Neuen Job schon am zweiten Tag kündigen?
In einem anderen Beitrag habe ich ja schon von einer neuen Kollegin erzählt, die letzte Woche Donnerstag ihren ersten Arbeitstag hatte. Zu diesem Arbeitstag ist sie schon 45 Minuten zu spät erschienen, was nicht besonders gut angekommen ist, weder bei der Chefin noch bei den Kollegen, mich eingeschlossen.
Jedenfalls hatte ich an ihrem zweiten Arbeitstag frei, sodass ich eben erst hinterher durch Erzählungen mitbekommen habe, was passiert ist. Die neue (Ex-)Kollegin kam an ihrem zweiten Arbeitstag nämlich 2,5 Stunden zu spät, wobei sie da wenigstens so freundlich war, zwischendurch anzurufen, und Bescheid zu sagen.
Als sie dann hier war, meinte sie nur, das wäre ihr alles zu stressig und zu viel und hat dann auch direkt gekündigt. Habt ihr einen Job schon direkt am zweiten Tag gekündigt? Was haltet ihr von so einem Verhalten? Sollte man so schnell das Handtuch werfen oder es doch länger versuchen bevor man hinschmeißt? Haltet ihr so ein Verhalten für feige oder mutig?
Das ist weder feige noch mutig, sondern schlicht konsequent. Schließlich ist die Probezeit genau für solche Fälle gedacht und - unabhängig von ihrer Erklärung - dürfte doch klar sein, dass der Job ihr nicht wirklich zugesagt hatte. Und wenn sie nicht unter einem Druck steht, wirklich arbeiten zu müssen (eigentlich geht es nicht um die Arbeit, sondern um die Notwendigkeit ein gewisses Einkommen zu erzielen), dann ist diese Entscheidung sicher für alle Beteiligten das Beste. Wenn auch die Frage im Raum stehen bleiben dürfte, warum sie nicht schon bei der Vorstellung Zweifel hatte bzw. warum dein Personalchef hier so danebenliegen konnte. Aber das tut hinsichtlich der Entscheidung nichts zur Sache. Deine Firma hat jetzt natürlich nur mehr Arbeit, weil die Stelle eben neu besetzt werden muss.
Was hätte man denn von so einer Mitarbeiterin gehabt? Eigentlich kann man doch nun froh sein, dass es so gekommen ist und man endlich seine Ruhe hat. Nun muss eben jemand anderes gefunden werden, aber letztendlich ist es ihre Entscheidung innerhalb der Probezeit gewesen und gut ist es. Dafür ist die Probezeit ja da und man kann es so machen.
Ich würde das nicht machen. Man geht ja nicht umsonst arbeiten, sondern weil man das Geld braucht und da ist es schon ein bisschen schwach, wenn man am 2. Tag aufgibt. Fair gegenüber dem Arbeitgeber ist das auch nicht unbedingt, aber es ist innerhalb der Probezeit in Ordnung.
Ehrlich gesagt frage ich mich, was ihr da zu stressig und zu viel war, denn für mich hört sich das nicht danach an, als wenn es tatsächlich die Arbeit ist, sondern der Anfahrtsweg.
Ich kann mir kaum vorstellen, das sie freiwillig am ersten Tag 45 Minuten zu spät war und am zweiten 2,5 Stunden. Scheinbar wohnt sie so blöd mit so blöden Anbindungen zur Firma, das es einfach unkalkulierbar ist, wann sie ankommt und ganz ehrlich, das kann ich absolut nachvollziehen, das man keine Lust hat auf einen Arbeitsweg, der sich über Stunden hinziehen kann, wenn man Pech hat.
Natürlich sollte man sich den Anfahrtsweg vor Arbeitsantritt ansehen und das auch mal ein wenig durchspielen, wie lange man in etwa braucht, aber dabei kann man nicht immer alle Eventualität beachten oder sie hat sich da tatsächlich schlichtweg verkalkuliert und war ein wenig blauäugig.
So oder so, die Probezeit ist immer dafür da, das sowohl Arbeitnehmer als auch Arbeitgeber schauen können, ob man zueinander passt und auch ob die Arbeit zu einem passt. Häufig wird dabei eben nicht bedacht, das die Probezeit nicht nur dazu da ist, das der Arbeitgeber entscheiden kann, sondern eben auch der Arbeitnehmer. Und für einen Arbeitnehmer gehören auch häufig so Punkte wie z.B. der Anfahrtsweg, Klima in der Firma etc. und wenn man da feststellt, das ist nichts für einen, dann ist es einfach nur konsequent, auch als Arbeitnehmer zu sagen, ich kündige. Besser ist es dann auch es sofort zu machen, als sich vielleicht noch über Wochen, Monate oder Jahre dadurch zu schleppen, denn davon hat niemand etwas.
So wie sie es jetzt gemacht hat, ist es schon richtig, sie quält sich nicht, die Kolleginnen sind nicht dauer genervt, weil sie evtl. ständig zu spät ist und sie warten oder evtl. schon Arbeit mit auffangen müssen. Natürlich ist es für den Arbeitgeber schade, das er jetzt neu suchen muss, aber so sind wenigstens die Fakten klar auf dem Tisch.
So ein Verhalten hat in meinen Augen weder etwas mit Feigheit noch mit Mut zu tun, sondern schlicht mit Planlosigkeit. Wohlwollend interpretiert. Jetzt hat die gute Frau nämlich die Zeit und das Geld von einer ganzen Abteilung verplempert, ein Unternehmen gefunden, bei dem sie sich garantiert nie wieder bewerben muss und sitzt immer noch ohne Job und Einkommen da. In so einer Situation gibt es keinen Gewinner, und es erscheint mir müßig, hier moralische Werturteile wie Feigheit anzubringen.
Statt dessen kann ich nur hoffen, dass die Dame auf den Job nicht angewiesen ist, weil ihr Alter/Göttergatte/Papa genug Kohle ranschafft und sie sich nur spaßeshalber beworben hat, weil das Nachmittags-TV so katastrophal ist. Aber letzten Endes war ja offensichtlich, dass es mit der Mitarbeiterin und dem Job nichts wird, und dann ist es auch von Vorteil, wenn nur ein paar Tage auf den ganzen Firlefanz verschwendet werden und man nicht monatelang versuchen muss, eine Mitarbeiterin wieder loszuwerden, die weder motiviert noch kompetent ist.
Wozu ist die Probezeit ansonsten da? Dort hat jede Seite das Recht zu sagen, es passt nicht und man geht auseinander. Sei es nun, dass es zu stressig ist mit Aufstehen, mit der Anfahrt oder auch die Aufgaben einem nicht zusagen oder das Umfeld. Mutig finde ich daran nichts, jedenfalls besser einen Schlussstrich zu ziehen anstatt sich unnötig zu Quälen und lange wäre das eh nichts geworden. Denn keine Firma lässt es sich bieten, dass ein Mitarbeiter dauerhaft zu spät kommt wie es ihm gerade in den Hals passt. So oder so hätte jemand neues gefunden werden müssen und nicht immer trifft man halt die perfekte Vorauswahl an Mitarbeitern.
Ich habe übrigens auch schon einen Job nach dem ersten Tag direkt gekündigt. Dort war etwas anderes als Tätigkeit angegeben, wo ich am Ende sitzen sollte und zwar dauerhaft. Eingestellt worden bin ich für die Intensivstation zur Überwachung sowie Anästhesie. Am Ende saß ich auf einer Normalstation und sollte dort die Aufgaben einer Pflegehilfskraft machen, die nur die Patienten wäscht und Windeln wechselt. Ganz ehrlich, darauf habe ich mich nicht beworben und man war nicht gewillt mich auf die Stelle zu setzen die im Arbeitsvertrag vorgesehen war und auch benannt wurde. Daraufhin kam halt die Kündigung von meiner Seite nach dem ersten Tag.
Einen Abriss hat mir das ganze auch nicht getan, eine Woche später hatte ich einen anderen Job bei dem auch das eingehalten worden ist was im Arbeitsvertrag zugesichert wurde. Ich muss mich nun wirklich nicht für andere Dinge einspannen lassen wenn der Vertrag dazu nichts hergibt und das mit beinhaltet und dann noch wie den letzten Dreck behandeln lassen so nach dem Motto "sei froh eingestellt worden zu sein". Und mal ehrlich, es gibt davon mehr als nur einen und einen Arbeitgeber bei dem man nur 1-2 Tage war, kann man im Lebenslauf auch einfach unter den Tisch fallen lassen und fällt nicht großartig auf.
Ich habe in der Tat auch schon mal von mir aus am zweiten Arbeitstag gekündigt. Aber nicht weil ich zu spät gekommen wäre oder der Job zu stressig war. Nein, mir hat die ganze Firma einfach nicht meinen Vorstellungen entsprochen und so habe ich den Chef ganz einfach gefragt, ob es ihm etwas ausmachen würde, wenn ich morgen nicht mehr käme. Der Chef hat das verneint und schon war der Fall für beide Seiten erledigt. Ich finde nicht, dass das etwas mit feige oder mutig zu tun hat, sondern das kommt immer auch besonders auf die Situation und Gegebenheiten an.
Ich kam am ersten Arbeitstag auch zu spät, weil mein Auto kaputt gegangen war. Das war halt ungünstig, aber was will man machen? Und ich war es von meinem vorhergehenden Job gewohnt, dass man zu spät kommen darf, sodass ich mich auch erst daran gewöhnen musste, immer perfekt pünktlich zu sein. Das ging auch manchmal schief.
Wenn ich stattdessen ein anderes Jobangebot gehabt hätte, wo ich wieder flexible Zeiten gehabt hätte, dann wäre ich gegangen und mir wäre das auch egal gewesen, ob die Firma dann Stress hat, weil sie wen anderen suchen muss. Das ist doch dann nicht mein Problem.
Scheinbar ist Pünktlichkeit nicht so Ihr Ding und auch merkt man meiner Meinung nach das Sie wohl keine richtige Lust hat, sonst hätte Sie versucht pünktlich zu kommen. Vielleicht hat Sie auch noch ganz andere Gründe, manchmal passt es im Leben einfach nicht und dann ist es gut wenn man die Reißleine zieht.
Viele nehmen einen Job auch nur an weil Sie gerade einen brauchen und nicht weil Ihnen die Arbeit wirklich Spaß macht. Ich persönlich hätte der Sache wohl eine längere Chance gegeben, aber ich hatte auch schon Jobs die ich hätte früher abbrechen sollen.
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