Als Student über seine Verhältnisse leben?

vom 24.11.2016, 11:17 Uhr

Eine Freundin von mir ist in einer Beziehung, wobei ihr Partner auch studiert hat. Er hat aber im Laufe seines Studiums ziemliche Schulden angehäuft, worüber sie nicht gerade erfreut ist. So hatte er zum Beispiel in dem europäischen Land, in dem er studiert hat, jeden Monat 1500€ zur Verfügung gehabt und da hätte er es nicht geschafft, Geld anzusparen und zur Seite zu legen. Meine Freundin lebt jetzt in diesem Land, wo ihr Partner studiert hat und sie meinte, von den Lebenshaltungskosten her, wäre es durchaus realistisch, wenn ein Student bei dem monatlichen Budget problemlos 600-700€ hätte zur Seite legen können ohne sehr sparsam leben zu müssen.

Trotzdem hat es ihr Partner im Studium geschafft, Schulden anzuhäufen und nach 7 Jahren, am Ende des Studiums hatte er insgesamt 70.000€ Schulden angehäuft. Als ich das hörte, ist mir erst einmal die Kinnlade runtergeklappt, weil mir dafür einfach das Verständnis fehlt. Er hätte das Geld einfach für häufige und teure Reisen ins Ausland ausgegeben, aber auch Luxusgüter und Markenklamotten. Dass das Geld da nicht reicht, kann ich mir gut vorstellen. Könnt ihr verstehen, wie man als Student über die eigenen Verhältnisse leben kann? Hättet ihr das unter Umständen genauso gemacht? Was bewegt Menschen dazu, so zu leben? Hat hier die Erziehung versagt oder ist das Charakterfrage?

Benutzeravatar

» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Man muss kein Student sein um über seine Verhältnisse zu leben. Was dazu führt ist sehr unterschiedlich, manche wissen einfach nicht was Geld wert ist und was es kostet, andere machen sich keine Gedanken und sagen sich "ich lebe hier und jetzt warum sparen" und andere machen das auch ganz bewusst. Darüber kann man hier nur munkeln, ebenfalls ob er den Bezug zu Geld und dessen Wert überhaupt einmal in seiner Erziehung kennengelernt hat oder ob alles bislang zugeflogen ist und er sich noch nie Gedanken machen musste woher das Geld kommt, weil Mami und Papi alles überwiesen haben.

Offenbar musste er nichts dafür tun. Im ersten Moment hören sich 1500 Euro auch viel an, gerade wenn man ein Student ist und noch nie auf dem Arbeitsmarkt vorhanden war und diese Summen auch für eine Vollzeitarbeit am Ende auf dem Konto hatte. Für das nichts tun ist das jedenfalls eine ganze Menge und man musste dafür nicht einmal selbst etwas machen, da kommt schon eine andere Einstellung zum tragen als wenn man dafür über Wochen im Dreck mit den bloßen Fingern gewühlt hat.

Dann ist auch noch die Frage was man wirklich braucht. Niemand braucht Markenklamotten, Reisen ins Ausland und Co. Aber dennoch sagen manche sie brauchen das, damit sie sich vollwertig fühlen und anderen ist das komplett egal. Ich z.B. ich brauche keine Reise und ich brauche auch keine Markenklamotten, ich brauche etwas das mich wärmt und vor Einflüssen schützt und Reisen sehe ich als überflüssig an. Andere finden das toll und haben eine andere Meinung dazu, folglich werden sie dafür auch mehr ausgeben als ich, der da kein Geld "verschwendet".

Manch einer besteht auf seine Marken Nutella, andere nehmen die billigeren Sorten davon und kommen auf ganz andere Lebenshaltungskosten, dass man pauschal nicht sagen kann was jeder einzelne dafür ausgibt und ausgeben muss. Gehe ich vom absoluten Minimum aus, dann kommt man sicherlich noch günstiger dabei hin als was dir angegeben worden ist mit den 600-700 Euro im Monat.

Benutzeravatar

» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge


Ich sehe nun keinen Unterschied, ob man als Student über seine Verhältnisse lebt oder als Angestellter oder sonst was. Vielleicht hat er sogar gedacht, wenn er fertig studiert hat, verdient er eh so gut, dass er alles zurückzahlen kann. Das könnte sogar stimmen, wenn er denn seinen Lebensstil irgendwann mal seinen Verhältnissen anpasst.

Aber so einen Schuldenberg finde ich in jeder Situation unangebracht. Als Student sollte es einem noch einfacher fallen, bescheidener zu leben, weil ja auch fast alle Kommilitonen nicht viel Geld haben. Mit wem fährt man denn dann in den teuren Urlaub? Aber auch als Angestellter, Arbeitsloser, Manager etc finde ich es nicht angebracht, über seine Verhältnisse zu leben. Auch dann ist es nicht nötig, Geld für Dinge auszugeben, das man nicht hat. Wenn man in dem Beruf ordentliche Kleidung braucht, muss man für den Posten halt mehr ausgeben. Aber teure Urlaube sind nie nötig.

Bei dem jungen Mann hier sehe ich halt jetzt nur ganz akut die Gefahr, dass er einfach so weitermacht. Wenn er jetzt verdient, wird ihm sein Gehalt auch nicht reichen, wenn er schon als Student mit Geld um sich schmeißen musste. Da wäre jetzt vielleicht eine Schuldenberatung angebracht, damit er aus dem Teufelskreis rauskommt.

Benutzeravatar

» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Für mich macht es schon einen Unterschied in der Wahrnehmung ob man Student ist oder Vollzeit in seinem Beruf arbeitet. Bei einem Studenten gibt es schon die Erwartung, dass er ein eher einfaches Leben führt und nicht so viel Geld zu Verfügung hat, bei einem Arbeitnehmer sieht das anders aus.

Als ich studiert habe hat zum Beispiel niemand erwartet, dass ich ein Auto habe. Da sind alle direkt davon ausgegangen, dass ich mit öffentlichen Verkehrsmitteln oder Fahrrad unterwegs bin, auch als ich später ein eigenes Auto hatte. Als ich dann einen Job hatte und eine Zeit lang das Auto abgeschafft hatte weil es an meinem Wohnort nie Parkplätze gab und ich problemlos mit der Straßenbahn zur Arbeit fahren und alles Wichtige zu Fuß erledigen konnte, waren einige doch erstaunt, dass ich kein eigenes Auto hatte.

Die Erwartung der Umwelt oder der Vergleich mit anderen Menschen spielt bei vielen schon eine Rolle wenn es um den Konsum geht und deshalb finde ich einen Studenten, der weit über seine Verhältnisse konsumiert schon etwas ungewöhnlicher als einen Arbeitnehmer.

Benutzeravatar

» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge



Wo bekommt denn ein Student ohne regelmäßiges Einkommen, so einen Kreditrahmen eingeräumt? Das ist ja eine wahnsinnige Schuldensumme nur für reinen Konsum. Dann hat er jedes Jahr Zehntausend Euro für Reisen und Luxus auf den Kopf gehauen. In dem Fall würde ich nicht davon ausgehen, dass er sich in absehbarer Zeit ändert, wenn er über Jahre so gelebt hat. Wie sieht er selbst die Sache denn jetzt?

Ich hatte auch mal eine Freundin, die noch zu Schulzeiten über ihre Verhältnisse lebte, sodass sich auf dem Girokonto ein vierstelliges Minus angesammelt hatte, da habe ich auch nicht verstanden, dass die Bank das so mitgemacht hat. Am Ende wurde sie von ihrer Mutter ausgelöst. Ich hätte mir solche Sperenzchen zu Hause nicht erlauben dürfen, meine Eltern hatten nun auch nicht soviel Geld als dass sie mal eben einige Tausend Mark Schulden für mich hätten tilgen können oder wollen.

Von daher kenne ich persönlich das über die Verhältnisse leben gar nicht, zum Glück. Ich kenne aber durchaus Leute, die lange erwachsen sind und teils gut verdienen und trotzdem wirklich immer im Minus sind und mehrere Kredite laufen haben, um ihren alltäglichen Luxus in Form von Reisen, Kleidung und technischen Geräten finanzieren zu können. Einige Exemplare ändern sich da nie und haben immer Geldsorgen, egal wie alt, egal wie viel sie verdienen.

» Verbena » Beiträge: 4970 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 4000 Beiträge


Ich frage mich ehrlich gesagt, wie man an die Schulden kommt. Wo hat er die denn? Immerhin bekommt man als Student in der Regel keine Kredite und Eltern werden ja wohl nicht so blöd sein dem Kind jedes Jahr 10.000 € zu geben nur weil man Luxus genießen möchte.

Es gibt aber auch durchaus Menschen, die in einem Angestelltenverhältnis leben und nicht mit Geld umgehen können. Es ist bei solchen Menschen denke ich immer der Wunsch vorhanden besser zu leben, besser dazustehen und deswegen gibt man Geld aus, was man definitiv nicht hat.

Bei einem Studenten kann ich ein solches Verhalten aber nicht verstehen. Dieser hat doch auch nur Menschen um sich herum, die auf das Geld achten müssen. Als Student hat man doch nicht viel und die paar Jahre muss man einfach normal durchhalten und sich einschränken, aber so geht es dann ja auch den Freunden, die man im Studium hat, weswegen ich nicht verstehen kann, wieso man zwingend besser sein möchte und solche Dinge wie eine Reise machen muss.

Benutzeravatar

» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^