher denke ich, dass Fragen zu formulieren, über die man dann diskutieren kann, grundsätzlich leichter sein wird unabhängig vom Thema.
Ich habe mir ein ganzes Studium lang gewünscht, Referate zu hören zu bekommen, die nicht nur Fakten aneinander gereiht haben, bis die vorgeschriebene Zeit herum war. Es stimmt zwar, dass geisteswissenschaftliche Fächer wie Geschichte zum Labern verführen, aber kritisches und wissenschaftliches Denken war den meisten meiner Kommilitonen so was von fern, dass es schon weh getan hat. Die DozentInnen haben zwar ihr Bestes versucht, den Damen und Herren zu erklären, dass es eigentlich nicht reicht, tatsächliche oder vermeintliche Fakten (im Fall von Geschichte ist hier sowieso einiges relativ) abzuschreiben, aber geändert hat sich nicht viel.
Mir selber hat es eigentlich von Anfang an eingeleuchtet, dass ein Vortrag oder Referat sich nicht darauf beschränken sollte, im Prinzip langsam ein Kapitel aus dem Lehrbuch in eigenen Worten vorzutragen, sondern dass man sich selber Fragen zu den Inhalten stellt und diese dann auch an das mäßig interessierte Publikum weiter gibt oder dass man sich eine These greift, die entweder in der Fachwelt umstritten ist oder die man selber nicht nachvollziehen kann, und diese dann vorbringt. Auch unterschiedliche Positionen sind zumindest in den Geisteswissenschaften problemlos zu finden, wenn man sich die Mühe macht und die geistige Potenz besitzt, Inhalte nicht einfach so hinzunehmen, sondern auch mal den eigenen Verstand zu bemühen.
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